"Nur weil die Gesellschaft noch nicht so weit ist"
Balian Buschmann, früher als Yvonne Buschbaum erfolgreiche Stabhochspringerin, zum CAS-Urteil im Fall Caster Semenya.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
In einem wegweisenden Urteil hatte der Internationale Sportgerichtshof CAS am Mittwoch im Streit um Testosteron-Grenzwerte für Frauen den Einspruch der südafrikanischen 800-Meter-Olympiasiegerin von 2012 und 2016 abgelehnt. Damit ist eine Regel des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF rechtens, mit der Testosteron-Limits für Mittelstreckenläuferinnen mit intersexuellen Anlagen festgesetzt werden. Der Fall beschäftigt den internationalen Sport seit 2009.
Die Mann-Frau-Kategorisierung im Wettkampfsport ist in Buschbaums Augen zu eindimensional. "Wir wissen wissenschaftlich schon sehr, sehr lange, dass es eben nicht nur Männer und Frauen gibt, sondern viele Nuancen dazwischen. Wenn ich mir den Verlauf von Caster Semenyas Geschichte genau ansehe, hat sie mein Mitgefühl für alles, was sie schon durchmachen musste – nur weil die Gesellschaft noch nicht so weit ist", sagte Buschbaum. "Ich bin davon überzeugt, wäre sie 100 Jahre später geboren, wären viele Diskussionen und Anordnungen undenkbar."
Der gebürtige Ulmer errang als Yvonne Buschbaum jeweils zwei deutsche Meistertitel in der Halle und im Freien, wurde bei Olympia 2000 in Sydney Sechster und gewann 1998 sowie 2002 EM-Bronze. 2008 schrieb Buschbaum bundesweit Schlagzeilen mit dem öffentlichen Bekenntnis, sich einer Geschlechtsangleichung zu unterziehen. Im Buch "Blaue Augen bleiben blau" schilderte er seinen Weg und beschrieb auch die Auswirkungen seiner Hormonbehandlung und Operation. Buschbaum hatte damals seine Stabhochsprung-Karriere beendet, arbeitete zeitweise noch als Trainer in Mainz und lebt heute als Autor und Coach in Aschaffenburg und hält Vorträge.
Der frühere Leichtathlet wies auch auf besondere Körpermerkmale anderer Topstars hin, zum Beispiel bei 100-Meter-Weltrekordler Usain Bolt (Jamaika) und beim 23-fachen Schwimm-Olympiasieger Michael Phelps. "Usain Bolt, mit einer Körpergröße von 195 Zentimetern und einer Beinlänge von 110 Zentimetern, schreibt man ja auch nicht vor, dass er sich bitte die Beine kürzen lassen sollte", erklärte Buschbaum. "Die Gegner von Michael Phelps, der jahrelang den Schwimmsport dominierte, haben sich vielleicht auch gewünscht, dass er sich die Spannweite seiner Arme kürzen ließe. Fakt ist, dass Caster Semenya mit einem natürlich erhöhten Testosteronspiegel auf die Welt gekommen ist." Sicherlich sei der Testosteronwert entscheidend. "Allerdings sollten wir uns die Frage stellen, wie wir mit Vorteilen, die bei langer Suche jeder Sportler aufweisen wird, umgehen werden."
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ