Profi-Tänzer mit Down-Syndrom
Menschen mit geistiger Beeinträchtigung arbeiten größtenteils in Werkstätten. Bei der Tanzcompany "tanzbar_bremen" ist das anders. Sie hat drei Tänzer mit Trisomie 21 fest angestellt.
Janet Binder
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Drei der Ensemblemitglieder haben Trisomie 21, einer von ihnen ist Oskar Spatz. Das Besondere: Er und Adrian Wenzel sind als Tänzer bei der Company fest angestellt, Till Krumwiede absolviert eine Ausbildung zum Tänzer. Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt sind für Menschen mit Lernschwierigkeiten schwer zu bekommen. Meist arbeiten sie in Werkstätten, die unter anderem wegen der geringen Entlohnung in der Kritik stehen. Werkstätten sollen den Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt fördern, doch laut einer Studie für das Bundesarbeitsministerium schafft den Sprung dorthin nur ein Prozent der dort Tätigen.
"Ein wesentlicher Aspekt der Inklusion von Menschen mit Behinderung ist die Teilhabe am Erwerbsleben", betont die Geschäftsführerin der Arbeitnehmerkammer, Elke Heyduck.
In einer Werkstatt für behinderte Menschen war auch Oskar Spatz lange beschäftigt. Der heute 32-Jährige arbeitete mit Metall und Holz, erzählt er. "Das hat Spaß gemacht." Auch habe er tolle Kollegen gehabt. Aber irgendwann sei ihm langweilig geworden. Er wollte lieber mehr tanzen. "Hier bin ich frei", sagt er.
Seit er 16 ist, tanzt er in seiner Freizeit. Der Verein "tanzbar_bremen" bietet regelmäßige Trainings für Menschen mit und ohne Behinderung an. Für Auftritte ist die Company auch überregional unterwegs, selbst in Spanien und Belgien war sie schon. Seit 2015 stellt der Verein Menschen mit Behinderungen als Tänzer oder Tänzerin an, mit normalem Gehalt. "Wir waren damit die ersten in Deutschland", sagt Corinna Mindt, Mitbegründerin der inklusiven Company, deren Ursprünge 20 Jahre zurückreichen.
Vor fünf Jahren bekam Oskar Spatz eine Festanstellung als Tänzer, nachdem er dort auch seine Qualifizierung absolviert hatte. Die Professionalisierung der Tanzarbeit ist Corinna Mindt wichtig. "Menschen mit Behinderung sollten die Möglichkeit bekommen, sich länger als nur in ihrer Freizeit mit Tanz zu beschäftigen", betont die Tänzerin und ausgebildete Tanzpädagogin. Die Projekte bräuchten Zeit, sich entwickeln zu können.
Mindt kann sich noch gut erinnern, wie die Reaktionen aussahen, als sie bei Behörden und Ämtern nach Finanzierung für die festen Tanzjobs für Menschen mit geistigen Einschränkungen fragte. "Dort hieß es: Das können sie doch in ihrer Freizeit machen. Dass Tanz auch Arbeit ist, wurde da noch nicht verstanden." Das habe sich inzwischen allerdings geändert, sagt Mindt.
Tanz sei auch deshalb für Menschen mit kognitiven Einschränkungen wichtig, weil sie sich dabei nicht über Sprache ausdrücken müssten. "Es gibt eine andere Kommunikationsebene", so Mindt. Die Tanzprojekte seien keine sozialpädagogische Arbeit, stellt Choreograf Tomas Bünger klar. Die Ensemblemitglieder mit Behinderungen empfindet Bünger als Bereicherung: "Weil sie mir ganz viel erzählen von ihrer Welt. Ich bin dankbar, dass ich mit Künstlern wie Oskar zusammen arbeiten darf."
Oskar Spatz hat für die Zeit nach der Premiere von "Undressed" große Pläne: "Ich möchte ein Solo machen", sagt er. "Ich allein auf der Bühne." Er würde gerne tänzerisch aus seinem Leben erzählen. "Ich habe schon ein bisschen dran gearbeitet."
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