Neu im Kino
ÖPNV-Thriller "The Commuter": Pausenlos in Bewegung
Spannendes Sehvergnügen mit einem gut aufgelegten Liam Neeson in der Hauptrolle: Jaume Collet-Serra inszeniert in "The Commuter" eine Jagd in einem Zug.
Mi, 10. Jan 2018, 22:00 Uhr
Kino
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Ob als verantwortungsbewusster Vater, der in "96 Hours" seine Tochter im Alleingang aus den Fängen der albanischen Mafia befreit, oder wie zuletzt in der Charakterstudie des FBI-Chefs Mark Felt, der in "The Secret Man" die Enthüllung der Watergate-Affäre auslöste. Neeson glaubt man diese Heldenfiguren, gerade weil er heroische Posen vermeidet und ohne großes Gewese tut, was getan werden muss.
In Jaume Collet-Serras Thriller "The Commuter" spielt er nun einen klassischen Jedermann, der, unter Druck geraten, über sich selbst hinaus wächst. Seit zehn Jahren pendelt sein Michael MacCauley jeden Tag mit dem Vorortzug nach Manhattan, wo er sich als Versicherungsmakler verdingt. Das Geld reicht gerade mal dazu, um das Haus abzubezahlen und dem Sohn das Studium zu finanzieren, nachdem die familiären Ersparnisse beim letzten Bankencrash flöten gegangen sind.
Aber dann wird Michael von einem Tag auf den anderen gekündigt – und als er abends am Grand Central in den überfüllten Zug steigt, setzt sich eine Frau (Vera Farmiga) neben ihn. "Was für ein Mann sind Sie?", fragt sie ihn und bietet ihm eine beträchtliche Summe für eine kleine Gefälligkeit an. Er soll eine Person im Zug ausfindig machen, von der nur der Name und das Reiseziel bekannt sei und in deren Tasche sich etwas von großer Wichtigkeit für die Auftraggeber befände.
Schließlich habe Michael doch früher als Cop gearbeitet, sagt die Fremde, die sich Joanna nennt, und sei zügige Ermittlungsarbeit ja gewohnt. Der Job sei schnell erledigt, um den Rest würden sich dann andere kümmern. Zum Rekrutierungsangebot gesellen sich noch Drohungen gegen Frau und Kind. Widerstrebend lässt sich Michael angesichts seiner prekären finanziellen Situation auf den Deal ein und macht sich im Zug auf die Suche.
Nahezu in Echtzeit inszeniert Collet-Serra seinen ÖPNV-Thriller und knüpft dabei nicht nur an Eisenbahnklassiker wie Hitchcocks "Der Fremde im Zug" an, sondern wärmt auch eigene Rezepturen wieder auf. In "Non Stop" hatte er vor drei Jahren Liam Neeson als Air Marshal auf einem Transatlantikflug gegen einen erpresserischen Mörder antreten lassen. War dort die klaustrophobische Enge des Flugzeugs das treibende Moment, ist es nun die unausweichliche Motorik des Zuges, die den Wettlauf mit der Zeit in Gang hält. Gleichzeitig vermittelt das Setting der Waggons, die sich allmählich von Station zu Station leeren, auch eine kammerspielartige Intensität.
In allererster Linie ist "The Commuter" jedoch ein Film, der ununterbrochen in Bewegung ist. Kameramann Flavio Martínez Labiano und Cutter Jim May erschaffen einen hochdynamischen Bildfluss, der das Publikum permanent in Atem hält. Schon die Eingangssequenz, in der die Entwicklungen und Veränderungen im redundanten Leben des Pendlers fluide aneinander geschnitten werden, ist ein Bekenntnis zum Bilderrausch, der schneller und mehr erzählen kann als ausgetüftelte Handlungskonstruktionen.
Und so ist es neben Neesons erdiger Performance vor allem die pure kinetische Energie, die den Film über so manche Ungereimtheit im Verschwörungsplot souverän hinweg trägt und dieses klassische Genrewerk zu einem spannenden Sehvergnügen werden lässt.
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