Staatsschutzverfahren

Richter: Mögliche Russlandverbindung zu Messerangriff prüfen

Ein Afghane attackiert im Mai 2024 in Mannheim sechs Menschen. Der Polizist Rouven Laur stirbt kurz darauf. Ein Medienbericht über eventuelle Spuren nach Russland interessiert nun auch das Gericht.  

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Der Angeklagte Sulaiman A. sitzt beim Prozessauftakt im Gerichtssaal. (Archivbild) Foto: Marijan Murat/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

Stuttgart/Mannheim (dpa) - Der Richter im Prozess um die tödliche Messerattacke auf dem Mannheimer Marktplatz lässt nach Ausstrahlung eines entsprechenden Fernsehberichts mögliche Verbindungen des Angeklagten nach Russland überprüfen. Der Vorsitzende Richter am Oberlandesgericht Stuttgart werde das Landeskriminalamt und die Generalbundesanwaltschaft auffordern, dem Gericht etwaige Erkenntnisse im Vorfeld des Tatgeschehens mitzuteilen, so ein Gerichtssprecher. Eine entsprechende Anfrage werde gegebenenfalls auch an den Bundesnachrichtendienst gestellt.

In der am späten Sonntagabend ausgestrahlten ZDF-Sendung "Terra X History" hatte ein Internetprofiler über verdächtige Suchanfragen aus Russland Tage vor der Messerattacke berichtet - mit Begriffen, die Täterwissen vermuten ließen. Sicherheitskreise allerdings wiesen nach dpa-Informationen darauf hin, dass entsprechende Hinweise auf Google Trends nicht auf Tage genau vor der Mannheimer Messerattacke terminiert werden könnten. 

Nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft hat der mittlerweile 26-jährige Angeklagte am 31. Mai 2024 bei dem Angriff in Mannheim sechs Menschen mit einem Messer verletzt: fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) sowie den 29-jährigen Polizist Rouven Laur. Der Beamte starb zwei Tage später an seinen schweren Verletzungen.

Angeblich Gelehrter als Chat-Partner

Sulaiman A. hatte sich laut seiner Aussage vor Gericht Bestätigung für seinen geplanten Angriff auf Telegram geholt. Ein Chat-Partner auf dem Messenger-Dienst, eine Art Gelehrter, habe von der Tötung von Polizisten gesprochen, über Mudschaheddin, sagte er Ende März aus. Mit Mudschaheddin sind in der Regel Kämpfer islamistischer Gruppen gemeint. 

Die Sicherheitsbehörden sind nach eigenen Angaben nicht in der Lage gewesen, diesen Gelehrten, der sich nur OR nannte, zu identifizieren. Inwieweit dies dem Gericht möglich sein wird, werde vom Verlauf der weiteren Beweisaufnahme abhängen, sagte der Gerichtssprecher. 

Er sei neugierig geworden, sagte der Angeklagte. Er habe mit dem Chat-Partner auch über eine mögliche Tötung von Michael Stürzenberger gesprochen, Vorstandsmitglied der islamkritischen Bürgerbewegung Pax Europa (BPE). Er habe ihn gefragt, ob er eine Straftat begehen dürfe, auch wenn er einen Aufenthaltstitel habe. "Er hat mich bestätigt, dass ich das machen darf." Der Afghane ist unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes angeklagt.

Der Bundesanwalt geht davon aus, dass Sulaiman A. Sympathien für die Terrormiliz Islamischer Staat hegt. Dies hat der Angeklagte auch vor Gericht bestätigt. Laut Bundesanwalt sei er schließlich zur Überzeugung gelangt, dass es nicht nur legitim, sondern seine religiöse Pflicht sei, vermeintlich Ungläubige zu töten. Der Angeklagte hatte zuletzt mit Frau und Kindern im hessischen Heppenheim gelebt - rund 35 Kilometer nordöstlich von Mannheim.

© dpa‍-infocom, dpa:250408‍-930‍-427241/1

Schlagworte: Sulaiman A., Rouven Laur, Michael Stürzenberger

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