Raues Rasenschach mit System und Köpfchen und Steißbeinpolster
Am Wochenende steigt die 38. Superbowl unter den Augen von vielen Millionen fernsehschauenden Fans des American Football - der vielen anderen ein Rätsel ist.
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Zwei Reihen, je elf Spieler stehen sich gegenüber. Sie sind in ihrer Schutzkleidung dick verpackt. Dann ein Pfiff, der Ball fliegt und die Spieler befinden sich urplötzlich in einem riesigen Knäuel aus Körpern. Irgendwo beginnt ein Spieler, mit dem Ball unter dem Arm, zu rennen. Einige andere sprinten ihm entgegen. Sobald der Ball zu Boden geht, ist der Spielzug beendet und der nächste beginnt, alles geht wieder von vorne los. Dazu hüpfen am Spielfeldrand die ganze Zeit Pumps schwingende Cheerleader auf und ab und motivieren ihre Mannschaft mit Tanz und Gesängen.
Regelmäßig ist das alles auch in Freiburg zu beobachten. Die "Sacristans" gibt es als Abteilung der Freiburger Turnerschaft 1844 schon seit 1991. Klaus Oltersdorf ist der Headcoach der Freiburger Sacristans. Der 32-Jährige hat außerdem vier Jahre lang die Jugendmannschaft aufgebaut und trainiert. Wenn er von Football spricht, wirkt das Ganze plötzlich nicht mehr ganz so kompliziert. Im Football teilt sich jedes Team in zwei Gruppen, die nie gemeinsam auf dem Feld stehen. Das sind "Offense" und "Defense", Angreifer und Verteidiger. Jede dieser beiden Gruppen besteht aus elf Spielern.
In der letzten Saison sind die Sacristans Meister der Verbandsliga geworden und in die Oberliga Baden-Württemberg aufgestiegen. Klaus Oltersdorfs größter Stolz sind drei junge Spieler, die in der Jugendauswahl Baden-Württemberg spielen. Sie waren mit ihrer Mannschaft beim Bundesländerturnier in Berlin und haben dort den ersten Platz belegt. Jetzt spielen die drei in der Herrenmannschaft. Oltersdorfs Ziel für die kommende Saison ist der Klassenerhalt. Obwohl diese erst im kommenden April beginnt, trainieren die Sacristans schon seit November dafür.
Klaus Oltersdorf vergleicht Football mit Rasenschach: "Das Spiel ist eine Aneinanderreihung von vielen durchdachten, systematischen Spielzügen." Der Trainer steht am Rand und koordiniert den Ablauf. Der sieht im Übrigen rauer und gefährlicher aus als er in Wirklichkeit ist. Die Verletzungsquoten im Fußball und im Handball liegen weit höher, sagt Oltersdorf. Trainiert werden Ausdauer, Kraft und Spieltechnik - ohne Ausrüstung. Bei einem Spiel gehören der Helm, Schulterpolster, Becken- und Steißbeinpolster, Oberschenkel- und Kniepolster zur Pflichtausrüstung. Jeder weitere Schutz ist freiwillig.
Für die Spieler unter 13 Jahren gibt es den so genannten Flaggfootball, bei dem ohne Körperkontakt gespielt wird. Die Spieler tragen eine Art Fahne um die Hüften, die der Gegenspieler abzureißen versucht. Es geht ums spielerische Erlernen des Sports. Mädchen könnten hier auch mitspielen, momentan sind allerdings keine im Team. Die Spieler zwischen 13 und 18 Jahren spielen in der Jugendmannschaft. Die Jugendarbeit ist Klaus Oltersdorf sehr wichtig, denn durch frühzeitiges Training können Talente schnell erkannt und gefördert werden. Das heißt allerdings nicht, dass jeder Footballspieler bereits in jungen Jahren mit dem Sport beginnen muss, auch später kann man Football durchaus noch lernen. "Das Besondere am Football ist, dass es wirklich für jeden Spieler eine passende Spielposition gibt", sagt Oltersdorf.
Neue Spieler sind immer willkommen. Ein "alter" Spieler bemerkt über seinen Sport: "Ich habe eigentlich schon jede Art von Sport gemacht, aber das Besondere am Football ist für mich, dass Köpfchen gebraucht und außerdem der ganze Körper trainiert wird." Der das sagt, ist Joachim Feindura, ein 20-jähriger Spieler der Sacristans, im Team kurz "Ace" genannt. Ist ihm sein Sport nie zu heftig? "Ich habe keine Angst, aber Respekt vor dem Gegner ist schon immer da."
Laura Müller
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