Raubritter in der digitalen Welt
Schäden in Milliardenhöhe entstehen aus der so genannten "Schulhofpiraterie", dem privaten Brennen von CDs.
JuZ-Mitarbeiter Johannes Müller & 17 Jahre
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Alles fing an in der guten alten Zeit, als man Raubkopien von Audiokassetten anfertigte. Damals konnte man sich mit einem Doppelkassettenfach eine goldene Nase verdienen. Später funktionierte das mit Videokassetten. Wer zwei Videorekorder hatte, war der King, und entgegen allen Warnungen auf der Hülle der Videokassette oder auf dem Band selbst wurden Kopien nach Belieben hergestellt. Heute entstehen der Musik- und der Filmindustrie Schäden in Milliardenhöhe durch digitale Datenträger, die am heimischen Brenner raubkopiert werden.
Das Kaufen einer kopierten CD ist mittlerweile aber fast hinfällig geworden, denn in einschlägigen Tauschbörsen kann man sich die Titel problemlos über das Internet besorgen und sie dann selber in jedem Format und jeder beliebigen Anzahl brennen, wie auch die Zahlen beeindruckend bestätigen: Im Jahre 2000 wurden 316 Millionen Songs aus dem Netz gezogen, 2002 waren es mit 622 Millionen fast doppelt so viele. Die Zahlen für 2003 liegen noch nicht vor, werden aber wiederum beträchtlich gestiegen sein.
Entsprechend ist auch der Verkauf leerer, digitaler Datenträger in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen. Waren es 2000 noch 210 Millionen Rohlinge, so stieg ihre Zahl 2002 auf 485 Millionen an und wurde folglich mehr als verdoppelt. Musik ist aber nicht der einzige Inhalt, der über Filesharing-Programme aus dem Internet gezogen wird. Vermehrt sind es auch Filme, die zum Teil schon vor ihrem offiziellen Kinostart "erhältlich" sind, und lediglich einen CD- oder DVD-Rohling kosten. Der Anteil kopierter Musik ist mit 50 Prozent der größte Brocken, aber auch Filme sind mit elf Prozent dabei, Tendenz steigend. Daher verwundert es auch nicht, dass die Phonobranche in den vergangenen Jahren kontinuierlich Verluste in dreistelliger Millionenhöhe hinnehmen musste, auch wenn gesetzliche Maßnahmen, wie beispielsweise die Novellierung des Urheberrechtes, dem einen Riegel vorschieben sollten.
Nach Auswertungen der Musikindustrie gehen der Branche etwa 50 Millionen Euro durch gewerbsmäßige Piraterie durch die Lappen, etwa 240 Millionen durch "Schulhofpiraterie", fast eine Milliarde Euro durch das Internet, aber 3,65 Milliarden durch Privatkopien. Zwar ersetze nicht jede Privatkopie einen potenziellen CD-Neukauf, doch mit dem Brennen in der Familie oder für Freunde gehen offensichtlich die größten Summen verloren.
Auch wenn vermehrt illegale Tauschbörsen ins Visier der Phonoverbände - und auch der Polizei - geraten, und viele User bereits abgemahnt worden sind, oder sogar einer strafrechtlichen Verfolgung ausgesetzt sind, zeigen die jüngeren Entwicklungen, dass der Trend zur illegalen Kopie anhalten wird.
Denn auch wenn die Musik- und die Filmindustrie vermehrt auf den Einsatz von Kopierschutzmechanismen zurückgreifen, die in die CDs und DVDs integriert sind, so gibt es im Handumdrehen Hacker und Programmierer, die kleine Programme entwickeln, mit denen jeder in der Lage ist, den Kopierschutz zu umgehen und sich die Scheiben digital und ohne Qualitätsverlust zu kopieren. Der Schaden wiederum schlägt bei der Industrie zu Buche, nicht beim "Kopierer", dessen Geräte die kopiergeschützte Scheibe höchstens nicht abspielen können, bevor die Patches eingespielt worden sind.
Das bedeutet aber, dass nicht immer ausgefeiltere technische Maßnahmen das Problem der Raubkopien lösen werden, die selbst nur immense Summen verschlingen. Eigentlich hilft nur ein Umdenken der Musik- und Filmliebhaber: die müssen den Schaden erkennen, den sie anrichten. Nur dann kann sich was ändern.
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