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Europa-Park

Rallye Gumball 3000 macht Station

Die Rallye Gumball 3000 macht im Europa-Park Station / Wer sehr viel Geld hat und gern Auto fährt, rast durch Europa – unter den argwöhnischen Augen der Polizei.  

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David Coulthard gibt auf dem Parkplatz Gummi.    | Foto: Carlotta Huber
David Coulthard gibt auf dem Parkplatz Gummi. Foto: Carlotta Huber
RUST. Es röhren Motoren, es quietschen Reifen, Frauen knipsen mit dem Handy, ihre Männer nicken mit respektvoll-neidischem Kennerblick. Die ersten Autos rollen an diesem nasskalten Dienstag verspätet in den Europa-Park: Hummer, Bentley, Lamborghini, Rolls-Royce, drunter geht es nicht. Doch wo ist eigentlich der angekündigte David Hasselhoff, 63, ehemaliges Sexsymbol, Rettungsschwimmer, Freiheitssänger und Knight-Rider? Hat er etwa seinen Audi R8 V10 ...? Nein, hier in Rust ist nicht, dabei ist er am Montag noch in London gesehen worden, erzählt man sich.

Egal, auch andere können etwas am Gaspedal, zum Beispiel der Graffiti-Künstler Futura, der DJ Afrojack oder der Ex-Formel-1-Pilot Jean Alesi. Und natürlich der Schotte David Coulthard, inzwischen auch schon 45, bekannt als Formel-1-Pilot für Williams, McLaren und Red Bull, wegen Affären mit Models und weil er mal eine Bruchlandung mit dem Flieger überlebt hat. Er ist der Erste am Etappenziel. Sein Mercedes 6.3 hat einen V8-Motor und 517 PS. Fürs Volk macht er einen sogenannten Donut, einen Kringel mit quietschenden Reifen auf Asphalt. Es stinkt nach Gummi, die Fotografen machen ihren Job, dann ist Coulthard auch schon wieder weg.

Gumball 3000 nennt sich der Spaß. Die Teilnahme daran soll 30 000 Dollar pro Auto kosten, 25 000 zusätzlich für den Fahrer und weitere 10 000 für den Beifahrer. Der Tross ist mit rund 100 Autos in Dublin gestartet. Edinburgh, London, die Tuning Messe am Bodensee, Prag. Das Ende in einer Woche ist in Bukarest. Gerade kommen sie aus Luxemburg, viele sind noch auf der Strecke.

Seit 1999 gibt es die Rallye. Ein 43-jähriger Brite, der sich unbescheiden "Maximillion" Cooper nennt, stets Sonnenbrillen trägt, Modedesign studiert und sich in London einen veritablen Ruf als Partylöwe erarbeitet hat, fuhr damals das erste Mal mit seinen reichen, autoverrückten Freunden los – von London aus dreitausend Meilen quer durch Europa. Vorbild und Vorläufer sollen die Cannonball-Rennen der Siebzigerjahre in den USA gewesen sein. Wilde Partys mit Promis wie Kate Moss, immer Bleifuß, immer mal wieder Ärger mit der Polizei, ein tödlicher Unfall in Mazedonien – das alles hat zum Mythos und zur Marke Gumball beigetragen.

Wie wild, wie anarchisch ist das Spektakel heute noch, hier zwischen freundlich grinsender Euromaus, spielenden Kindern, Zuckerwatte und der wirklich schnellen Achterbahn Silver Star? Illegal wie in manch anderen europäischen Ländern ist der Fahrspaß hierzulande nicht, aber etwas ausgebremst: Das Regierungspräsidium Freiburg hat die Veranstaltung unter Auflagen genehmigt. So darf nicht im Konvoi, sondern nur in Kleingruppen mit maximal acht Fahrzeugen gefahren werden, der Mindestabstand der Gruppen beträgt eine Minute.

Fahrerlaubnisse und Versicherungsnachweise mussten hinterlegt werden, und es gilt – ganz schlimm für Leute mit Benzin im Blut – auf Autobahnstrecken ohne Geschwindigkeitsbegrenzung die Richtgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern. Kleinwagen könnten dort die Ferraris mit dem Auspuff grüßen, so jedenfalls die graue Beamtentheorie.

"Wir rechnen mit einem friedlichen und kontrollierten Verlauf", sagt Dorothee Lautenbach vom zuständigen Polizeipräsidium Konstanz. Die Polizei sei präsent und gegebenenfalls werde ein Bußgeld verhängt. Und David Coulthard? Soeben ist er seinem Geschoss entstiegen. Jeans, Turnschuhe, legerer Sakko, Dreitagebart. Er sagt nur: "Keine Probleme mit der Polizei, wir achten ja die Regeln." Dabei lächelt er recht süffisant.

Gumball, das ist nicht nur eine Spritztour unter Kumpels, vor allem ist das hier eine dröhnende Merchandising-Maschine. Auf 300 Millionen Dollar wird der Wert des Unternehmens Gumball inzwischen taxiert, behauptet zumindest "Maximillion". Sponsoren wie Shell oder das Auktionshaus Christie’s sind mit an Bord, in über 300 Läden in 30 Ländern kann man sich mit Accessoires wie Gumball-Socken (zwölf britische Pfund, derzeit nicht lieferbar) eindecken.

Einen sozialen Zweck gibt es auch

Und dann gibt es noch den Faktor Nächstenliebe. Seit 2013 wird für einen guten Zweck gefahren. Benachteiligte Jugendliche sollen vom Spaß der Millionäre profitieren, die Starter können sich Sponsoren besorgen. Momentan sind 280 000 Dollar zusammengekommen.

Jetzt kommt ein blauer Jaguar, der grauhaarige Fahrer winkt. Dann ein aufgemotzter Heckflossen-Mercedes. Dann der Ferrari F12, der Fahrer lässt es dröhnen. Die Euromaus tanzt in den Pausen zu Oasis, Udo Lindenberg und Kirmes-Techno, der Moderator schärft den Besuchern ein, das mit dem Gaspedal später auf der A5 doch nicht zu übertreiben. Und in Bukarest soll dann auch David Hasselhoff wieder dabei sein, erzählt man sich.

Mehr Foto vom Gumball 3000 im unter http://mehr.bz/gumball3000

Ressort: Südwest

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