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Pickel-Report für die Pubertierenden-Community

Sensation in der Medienlandschaft (2): Bravo hat im Jahre 2001 das Internet entdeckt und klärt seit kurzem auch online auf.  

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Wie oft Onanieren ist normal? Was bedeutet Französisch? Was soll ich tun, wenn meine Vorhaut festgewachsen ist? Fragen über Fragen, die wohl jedem Pubertierenden mal unter den Nägeln brannten. Aber es gab Abhilfe: Bravo. Über Generationen hinweg war die "Jugend-Bild" die Aufklärerin der Nation; tausende Teenager ließen sich von Dr. Sommer beraten und lasen über das erste Mal. Das war toll und jetzt wird's noch toller: Bravo ist online (www.bravo.de)! Seit einigen Tagen!! Endlich!!!

Aber kommt das nicht ein bisschen zu spät, im Jahre 2001 die bravouröse Internet-Revolution auszurufen? Jetzt, wo schon jedes andere blöde Produkt eine Homepage hat? Jeder ist heute vernetzt und es gibt kaum noch Zweifler und Miesmacher; sogar die Schulen sind online. Nur das vermeintliche Trendmagazin Bravo hat sich bis jetzt Zeit gelassen. Natürlich gibt es tausend Gründe für den späten Internet-Auftritt von Bravo. Das behauptet jedenfalls Verlagsleiter Werner von Moltke: "Das Internet war am Anfang eher ein Modethema." Genau! Mode! Was hat Bravo schließlich mit Mode zu tun?

Vielleicht liegt es ja an diesen überalterten Ansichten der Bravo-Macher, dass sich die Auflage des Blattes in den letzten Jahren fast halbiert hat und sich heutzutage nur noch Zehnjährige über Stars und Pickel in der Bravo informieren möchten. Aber jetzt wird alles anders. Alles besser, schöner und bunter. So sieht jedenfalls die Internet-Seite aus: Bunt und alles im trendigen 70er-Jahre Style, der allerdings auch schon nicht mehr der aktuellste ist. Dafür klingt jetzt alles nach neu und nach Zukunft und Trend: Eine "Lifestyle"-Zone gibt es und eine "Onscreen"-Sektion und einen Chat sowieso. An erster Stelle steht allerdings die "Community". Jeder Pubertierende kann eine persönliche Visitenkarte anlegen und so andere Pubertierende kennen lernen. Per E-Mail und so weiter. Die Bravo-Family rückt also ganz nah zusammen.

Es bleiben nur wenige Fragen offen: Zum Beispiel: Wen interessiert das alles überhaupt? Ging es nicht auch lange genug ohne Bravo-Online? Gibt es nicht schon genug andere Chats und Massage-Boards im Internet? Und: Können Zehnjährige überhaupt einen Computer bedienen? So wenig Fragen sind es irgendwie nun doch nicht, aber vielleicht findet man in der ausführlichen und in der Trendfarbe Orange gehaltenen Infomappe für die Presse ein paar Antworten. Beispielsweise im gestellten Interview mit dem Verlagschef und mit dem Redaktionsleiter, dass diese mit sich selbst führten (anscheinend ist das Medieninteresse doch noch nicht so groß an Bravo-Online). Da ist die Rede von E-Commerce und Bravo-Family und Site-Content, was sich ja sehr modern anhört. Einerseits.

Andererseits ist die Wahrheit ganz einfach - und da hilft auch eine pseudojugendliche Pressemappe nicht weiter: Bravo hat den Zug einfach verpasst und versucht jetzt, gewaltsam auf die neuen Trends aufzuspringen. Etwas wirklich Neues im Internet kann Bravo nicht bieten und die Bemühungen wirken eigentlich nur peinlich. Es gibt einfach schon alles im World Wide Web. Das hat Bravo zu spät gemerkt. Und die Auflage des Bravo-Magazins wird Bravo-Online auch nicht retten können. Vielleicht gab es mal eine Zeit, in der Bravo Trend war und neu und lustig, aber diese Zeiten sind vorbei. Es gibt inzwischen genug andere Jugendzeitschriften. Die wichtigste Frage bleibt also offen: Für was braucht die Welt jetzt noch Bravo im Internet?

Sebastian Lehmann

Ressort: Zisch

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