Pfeifen und Trommeln

Basler Fasnacht: Die 14-jährige Stefanie übt für den großen Auftritt bei den verschiedenen Musikumzügen.  

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Wer in Basel eine Piccoloflöte besitzt, pfeift garantiert nicht auf die Fasnacht. Sondern mischt mittendrin mit. So wie Stefanie Bossard. Sechs Jahre war sie alt, als sie die Flöte zum ersten Mal in der Hand hielt. Und irgendwie hat das Blasinstrument mit dem hohen Ton sofort zu ihr gepasst. Ruckzuck durfte Stefanie im "Vortrab" mitmachen. Das sind bei der Basler Fasnacht die, die vor einer Clique oder Laterne herlaufen dürfen, obwohl sie Anfänger sind. Stefanie war damals jünger als die meisten Kinder. Ihr Nachbar, der Obmann der Basler Rollis, der Chef einer Fasnachtsclique also, muss geahnt haben, dass Stefanie etwas Besonderes werden könnte.

Er hat Recht behalten. Heute ist Stefanie 14 Jahre alt und schon Königliche Hoheit. Zum zweiten Mal hat das Mädchen mit den dunklen Locken und der kleinen Zauberflöte sich die Krone der Basler "Pfyfferkeenigin" erspielt - in der Nachwuchsklasse. Aber das war nicht alles. Bei den "Alten" wurde sie Zehnte, und das will was heißen. Nicht nur, weil Hunderte Basler Piccolo-Pfeifer ihre Märsche beherrschen wie Beckham das Flankenschlagen. Das offizielle Basler "Brysdrummle und -pfyffe" im Festsaal der Messe ist ein Monsteranlass. Da braucht es Ausdauer. Und Stefanie? Sie hüpfte in der Pause cool hinüber ins Volkshaus, um ihr Piccolo-Solo beim Charivari zu blasen, einer beliebten Vorfasnachtsveranstaltung.

Für die Trommler und Flötisten, die in Basel Tambouren und Pfyffer heißen, fängt die Fasnachtssaison früh an. Schon im Herbst hört man sie oft aus Kellerfenstern. Ab Januar sieht man sie in den Langen Erlen, einem Stadtwald. Laufen und spielen gleichzeitig will gelernt sein. Stefanie hat ihre eigene Taktik: "Lieber zweimal am Tag kurz als einmal lang." Und: "Wenn es Spaß macht, übt man mehr." Dabei gehört Stefanie Bossard gar nicht zu den Süchtigen, die mit den "drey scheenschte Dääg" - den drei schönsten Tagen im Jahr - nichts als die Fasnacht verbinden. Erstens spielt sie einen Marsch lieber selbst, als dass sie zuhört. Zweitens steht sie im Gegensatz zu ihrem Vater auf Softpunk und Nirwana. Und drittens war sie noch nie beim "Morgestraich".

Pfeiferkönigin - und noch nie beim Morgestraich? Stefanie flüchtet mit ihrer Familie eine Woche vor den heißen Tagen zum Snowboarden in die Berge. Rechtzeitig zurück ist sie aber. Am Montag, wenn Schlag vier Uhr früh die Lichter verlöschen und ein Trommeln und Pfeifen die Nacht erfüllt, wird Stefanie zwar wohl wieder nicht auf der Matte stehen. Dafür wird sie der Basler Lieblingsbeschäftigung frönen: dem "Gässle". Was so viel heißt wie: zu zweit, zu sechst oder zu zwanzigst durch die enge Altstadt ziehen, prächtig kostümiert, sich im Takt wiegen und von den Zaungästen bewundern lassen. Doch eines bleibt für Stefanie die Hauptsache: "Es ist lässig, wenn es gut tönt."

Stephan Reuter

Während der Basler Fasnacht sind

am Montag, 10. März, und am Mittwoch, 12. März, ab 13.30 Uhr mehr als 10 000 Fasnächtler bei Umzügen unterwegs.

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