"Sagen, was los ist"
"Ihr sollt nicht streiten", sagen Erwachsene oft zu Kindern. "So ein Quatsch", sagt Schulsozialarbeiterin Kathrin Schmider vom Jugendhilfswerk Freiburg. "Denn Streiten ist wichtig." Es kommt nur darauf an, wie man miteinander streitet. .
Interview von Christian Engel
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In der Schule sind es häufig diese Themen: Ich darf nicht mitspielen und werde ausgeschlossen; der andere hat meinen Füller weggenommen und es mir nicht gesagt; jemand kickt meinen Schulranzen durch die Gegend.
Wir streiten also, weil wir etwas unfair finden.
Genau. Wir werden wütend, weil eine Situation eintritt, die für uns nicht in Ordnung ist. Anders gesagt: Im Streit setzen wir uns dafür ein, was uns wichtig ist: Dass man gut mit meinen Sachen umgeht, mich nicht ausschließt, ehrlich zu mir ist. Es ist auch okay, wütend zu werden. Ich kann eh nicht darüber bestimmen, ob ich wütend bin oder nicht.
Es geht also vielmehr um die Frage, wie man dann seine Wut äußert, also richtig streitet.
Ja. Hauen und Beleidigen sind keine hilfreichen Möglichkeiten. Besser sagt man seinem Gegenüber erst einmal, dass man wütend ist. Dann weiß der andere, was bei einem los ist. Und dann ist es wichtig, sich zu fragen: Was will ich eigentlich? Wie soll es sein, damit es für mich passt?
Können Sie uns das an einem Beispiel erklären?
Nehmen wir an, es ist Pause. Dein Freund rempelt dich beim Rausrennen an, kickt dabei deine Schuhe weg und wartet nicht auf dich. Du ärgerst dich. Und zwar so richtig. Wenn du die Situation – den Streit – lösen willst, könntest du zum anderen hingehen und sagen: "Hey, ich fand das gerade richtig doof. Ich wollte auch schnell in die Pause und außerdem gern mit dir spielen." Im besten Fall sagt der andere dann: "Oh, tut mir leid, das habe ich gar nicht gemerkt – ich wollte unbedingt raus auf die Nestschaukel und da muss man schnell sein."
Nehmen wir an, der Spruch ist keine faule Ausrede, sondern – da es ja um Freunde geht – eine ernstgemeinte Entschuldigung, ...
... dann hat man sich ausgesprochen, also einen Streit gelöst. Danach kann es friedlich miteinander weitergehen. Keiner muss sich falsch und schuldig fühlen. Spricht man sich jedoch nicht aus, bringt das nicht mehr Freundschaft, sondern mehr Abstand.
Sollte man den anderen immer gleich zur Rede stellen, wenn man sich ärgert?
Manchmal hilft es auch, kurz durchzuatmen und es später anzusprechen. Aber wie gesagt: Wenn ich etwas für die Freundschaft tun möchte, dann sage ich, wenn ich mich wütend oder traurig fühle. Und wie ich es haben möchte.
Es braucht aber Mut, etwas anzusprechen.
Total! Das muss man üben. Wichtig ist: Man kann sich auch immer Hilfe holen, um einen Streit zu lösen, etwa bei Eltern, Lehrerinnen, Schulsozialarbeitern oder Streitschlichterinnen. Und das Schöne ist: Wenn man einen Streit gut und fair löst, eine Entschuldigung ehrlich ausgesprochen und angenommen wird, kann eine Freundschaft daran wachsen.
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