Klimaprotest

Extinction Rebellion Freiburg unterstützt Aktionstag in Berlin

Sie engagieren sich für das Klima, sind radikal und familienfreundlich – und wollen am Montag Berlin lahmlegen. Wofür steht eigentlich Extinction Rebellion? Ein Treffen mit Aktivisten aus Freiburg.  

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Am Platz der Alten Synagoge war XR den Sommer über mit einem Stand präsent. Foto: Thomas Kunz
Wenn über Protest gegen die Klimakrise gesprochen wird, fällt den meisten die Schüler-Bewegung Fridays for Future ein. Parallel zu deren Protest hat sich aber auch eine zweite Bewegung gegründet, die ein ähnliches Ziel verfolgt, aber in der Wahl ihrer Mittel radikaler ist als die Jugendlichen: Extinction Rebellion (XR).

Die Bewegung, deren Name sich mit "Aufstand gegen das Aussterben" übersetzen lässt, ist in Großbritannien entstanden und hat inzwischen Ableger in zahlreichen Ländern und Städten. In Freiburg waren sie in den letzten Wochen täglich am Platz der Alten Synagoge zu sehen, wo sie mit einem Stand für einen Aktionstag in Berlin warben. Die Freiburger Gruppe ruft dazu auf. Am 7. Oktober sollen weltweit Städte blockiert werden.

Zu einem Gespräch mit der BZ kommen drei Mitglieder von XR. Einen Pressesprecher gibt es nicht. "Das nächste Mal sitzen dann andere hier", sagt Lukas Winter. Bei XR seien alle gleichberechtigt. Damit, ihre Namen zu nennen, haben die drei keine Probleme.

Radikales Vorgehen – für mehr Aufmerksamkeit fürs Klima

Es geht der Bewegung geradewegs darum, sich öffentlich zu zeigen, sich zu positionieren. Und das, obwohl ihre Mittel illegal sind. In England bekam das jüngst einer der Gründer der Bewegung zu spüren, als er kurz nach einem Interview und vor laufender Kamera verhaftet wurde. Er nahm das gelassen. Schließlich will XR mit Massenverhaftungen mediale Aufmerksamkeit erzeugen. Als in Freiburg im Juli rund 200 Menschen einem Aufruf von XR folgten und die Kronenbrücke besetzten, wurden nach eigenen Angaben 64 Menschen verhaftet. Die Polizei stellte damals fest, dass die Demonstranten sich "sehr friedlich und kooperativ" verhalten hätten. Trotz der Radikalität, das wird im Gespräch deutlich, legt die Gruppe Wert auf ein gutes Miteinander. "Alle können bei uns mitmachen", sagt Winter, "wenn sie sich an unsere drei Forderungen und die zehn Prinzipien halten." Zu den Prinzipien zählt Gewaltfreiheit und ein respektvoller Umgang – auch mit Gegnern: "Wir leben in einem toxischen System, doch daran trägt kein Mensch allein die Schuld", heißt es in den Prinzipien.

Die Gruppe in Freiburg ist bunt zusammengewürfelt. Winter ist 34 Jahre alt und Lehrer, neben ihm sitzen Astrid Kerner, 58, Psychotherapeutin, und Lisa Deutscher. Die 34-jährige Archäologin, die im Onlinemarketing arbeitet, kann dem Gespräch kaum folgen, da ihre 15 Monate alte Tochter sie völlig in Beschlag nimmt. Extinction Rebellion ist in Freiburg auch eine Gruppe für junge Familien. Auch Winter ist wegen seiner Kinder hier.

Gegen Autoverkehr, nicht gegen Autofahrer

"Mir ist es beim Gedanken an die Zukunft meiner Kinder Angst und Bange geworden", sagt Winter. Also suchte er Möglichkeiten, etwas zu tun. Das Konzept von XR überzeugte ihn: "Gewaltfrei, aber dennoch radikal und für Familien zugänglich."

Während Winter mit Aktivismus vorher wenig zu tun hatte, hatte Kerner Erfahrung in der Anti-Atom-Bewegung und bei Amnesty International gesammelt, bevor sie vor einem Jahr XR-Freiburg mitgründete. "Ich fand es konsequent, hier weiterzumachen", sagt sie. Aus Sorge um ihre Familie – und um die Menschheit.

So überzeugt die Gruppe davon ist, dass radikales Handeln notwendig ist, so zurückhaltend gibt sie sich, was ihre Mittel angeht. Die Straßenblockaden, erzählt Kerner, seien umstritten. "Die Autofahrer sind ja nicht unsere Gegner, aber für uns ist es das vernünftigste Mittel, die Infrastruktur in der Stadt zu stören." Mit den blockierten Fahrern hätten sie gute Gespräche geführt. "Viele haben Verständnis für die Aktion gehabt", sagt Kerner. Schließlich sei sie der Situation angemessen. "Ich finde, wir handeln verantwortungsvoll", sagt Winter. "Wir nehmen ernst, was die Wissenschaft uns seit Jahrzehnten sagt." So ernst es ihm auch ist, nach Berlin wird er nicht fahren. "Ich bin Lehrer und kann nicht einfach Urlaub nehmen." Kerner dagegen ist dabei. XR organisiert die Anreise mit der Bahn. Zur Not in Fünfergruppen mit dem Regionalverkehr. Für den Klimaschutz nimmt man auch mal 13 Stunden Fahrt auf sich.
Weitere Informationen unter: extinctionrebellion.de/og/freiburg
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