Interview mit einem Polizisten
"Schießen musste ich Gott sei Dank noch nicht"
Der Polizeiberuf ist stressig – und manchmal gefährlich. Was aber macht einem Polizisten an seiner Arbeit Spaß, was ist dagegen schlimm? Özkan Büyükmurat sprach darüber mit dem Streifenpolizisten Bernhad Gut.
Özkan Büyükmurat, Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule & BVJ1
Do, 29. Mär 2012, 9:21 Uhr
Schülertexte
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Bernhard Gut: Ich bin Polizist im Streifendienst, also mit Uniform. Streifendienst bedeutet, dass wir 24 Stunden arbeiten, also rund um die Uhr, in drei verschiedenen Schichten. Meine Funktion ist Dienstgruppenleiter, das heißt, ich führe eine Dienstgruppe mit insgesamt sieben Beamten. Mein Dienstgrad ist Polizeihauptkommissar, ich habe drei silberne Sterne auf meinem Abzeichen.
Zischup: Muss man die deutsche Staatsangehörigkeit haben um ein Polizist zu werden?
Gut: Grundsätzlich ja, aber es gibt Ausnahmen, damit auch andere Bevölkerungsgruppen, zum Beispiel Türken die Möglichkeit haben, den Beruf zu ergreifen.
Zischup: Wie sind die Arbeitsstunden?
Gut: Ich arbeite im Mittagsdienst von 13 bis 20 Uhr, danach am Folgetag im Frühdienst von sechs bis 13 Uhr und am gleichen Tag noch von 20 bis sechs Uhr. Also ist meine Schichtfolge Mittag – Früh – Nacht.
Zischup: Muss man jeden Tag einsatzbereit sein?
Gut: Grundsätzlich ja, aber natürlich haben wir auch Pausen nach den Diensten und auch Urlaub.
Zischup: Ist es wichtig, wie viel man wiegt oder wie groß man ist?
Gut: Es gibt eine Mindestgröße, die jedoch immer wieder verändert wird, aber meist im Bereich von 1,60 bis 1,65 Meter liegt. Ich selbst bin 1,69 Meter, also groß genug. Eine Gewichtsvorgabe gibt es nicht, man darf aber insgesamt nicht zu dick, aber auch auch nicht zu dünn sein. Das sagt dir dann der Arzt bei der Untersuchung.
Zischup: Was ist Mittlerer Polizeidienst und Gehobener Polizeidienst?
Gut: Für den Mittleren Dienst braucht man Mittlere Reife als Einstellungsvoraussetzung. Für den Gehobenen Polizeidienst braucht man Fachhochschulreife, diese Ausbildung ist auch länger als die für den Mittleren Dienst. Die Dienstgrade im Mittleren Dienst beginnen mit "Meister", die Kollegen haben blaue Sterne auf der Schulter. Die Dienstgrade für den Gehobenen Dienst beginnen mit "Kommissar", die Sterne sind dann silber. Im Gehobenen Dienst verdient man etwas mehr.
Zischup: Was war Ihr schönstes und was Ihr traurigstes Erlebnis?
Gut: Bei uns passiert sehr viel, so dass sich die schönsten Erlebnisse immer abwechseln. Schön ist es aber schon, wenn man einem Autofahrer nach einem Unfall helfen kann oder wenn man vermisste Leute wiederfindet, um die sich die Angehörigen Sorgen gemacht haben. Es gibt viele schlimme Erlebnisse, wenn man sieht, wie Familien auseinanderbrechen oder Leute verletzt werden. Das Schlimmste bislang war, als ich einer Ehefrau mitteilen musste, das ihr Mann bei einem Verkehrsunfall auf der Autobahn verstorben ist. Sie hatte noch mit ihm telefoniert, kurz bevor der Unfall passierte.
Zischup: Hat man genug Freizeit, um ein Hobby zu haben?
Gut: Die hat man, allerdings arbeite ich ja jeden Tag zu einer anderen Zeit, deshalb kann ich auch manchmal nicht zum Training gehen. Eine Sportart mit festen Terminen in der Woche ist schwierig zu machen. Zumindest im Schichtdienst, da ich ja auch abends arbeiten muss.
Zischup: Muss man sportlich sein?
Gut: Ja, auf jeden Fall! Man muss auch in der Ausbildung einen Leistungstest machen. Später macht man zweimal monatlich Sport, wie Laufen, Schwimmen und so weiter.
Zischup: Verdient man genug?
Gut: Man verdient gut. Allerdings wird damit auch das Risiko bezahlt, in einem Einsatz verletzt zu werden. Weiterhin muss man sich als Polizist viele Dinge anhören, die sich nicht jeder privat sagen lassen würde.
Zischup: Wurden Sie schon mal als Bulle beschimpft? Wenn ja, wie fühlt sich das an?
Gut: Das kam bislang einmal vor, dabei wurde ich sehr wütend, da ich mich auch in vielen Fällen zum Wohle der Bürger einsetzte und ich oftmals mehr Hilfe leiste, als ich eigentlich müsste. Ich beschimpfe auch keine anderen Leute und beleidige sie, nur weil ich mit ihrem Beruf nicht klar komme.
Zischup: Mussten Sie schon mal Ihre Waffe einsetzen?
Gut: Einmal habe ich die Waffe gezogen, als wir ein Auto verfolgt haben und es Hinweise gab, dass der Fahrer zuvor bewaffnet eine Tankstelle überfallen hat. Am Schluss hat sich aber gezeigt, dass er betrunken war und vor der Polizeikontrolle aus Angst vor dem Führscheinentzug geflüchtet ist. Schießen musste ich dabei Gott sei Dank nicht.
Zischup: Hat jeder Polizist eine Dienstwaffe? Wenn ja, wo werden die Waffen in der Freizeit aufbewahrt?
Gut: Jeder Polizist hat eine Dienstwaffe und auch einen Waffenschein für diese Waffe. Die Schießausbildung gehört auch zur Ausbildung, man muss auch einen Test bestehen. Die Waffe ist während meiner Freizeit auf der Dienststelle im Waffenschrank, wo ich ein spezielles Fach habe.
Zischup: Haben Sie schon mal einen Bekannten oder einen Familienmitglied bei einer Straftat erwischt?
Gut: Nein, bislang noch nicht. Ich arbeite auch in einem Gebiet, zu dem mein Heimatort nicht gehört.
Zischup: Wie lange sind Sie in diesem Beruf schon tätig?
Gut: Seit 25 Jahren. Ich habe meine Ausbildung im März 1987 begonnen, das heißt ich hatte vor kurzem mein 25-jähriges Dienstjubiläum.
Zischup: Haben Sie schon mal Trinkgeld bekommen?
Gut: Nein. Es kamen aber schon Leute, die haben sich für eine große Hilfe mit einem Kuchen bedankt, den haben wir dann zusammen auf der Schicht bei einer Tasse Kaffee gegessen und uns auch darüber gefreut.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich gerne als Polizist arbeite, ich habe viel Kontakt mit den Leuten und erlebe sehr viele interessante Dinge. Manchmal ist es auch stressig und anstrengend, denn wir müssen über jede Tätigkeit einen Bericht schreiben. Dies können unter Umständen drei bis fünf Seiten sein, die ich zum Beispiel noch morgens um fünf Uhr im Nachdienst schreiben muss. Das sieht man im Fernsehen nicht, aber es gehört mit zur Tätigkeit. Als Polizist muss man einfach viele Dinge können, wie die Gesetze kennen und Texte schreiben. Dies ist auch ein wichtiger Teil der Prüfung.
Kommentare
Kommentarbereich ist geschlossen.