Nur Sandalen im Winter
ZISCH-INTERVIEW mit dem Senior Franz Weinmayr über seine Kindheit in den 1930er-Jahren.
Sophia Keller, Klasse 4a, Grundschule Salzert & Lörrach
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Ich bin Zisch-Reporterin Sophia Keller aus der Klasse 4a der Grundschule Salzert in Lörrach. In den Herbstferien habe ich meinen Opa Franz Weinmayr besucht und ihn über das Leben von früher interviewt.
Weinmayr: Ja, aber nur wenige. Nur wichtige Leute, wie der Arzt, hatten eins.
Zisch: Und Telefone?
Opa: Höchstens die Polizei hatte eines.
Zisch: Gab es Züge?
Weinmayr: Ja, mit Dampflokomotiven.
Zisch: Und wie war es mit Motorrädern?
Weinmayr: Ja, die gab es schon.
Zisch: Hattet ihr einen Fernseher?
Weinmayr: Nein, das hatte noch keiner.
Zisch: Wie sah damals ein Lebensmittelgeschäft aus?
Weinmayr: Es gab Tante-Emma-Läden. Große Supermärkte, wie wir sie kennen, kannte man noch nicht. Wir konnten alles einzeln kaufen. Die Milch holte man offen in Milchkannen. Zucker und Mehl wurden vom Verkäufer abgewogen. Man konnte eine einzelne Essiggurke oder ein einzelnes Bonbon kaufen. Südfrüchte wie Mandarinen oder Bananen gab es nicht, sondern nur einheimisches Obst, hauptsächlich Äpfel.
Zisch: Wie war die Schule früher? Wie viele Kinder wart ihr in einer Klasse? Welche Fächer hattet ihr? Und welches Fach hattest du am liebsten?
Weinmayr: Wir waren zirka 40 Kinder in der Klasse. Unsere Fächer waren Mathe, Deutsch, Lesen, Heimatkunde, Religion und Malen. Mein Lieblingsfach war Lesen.
Zisch: Hattet ihr auch Nachmittagsunterricht? Wie lange war dein Schulweg? Gab es Strafen?
Weinmayr: Wir hatten jeden Tag von acht bis 16 Uhr Schule. Ich musste nur 15 Minuten zur Schule laufen, andere Kinder aber mindestens eine Stunde. Bei uns gab es Strafarbeiten, meistens Mathe-Aufgaben. Ganz schlimm waren Nachsitzen oder Schläge mit dem Rohrstock.
Zisch: Hatte man, als du ein Kind warst, schon befürchtet, dass es einen Zweiten Weltkrieg geben würde?
Weinmayr: Ja, meine Eltern haben manchmal darüber geredet, dass noch ein Krieg kommen kann.
Zisch: Warst du auch im Krieg und hattest du Verletzungen?
Weinmayr: Nein, ich war noch zu jung, um als Soldat eingezogen zu werden. Ich erinnere mich noch daran, dass in der Nacht oft Flugzeuge kamen, die Bomben auf die Häuser warfen. Wir mussten dann schnell in den Keller, dort war ein Luftschutzraum.
Zisch: Was hast du mit deinen Freunden gespielt?
Weinmayr: Wir haben Fangen und Verstecken gespielt. Aber am schönsten war das Schwimmen in der Donau. Wir sind von der Brücke in den Fluss gesprungen.
Zisch: War das nicht gefährlich?
Weinmayr: Wahrscheinlich schon, aber wir haben aufgepasst, und es ist nichts passiert.
Zisch: Was habt ihr gegessen, was hattest du zum Anziehen?
Weinmayr: Das war eine arme Zeit, man hatte wenig Geld zum Einkaufen. Es gab für die Kinder kein Taschengeld. Zum Essen gab es viel Gemüse aus dem eigenen Garten, nur ab und zu Kartoffeln und ganz wenig Fleisch. Wir hatten oft Hunger. Zum Anziehen hatte ich nur eine kurze Hose. Für den Winter hatte ich dazu ganz lange Socken, außerdem einen dicken Wollpullover, keinen Anorak und nur Sandalen. Es wurde nur ein Raum geheizt, das war die Küche, weil dort der Ofen stand. Es gab keine Heizung. Abends sind wir zusammengesessen und haben geredet, oder mein Vater hat Geschichten erzählt oder vorgelesen. Das waren die schönsten Momente des Tages.