Radfahren als Ausdruck von Lebenslust
Mit einer Radtour durch Europa will Christian Erhard Menschen inspirieren, deren Leben sich durch eine Krankheit verändert hat.
Nicole Schneider
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Christian ist ein großgewachsener Mann, immer in Bewegung. Er tritt einige Schritte vor und zurück, wenn er redet, gestikuliert, lacht und lächelt viel. Auch wenn er seine Krankengeschichte erzählt, von den Operationen, den Lähmungserscheinungen, den hochdosierten Medikamenten und den epileptischen Anfällen, die immer wiederkamen – wie der Tumor auch. Zuletzt wird Christian im Mai diesen Jahres operiert, zwei Wochen lang sitzt er danach im Rollstuhl. Er sagt sich: "Wenn ich das durchstehe, dann mache ich was draus."
Geheilt ist Christian nicht. Warten auf Heilung will er auch nicht. Also jetzt alles machen, was geht. Schon vor der Diagnose liebt er es zu reisen und Fahrrad zu fahren. "Das sind Dinge, die das Leben lebenswert machen", sagt er. Zwei Monate nach der dritten OP schwingt er sich auf sein Fahrrad und fährt von München nach Graz, in zwölf Tagen 815 km. Tut das, was ihm gut tut. Bestimmt, was in seinem Leben passiert, anstatt sich von der Krankheit bestimmen zu lassen.
Während er auf dem Rad sitzt, kommt ihm die Idee, sein Schicksal auf dem Fahrrad in die Welt zu tragen – für und mit anderen Menschen, deren Leben sich durch Krankheiten wie Krebs oder Multiple Sklerose komplett verändert hat. Christian findet einen Namen für sein Vorhaben: Tour For Life – Cycling against Cancer. "Vielleicht kann man so anderen Betroffenen Mut machen, ihnen ein klein wenig Vorbild sein", sagt er.
Das will er mit einer großen Tour machen, die mehr sein soll als nur eine Reise oder sportliche Herausforderung: Anfang April 2015 will Christian mit dem Rad in Berlin losfahren, quer durch Deutschland touren und bis nach Istanbul fahren. "Wir radeln für ein besseres und gesundes Leben", schreibt er auf seiner Website.
Die genaue Route steht noch nicht fest, klar ist, dass es mehr als 4000 Kilometer werden. Christian will sich nicht allein auf den Weg machen: "Ich suche Mitstreiter", sagt er. "Gerne auch Menschen, die ebenfalls schwerwiegende Krankheiten erlebt haben, aber auch Leute, die mich technisch unterstützen können, zum Beispiel mit Fahrradteilen oder Filmaufnahmen." Mitfahren kann man auch für kleine Teilstrecken der Reise, bei der Christian bei Institutionen wie der Deutschen Hirntumorhilfe in Leipzig und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg vorbeifahren möchte, um Aufmerksamkeit zu schaffen, sich zu bedanken und Spenden zu sammeln.
Vor der langen Tour will Christian noch ein paar kleinere Touren machen – einmal um den Bodensee und von Freiburg nach München; auch da kann mitfahren, wer mag. Dass es nur gut sein kann, einer Krankheit mit Sport und Lebensfreude entgegenzutreten, davon ist Christian überzeugt. Die Botschaft seiner Tour ist klar: "Ich habe es geschafft und ihr könnt es auch!"