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Populismus: So manipulieren Fake News die Bevölkerung

Der niederländische Rechtspopulist Wilders hat mit einer plumpen Fotomontage provoziert, die seinen politischen Gegner unter Islamisten zeigt. Was bringen solche Fake News? Eine Übersicht.  

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Hollands Rechtspopulist Geerd Wilders ... sozialer Medien Stimmung machen kann.  | Foto: dpa
Hollands Rechtspopulist Geerd Wilders weiß, wie man mittels sozialer Medien Stimmung machen kann. Foto: dpa
Seinen hohen Bekanntheitsgrad verdankt der Begriff "Fake News" gleich in zweierlei Hinsicht Donald Trump. Zum einen sollen im Wahlkampf gezielt verbreitete Lügen dem Milliardär zum Sieg verholfen haben, heißt es. Zum anderen verweist der Präsident seinerseits gerne auf "Fake News!", wenn ihn Reporter mit unvorteilhaften Fakten belästigen, etwa der Besucherzahl seiner Inauguration.

In seiner ursprünglichen Bedeutung waren Fake News ein Witz und bezogen sich auf Meldungen von Satire-Nachrichtenseiten wie "The Onion". Aber diese Unschuld ist der Anglizismus des Jahres 2016 inzwischen los. Mit der Ankunft Tausender Flüchtlinge in Deutschland setzte in den sozialen Medien ein regelrechter Fake-Boom ein, der bis heute anhält. Nordafrikaner, die Schwäne essen, Grünen-Politiker, die Weihnachtsbäume verbieten wollen, gehören zu Aufsehen erregenden Meldungen, die sich als rechte Märchen herausstellten.

Auch die Gegenseite flunkert: zwei Syrer, die bei einem verunfallten NPD-Mann Erste Hilfe leisteten, oder ein Asylbewerber, den man im Berliner Lageso so lange warten ließ, dass er starb. Beide Fälle erfunden aus politischer Motivation. Insgesamt aber sind Fake News eine Spezialität von ganz rechts.

Kein Fake ist zu gaga, um News zu sein

Zur Verbreitung der Lüge vom Merkel-Selfie mit dem Brüssel-Attentäter hat die Onlineseite "Noch.info" beigetragen. Im Impressum zeichnet ein Wladimir Iwanow aus Bulgarien verantwortlich für den Inhalt. Die Beiträge stammen nach eigener Aussage "aus zuverlässigen (wissenschaftlichen) Quellen abseits der Mainstreammedien." Eine Haftung will der Putin-Verehrer und EU-Hasser aber lieber nicht übernehmen.

Als Spezialist für Verschwörungstheorien hat sich der Onlineableger des Kopp-Verlags einen Namen gemacht. Mit seinen Mutmaßungen über das wahre Geschlecht von Michelle Obama hat er bewiesen, dass für seine "aktuellen Weltnachrichten" kein Fake zu gaga ist, um als News durchzugehen.

Seiten wie "PI News" arbeiten mit islamfeindlichen oder Merkel-kritischen Zuspitzungen. Auf die satirische Tour versucht es das "Morgengagazin", eine Art "Postillon" für rechte Humorbolzen. Das klingt dann so: "IS-Chef Abu Bakr erhält Asyl in Deutschland". Eine Facebook-Kommentatorin schreibt dazu: "Ist das Fake?? Aber bei uns ist inzwischen alles möglich."

Fake News wirken auch, ohne dass sie geglaubt werden

Um ihre Propaganda-Wirkung zu entfalten, muss eine Fake News nicht geglaubt werden. Es reicht, wenn sie Vorurteile bestätigt. Für diese Zwecke werden auch gerne Fotomontagen eingesetzt. Bilder prägen sich noch besser ein als die knalligste Schlagzeile. Das weiß auch der niederländische Rechtspopulist Geerd Wilders, der mit einem bearbeiteten Foto provoziert hat, das den Chef der Sozialliberalen, Alexander Pechthold, im Kreis von Islamisten zeigt. Normalerweise lache er über so was, sagte Pechthold. Aber "in diesen Zeiten von falschen Nachrichten können wir einfach nicht die Folgen übersehen, die solch ein gefälschtes Bild haben kann."

Bei aller Aufregung: Der Einfluss der Lügennachrichten auf die US-Wahl sei nicht der Rede wert gewesen, behauptet eine Stanford-Studie. Damit wäre der Fake-News-Effekt selber eine Fake News gewesen. Oder sagen wir lieber: eine Fehleinschätzung.

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