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Kapstadt

Parkwächter mausert sich zum Youtube-Star

Alen Abrahams war arbeitslos. Bei seinem illegalen Parkwächter-Job sang er hin und wieder. Youtube und ein Radio-DJ machten aus dem Südafrikaner einen nationalen Star.  

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Außergewöhnliche Karrieren sind am Kap der Guten Hoffnung keine Seltenheit. Hier wurde ein zu lebenslanger Haft verurteilter Sträfling zum Staatspräsidenten gekürt und einst ein beinamputierter Läufer zum Nationalhelden emporgehoben – warum sollte nicht auch ein fast zahnloser Parkplatzeinweiser zum Medienstar reüssieren?

Die Rede ist von Alen Abrahams, einem 31-jährigen Kapstädter mit dentalem Handikap, der in der schönsten Stadt der Welt noch bis vor kurzem tagaus, nachtein Karossen in Parklücken einwies. Der spindeldürre "Coloured" – wie man Mischlinge in Südafrika zu nennen pflegt – verdiente sich seine Groschen, indem er versprach, während der Abwesenheit ihrer Eigentümer auf die Karossen aufzupassen: Eine Tätigkeit, die ihm genügend Zeit ließ, seiner eigentlichen Passion, dem Singen, nachzugehen. Abrahams spezialisierte sich darauf, Hits von Superstars wie Michael Jackson, Justin Bieber oder Shaggy neue Texte zu verpassen und sie à cappella zum Besten zu geben – inklusive Fingerschnalzen.

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Ursprünglich waren die Darbietungen zum bloßen Vergnügen des Vorführenden bestimmt. Eines Abends wurde jedoch eine Kundin des Autohüters auf dessen Begabung aufmerksam und nahm einen seiner Songs mit ihrem Handy auf. Und weil sie, wie alle vernetzten jungen Menschen, ihre Entdeckungen gerne teilt, stellte sie ihren Mitschnitt auf Youtube.

Dort erregte der Clip die Aufmerksamkeit von Aden Thomas, einem Disjockey beim Kapstädter Radiosender heart 104.9 FM. "Michael Jackson alive and living in Cape Town! ("Michael Jackson ist am Leben und lebt in Kapstadt!")", soll der Plattenaufleger nach der Sichtung des Filmchens ausgerufen haben. Umgehend wollte er den struppigen Sänger in sein Studio holen – doch ihn aufzuspüren, erwies sich schwierig. Zwar hatten viele den Karossenwächter schon mal gesehen, doch sein Arbeitsplatz rotierte ebenso unvorhersehbar wie seine Arbeitszeiten. Schließlich schaltete DJ Thomas einen sozialen Netzwerk-Freund ein, der den Straßen-Jackson über einen Kontakt im 5000 Kilometer entfernten Nigeria schließlich ausfindig machte. Als er Abrahams am Telefon hatte, sollen beide in Tränen ausgebrochen sein: "Ich wusste, dass das mal passieren würde", schluchzte der Sänger.

Als erstes wurde der Kapstädter Jackson zu DJ Thomas’ Frühstücksshow ins Funkhaus geladen. "Wir wollten ihn zuerst mal mit dem Studio und den Mikrofonen vertraut machen", sagt Thomas: "Das war jedoch ganz unnötig. Denn schnell stellte sich heraus, dass wir es mit einem völlig unbefangenen Naturtalent zu tun hatten." Abrahams sang – und Minuten später brach das Telefonsystem unter der Last der Anrufer zusammen. Die Leute hätten nach CDs oder gar Video-Einspielungen verlangt, fährt der DJ fort: "Ich musste ihnen sagen, dass der Mann noch vor zwei Stunden ausschließlich mit dem Hüten von Autos beschäftigt war."

Oder mit noch profaneren Dingen. Der aus dem gefürchteten Gangsterterrain der Cape Flats stammende Sänger verdiente sich zuweilen sein Brot, indem er Hundehäufen entsorgte oder als vermeintlicher Dealer tätig war: In dieser Funktion habe er Abhängigen zuweilen pulverisierte Kopfwehtabletten als Kokain angedreht, offenbart Abrahams. Für diese Entgleisung rechtfertigt er sich mit seinen Verpflichtungen als Familienvater: Er habe seine fünfjährige Tochter mit einer Geburtstagstorte überraschen wollen – ein Glück, von dem er in seinen 31 Lebensjahren nur hätte träumen können.

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Seine Texte handeln von diesem Hundeleben. Michael Jacksons "Will you be there" dichtete Abrahams zu "Kerrie" um: Eine Balade über ein fleischloses Curry-Gericht, mit dem Kinder in Kapstadt Tag für Tag abgespeist werden. Justin Biebers "Baby" heißt in der Version des Kapstädter Barden "Meisie" (Mädchen) und widmet sich der in Südafrika allgegenwärtigen Gewalt in Familien. Doch in erster Linie versucht der Entertainer seine Zuhörer zu unterhalten – in seinen Songs geht es oft ums Lachen.

Seine Youtubeclips wurden inzwischen fast eine halbe Million mal abgehört, erstmals trat Abrahams live in einem Einkaufszentrum auf – und wurde dafür mit einem Einkaufsgutschein in Höhe von 100 Euro entlohnt. Musikproduzent Gabi le Roux will mit dem Naturtalent die erste CD einspielen – zwei weitere Labels hätten ihr Interesse angemeldet, sagt Thomas. Unter diesen Bedingungen hat Abrahams seinen Job als Parkplatzeinweiser aufgegeben. "Ich werde jetzt höher und immer höher steigen", sagt er und lässt seine wenigen verbliebenen Zähne blitzen: "Bis ich irgendwann im Himmel angekommen bin."

Der singende Autohüter, Videos auf http://mehr.bz/abrahams

Ressort: Panorama

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