Porträt
Oliver Hein: Von einem, der will
Im Porträt: Der Gundelfinger Oliver Hein hat sich bemerkenswert schnell im Volleyball-Internat Friedrichshafen eingelebt.
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Eine Unwägbarkeit freilich gibt es: Seit ein paar Tagen behindert Oliver Hein eine Schleimbeutelentzündung im Ellbogen. Sein Einsatz gegen seine Vereinskollegen – bei Jugendspielen ist er weiterhin für 1844 spielberechtigt – ist gefährdet. Ein neues Gefühl für den 1,98 Meter großen Angreifer, der nach seinem Umzug an den Bodensee fast durchweg in der Startsechs der Volley-Youngstars stand. Von langwierigen Verletzungen oder körperlichen Schwächephasen ist er in seiner neuen Heimat bislang verschont geblieben. Dabei trainiert Hein mit sieben bis acht Einheiten pro Woche doppelt so häufig wie zuvor in Freiburg. "Die Belastungen im ersten halben Jahr hat er sehr gut weggesteckt", sagt sein Friedrichshafener Trainer Adrian Pfleghar.
Schneller als viele andere Internatler hat sich der Angehörige des Jugendnationalkaders in der neuen Umgebung zurechtgefunden. Das gilt für alle Bereiche. Sportlich nutzte Hein seine Chance, als der Diagonalangreifer Jakob Günthör wegen einer Verletzung langfristig ausfiel. Ansatzlos ersetzte Hein, der bis dahin nur in der Oberliga gespielt hatte, die eigentliche Stammkraft in der drei Klassen höheren zweiten Bundesliga. Auch wenn er noch nicht der Leistungsträger seiner Mannschaft sei, wie Hein einschränkt: "Wenn ich mal einen schlechten Tag habe, kann das die Mannschaft sehr gut ausgleichen." Dennoch: "Ich hätte nicht gedacht, dass er sich so schnell da reinspielt", sagt auch der Freiburger Bundesligatrainer Wolfgang Beck. Schließlich sind seine Teamkollegen bis zu drei Jahre älter.
Auch schulisch und privat verlief der Wechsel reibungslos. Zwar sind die Noten des Elftklässlers am Graf-Zeppelin-Gymnasium etwas abgesackt, aber bei einem Schnitt von 2,4 müssen sich die Eltern in Gundelfingen keine Sorgen machen. Eigentlich melde er sich daheim viel zu selten, gibt Mutter Eva Hein zu. "Aber ich deute das als Zeichen, dass es ihm gut geht." Typisches Heimweh habe er in der Tat bislang nicht verspürt, sagt der Sohn. Was auch daran liegt, dass er in der Dreier-WG mit seinen Teamkollegen Moritz Rauber und Julian Zenger gut klarkommt. Der Verein setzt auf ein dezentrales Betreuungssystem bei Gasteltern, die im Haushalt beim Einkaufen, Putzen und Waschen unter die Arme greifen. Den Rest müssen die Spieler selbst regeln. Dazu gehört auch das Kochen, bei dem das Trio sicher noch Luft nach oben hat. "Unser Hauptgericht sind Maultauschen, weil das einfach zuzubereiten ist", sagt Hein.
Volleyball wurde ihm gewissermaßen in die Wiege gelegt. Seine Eltern Eva (früher Sportfreunde DJK Freiburg) und Uwe Hein (SB Sonnland und 1844 Freiburg) spielten selbst in der Regionalliga, damals der dritthöchsten Klasse. Als Zehnjähriger begann Oliver Hein unter Stephan Vavra beim TV Denzlingen mit den ersten Pritsch- und Baggerübungen. Vor drei Jahren wechselte er zu 1844, wo Jugendtrainer Daniel Raabe sein Potenzial weiterentwickelte. Von Anfang an überragte er seine Altersgenossen um einen halben Kopf. Seine körperlichen Vorteile paaren sich mit großer Zielstrebigkeit und spielerischer Reife. "Er ist ein ehrgeiziger Junge, der die Dinge mit starkem Willen angeht", sagt Trainer Pfleghar. "Wenn Oli etwas will, dann kämpft er so lange, bis es klappt", hat Eva Hein beobachtet.
Klarer Blick, große Höhe, ausgeprägtes Spielverständnis. Unter der Obhut der Häfler Ausbildungsprofis kann man damit weit kommen. "Bei ihm sind viele Variablen gegeben, um später in der ersten Bundesliga, vielleicht sogar der Nationalmannschaft zu spielen", prognostiziert Pfleghar. Natürlich gebe es für so eine Entwicklung keine Garantie. Hein kann sich im Übrigen auch eine Karriere als Beachvolleyballer vorstellen. Hier erfüllte er sich mit dem Freiburger Sven Winter im vergangenen Sommer in der Altersklasse U 17 schon einen Lebenstraum: einmal deutscher Meister zu werden.
Als Internatsauswahl spielen die Volley-Youngstars Friedrichshafen mit Sonderspielrecht in der zweiten Bundesliga. In der Hinrunde behaupteten sie sich erstaunlich gut, sind im neuen Jahr aber nach sechs Niederlagen aus sieben Spielen auf Rang elf zurückgefallen. Pfleghar führt das auf Verletzungen und Nationalmannschaftseinsätze zurück. An der Leistung von Hein habe es sicher nicht gelegen. Der Diagonalangreifer, der beim 2:3 gegen Freiburg im Hinspiel eine starke Leistung zeigte, lässt sich von den jüngsten Misserfolgen nicht aus der Bahn bringen – schon gar nicht seine Entscheidung pro Friedrichshafen madigmachen. "Ich würde diesen Schritt wieder gehen", sagt er. "Als junger Volleyballer ist es die beste Entscheidung, die man treffen kann."
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