Erfahrbare Geschichte
Die Freunde der Freiburger Straßenbahn restaurieren auch historische Omnibusse
Die „Freunde der Freiburger Straßenbahn“ restaurieren, pflegen und präsentieren historische Straßenbahnen und sammeln historische Bilder sowie Berichte. Doch das Interesse der Nahverkehrs-Enthusiasten beschränkt sich nicht auf Schienenfahrzeuge.
Sarah Crecelius
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WIEHRE. So ist der Verein derzeit in Besitz von drei Oldtimer-Bussen, die in Zukunft einmal bei Nostalgiefahrten dazu einladen sollen, ein Stück weit in die Vergangenheit einzutauchen.
Neben der Wagenhalle, in der die historischen Straßenbahnen stehen, befindet sich die eigentliche Werkstatt – hier sind die Männer zugange. Einer von ihnen ist Daniel Adloff, Fachkraft für Lagerlogistik und Beisitzer im Vereinsvorstand. Mit Arbeitsoverall und Schiebermütze bekleidet betrachtet er im hinteren Teil der Halle stolz eines der noch unvollendeten Projekte – einen Oldtimer-Omnibus, Büssing TU7 O23, Baujahr 1956. Erinnerungen werden in ihm wach, als er von der abenteuerlichen Reise des historischen Freiburger Stadtbusses erzählt. Der Büssing-Bus war bis 1981 – zuerst als Linienbus, später als Hilfsgerätewagen – in Freiburg im Einsatz. Nach seiner Ausmusterung kam er ins Straßenbahnmuseum Stuttgart, bis die Sammlung aufgelöst und verkauft wurde. Anschließend landete er bei einem Busunternehmer und später im österreichischen Omnibusmuseum in Ternitz, südlich von Wien. Nach insgesamt 29 Jahren Aufenthalt in der Fremde kam der "Original Freiburger", sehr zur Freude der "Freunde der Freiburger Straßenbahn", wieder nach Hause. Doch die Reise hatte Spuren hinterlassen, die Sanierung des in Mitleidenschaft gezogenen Busses war dringend notwendig.
Seitdem sind rund sechs Jahre vergangen. Fertig saniert ist der Bus trotzdem noch lange nicht, denn es gab auch immer wieder andere Projekte, die Vorrang hatten, wie ein nun fertig sanierter Linienbus, Daimler-Benz U 305, der schon bald wieder als Sonderverkehr unterwegs sein wird. Inzwischen haben die Vereinsmitglieder den Büssing-Bus mit 130 PS fast komplett zerlegt, um ihn zu restaurieren – der morsche Boden, die Aluminium-Decke, die Bestuhlung und die Glasscheiben sind weg. Die Farbe wurde abgeschliffen. Demnächst werden die Elektronik und der Motor saniert. Die Technik von früher war "eigentlich besser, weil man mehr von Hand machen konnte", findet Daniel Adloff. Das Geräusch von Hammerschlägen dringt aus dem vorderen Teil der Werkstatt herüber.
Hier steht ein zum Büssing-Bus passender Oldtimer-Anhänger: ein PA 4 Kässbohrer Setra aus dem Jahr 1955. Die Zeichen der Zeit und der Rost lassen ihn ziemlich ramponiert aussehen – aber das macht auch seinen Charme aus. Den Oldtimer hatte ein Mitarbeiter im Sommer 2014 bei einer Wanderung auf einer Wiese bei Sulzburg im Markgräflerland entdeckt. Der Eigentümer nutzte den Anhäger damals als Gartenhäuschen. Laut Dietmar Gemander ist er "einer der Letzten seiner Art." Daher war das Interesse des Vereins an dieser Rarität groß. Verkaufen wollte der Besitzer ihn jedoch nicht, stattdessen war er bereit, ihn gegen einen Holzbauwagen zu tauschen. Nach über einem Jahr konnte der Verein einen passenden Wagen ausfindig machen. Jetzt konnte die aufwändige Bergungsaktion des Omnibus-Anhängers starten. Da er schon viele Jahre im Freien stand, war er nahezu komplett eingewachsen.
Büsche und Sträucher schnitten sechs Helfer weg. Ein Reifen musste auch neu montiert werden. "Ein Siebenschläfer ist einem unserer Mitarbeiter von einem Fach des Busses aus auf den Kopf gesprungen. Wir haben nur gesehen, wie er gezuckt hat, und dachten: Tanzt der jetzt?", erzählt Adloff lachend. Mithilfe eines Unimogs wurde dann der Bus stückchenweise aus der Mulde des abschüssigen Geländes gezogen und mit einem Traktor ins Depot gebracht. "Es war zwar eine Heidenarbeit, aber es hat Spaß gemacht. Wenn jemals wieder so etwas vorkommt, machen wir das sofort", zieht Adloff als Resümee.
Bis jetzt wurden beim Oldtimer-Anhänger nur die Plexiglasscheiben, die Isolierung und die Deckenverkleidung herausgenommen. Bis das Gespann aus Büssing-Buss und Kässbohrer Setra einmal auf den Straßen zu sehen sein wird, dauert es wohl noch ein paar Jahre. Aber wenn es dann soweit ist, heißt es: "Einsteigen, Motor an und: Willkommen in der Vergangenheit."