Interview

Robbie Williams: „Leider habe ich eine große Klappe“

BZ-INTERVIEW mit Robbie Williams über sein neues Album, seine Ängste als Künstler und seine Tourpläne.  

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Obgleich immens erfolgreich, sorgt sich Robbie Williams um seine Karriere.   | Foto: dpa
Obgleich immens erfolgreich, sorgt sich Robbie Williams um seine Karriere. Foto: dpa

Robbie Williams neues Album "The Heavy Entertainment Show" ist ein typischer Pop-Rundumschlag mit Gästen wie The Killers, Ed Sheeran und Rufus Wainwright. Auch Guy Chambers, Co-Autor der großen alten Williams-Hits wie "Angels" ist endlich wieder mit im Boot. Im Interview mit Steffen Rüth spricht der 42-Jährige über seine ausschweifende Vergangenheit, Ehrgeiz und Konkurrenzdenken.

BZ: Ihre neue Single heißt "Party Like A Russian". Wie machen sie denn Party, die Russen?
Williams: Massiv und ausschweifend. Kein Vergleich zu den Deutschen und zu den Engländern, die ja so gerne denken, sie wären die geilsten Partyhengste. Vergiss es, Russen spielen in einer höheren Liga. Das ist echt Hardcore. Niemand macht Party wie die Russen.

BZ: Wann war denn Ihre letzte Russenparty?
Williams: Ich mache all das nicht mehr. Aber ich habe noch diese Mentalität tief in meinem Inneren drin. Ich bin ein sehr böser Junge, der lieb geworden ist.

BZ: Wo versteckt sich der böse Robbie?
Williams: Der besucht mich jede Nacht in meinen Träumen. Im Ernst.

BZ: Und Sie leben ihn in der Musik aus. Der Song "Pretty Woman", den Sie mit Ed Sheeran geschrieben haben, handelt von einem Abend im Strip-Club. Auch in "Hotel Crazy", einem funky Duett mit Rufus Wainwright, wird ordentlich die Sau rausgelassen.
Williams: Ich fürchte, dass sind eher die Phantasien dieser beiden wunderbaren Herren. Ich weiß nicht, was die beiden partymäßig so drauf haben, aber zumindest Ed ist ja noch jung.

BZ: Vermissen Sie das Leben des jungen, ungestümen Robbie?
Williams: Die ehrliche Antwort lautet: nein. Mir fehlt das nicht. Ich bin sogar froh, dass ich das nicht mehr machen muss. Ich würde das körperlich nicht schaffen, ich will und kann den Preis nicht mehr bezahlen. Die fürchterlichen Kater, die Kopfschmerzen, die Depressionen – das ist es nicht wert. Je älter du wirst, desto kürzer werden die Höhepunkte und die Euphorie, das Verhältnis stimmt nicht mehr.

BZ: Im Song "The Heavy Entertainment Show" behaupten Sie, Sie würden Ihre Kinder für einen Hit in Belgien verkaufen. Trifft das wirklich zu?
Williams: Nein, nein, es müssten schon alle Beneluxländer zusammen sein. Obwohl, die sind ziemlich klein. Nehmen wir noch Asien dazu. In China bin ich so gut wie unbekannt, während Maroon 5 dort Tausende Tickets verkauft haben.
BZ: "The Heavy Entertainment Show" ist Ihr elftes Album. Sind Sie noch immer nervös, wie neue Songs ankommen?
Williams: Oh ja, tierisch. Das geht auch nicht weg. Ich spüre ein sehr schweres Gewicht auf meinen Schultern. Ich will das Schiff, das meine Karriere ist, weiterlaufen lassen, auch, wenn die Gewässer mal unruhig sind. Ich will auch mein nicht gerade kleines Ego zufriedenstellen. Ich weiß nicht, ob mein Ego es aushielte, wenn die Fans plötzlich alle weg wären. Das ist eine Sorge, die ich mir praktisch permanent mache.

BZ: Sie müssten sich keine Sorgen mehr machen. Sie sind Robbie Williams...
Williams: Ja und? Machen Sie sich keine Sorgen? Ich habe immer noch diesen Ehrgeiz, diesen riesigen Ehrgeiz. Ich fühle mich wie ein Taucher, der Angst und Panik hat, dass ihm unter Wasser jemand den Sauerstoff wegreißt. Ich habe ein Gehirn, dessen Ruheposition nicht lautet "glücklich". Sondern "finde ein Problem". Es sucht immer nach neuen Schwierigkeiten, anders kennt es das nicht.

BZ: Im Song "The Heavy Entertainment Show" geht es auch um einen Konkurrenzkampf.
Williams: Richtig. Ich finde Wettbewerb wichtig. Den Titel hatte ich schon seit geraumer Zeit, mehr noch als ein Sänger und ein Songschreiber bin ich ein Entertainer, ein Unterhaltungskünstler. Das finde ich super. Und ich will als solcher ganz oben mitspielen. Wer will schon ein "Ach, erinnerst du dich noch?"-werden? Ich finde diese Aussicht erschreckend. Alle meine älteren Freunde und Kollegen, Elton John, Paul McCartney, Rod Stewart denken übrigens genauso. Elton ist verwirrt, wenn er nicht im Radio läuft, und wenn Paul eine schlechte Kritik über sich liest, dann findet er sich plötzlich selbst schlecht, das quält ihn total. Wenn es dem größten Songwriter aller Zeiten schon so geht, was soll dann ich sagen?

BZ: Was sind Ihre Pläne?
Williams: Ich will nächstes Jahr auf Tournee gehen und daran arbeiten, so wenig Menschen zu beleidigen wie möglich. Ich möchte keine internationalen Zwischenfälle verursachen, keine diplomatischen Krisen. Leider habe ich eine große Klappe und denke vor dem Reden nicht viel nach, deshalb kann es gut passieren, dass der eine oder andere echt sauer wird auf mich.

Robbie Williams: The Heavy Entertainment Show (Sony)

Robbie Williams wurde am 13. Februar 1974 in Stoke on Trent, Großbritannien, geboren. Seine Eltern betrieben gemeinsam einen Pub. Schon mit drei Jahren stand Williams auf der Bühne. Als Teenager wurde er Mitglied der Boygroup Take That. Nachdem diese sich 1996 auflöste, startet Williams seine Solokarriere. Er ist verheiratet und zweifacher Vater.

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