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Rundweg mit Psalmen und Musik

  • Mi, 11. September 2024
    Münstertal

     

Zwei Konzerte und ein Rundgang über den Psalmenweg: In St. Trudpert in Münstertal gab es jetzt ein besonders Konzertereignis.

Sängerinnen aus der Region unter der L...über den Psalmenweg von St. Trudpert.   | Foto: Bianca Flier
Sängerinnen aus der Region unter der Leitung von Karin Karle und der Kunstexperten Arno Herbener gestalteten das Konzert mit dem kommentierten Rundgang über den Psalmenweg von St. Trudpert. Foto: Bianca Flier
Für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung am Tag des offenen Denkmals in Münstertal sorgte ein Ensemble aus Sängerinnen der Region unter Leitung von Bezirkskantorin Karin Karle. Mittelpunkt war indes ein kommentierter Rundgang mit dem Münstertäler Kunstexperten Arno Herbener auf dem Psalmenweg, der vor einem Jahr beim Kloster eröffnet wurde.

Musik und Wortbeiträge waren auf die enge Verbindung zwischen der zeitlosen Glaubenstiefe der Psalmen und der Geschichte des Klosters abgestimmt. Mit zwei Konzerten in Kloster- und Pfarrkirche wurde der Rundgang umrahmt. Psalmenvertonungen aus der Gregorianik, von Felix Mendelsohn Bartholdy und Andrew Fletcher, leiteten den konzertanten Teil in der Klosterkirche ein. Lupenreine Intonation und Luzidität prägten die A-cappella-Vorträge der Sängerinnen.

Der Tag des offenen Denkmals stand unter dem Motto "Wahr-Zeichen". Wie Arno Herbener betonte, sind auch die Jahrtausende alten Psalmen des Alten Testaments Wahrzeichen der Kultur. Darüber hinaus seien sie Fundamente des Glaubens und markierten sowohl die Höhen und Tiefen der biblischen Geschichte als auch die unsterbliche Zuversicht, die aus ihnen spricht. Als zeitloses Welterbe der christlichen Religion betonen diese Danklieder Gottes zuverlässige Hilfe für den Menschen. Die meisten der 150 Psalmen hat wohl der biblische König David verfasst, doch gibt es über die Autoren keine wissenschaftliche Gewissheit.

Auf dem sechs Stationen umfassenden Rundweg erläuterte Herbener die jeweiligen Psalmworte und ihren Bezug zur Geschichte des Klosters. St. Trudpert, so der Kunstexperte, sei eine der frühesten Stätten des Christentums nördlich der Alpen. Trudpert, ein iro-schottischer Missionar, habe in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts gelebt. Dort, wo die Station mit dem 84. Psalm angebracht ist, wurde der Heilige mutmaßlich ermordet.

Der wunderbare Blick, den man von dieser Stelle aus auf das Kloster hat, ist ein Fingerzeig auf den Text des Psalms, der von Gottes lieblichen Wohnungen erzählt. Eine weitere Station ist dem achten Psalm und der Herrlichkeit von Gottes Schöpfung gewidmet. Zwar machte Gott den Menschen zum Herrn über die Erde, so Herbener, doch sei dies gerade aktuell auch eine Verpflichtung zur Bewahrung dieser Schöpfung.

Der Klagepsalm 136, der auf die babylonische Gefangenschaft des Volkes Israel hinweist, markiert eine weitere Station des Psalmenweges. An dieser Stelle wies Herbener auf die Grundsteinlegung des Klosterneubaus im Jahr 1925 hin. Zuvor hatten die Schwestern des Heiligen Joseph im Kloster Einzug gehalten. Doch mussten sie wegen des Verlustes ihres Vermögens aufgrund der Insolvenz einer Freiburger Bank einen großen finanziellen Rückschlag hinnehmen. Die Baumaßnahmen verzögerten sich und kamen erst 1965 zu einem Ende.

Trost und Verheißung versprach die Station, die dem 23. Psalm gewidmet ist. "Der Herr ist mein Hirte" ist der wohl bekannteste und beliebteste Psalm. Sein Wortlaut betont die Zusicherung Gottes auf seine nie versagende Hingabe und Fürsorge für den Menschen, wie Herbener betonte. Bei der Station zum 121. Psalm, "Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen", erfreute das Vokalensemble die Besucher mit der Darbietung des "Sommer-Psalms" von Waldemar Ahlen.

Die letzte Station des Rundgangs lag am sogenannten Ölberg am Aufgang zur Pfarrkirche. In bewegenden Worten schilderte Herbener den Bezug des Textes zur Leidensgeschichte Christi, betonte aber auch den großen Trost, der sämtlichen Psalmen innewohnt, und den göttlichen Schutz, der in allen Höhen und Talsohlen seiner Historie dem Kloster St. Trudpert zuteil wurde.

Das großartige Abschlusskonzert in der Pfarrkirche war noch einmal ein Höhepunkt der Veranstaltung. Ergriffen lauschten die zahlreichen Zuhörer den Vokaldarbietungen des 23. Psalms von Franz Schubert und des 13. Psalms von Johannes Brahms. Mit den dramatischen Orgel-Litaneien von Jehan Alain und Johann S. Bachs Adaption des Psalms "An den Wassern von Babylon" ließ Karin Karle das herrliche Volumen der großen Emporenorgel auf virtuose Weise erklingen. Arno Herbener sprach zum Schluss einen irischen Segen.

Ressort: Münstertal

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