Asylsuchende
Nur durch Solidarität und gerechte Verteilung gibt es eine Chance für alle
Friederike Geib (Freiburg)
Fr, 04. Oktober 2024
Leserbriefe
Ich möchte diesen Leserbrief unterstützen und bedanke mich für den Mut bei Herrn Engler, eine zurzeit wahrscheinlich unpopuläre Haltung zu veröffentlichen. Durch Stigmatisierung und Ausgrenzung werden Menschen, die es schwer haben, keinen Zugang in unsere Gesellschaft zu bekommen, sie werden weiter an den Rand gedrängt und damit die Gefahr des Abrutschens in kriminelle Überlebensformen erhöht. Sicherlich existiert ein organisierter Drogenhandel. Stigmatisiert werden die kleinen Verkäufer vor Ort, die dahinterstehenden organisierten Händler sind schwerer zu fassen, sind aber das eigentliche Problem.
Leider ist aktuell eine weitere Maßnahme in Planung, die die Ausgrenzung von Flüchtlingen verstärkt: die sogenannte Bezahlkarte für Asylbewerber und Asylbewerberinnen. Damit wird die Freiheit der Verwendungsmöglichkeiten eingeschränkt und durch Behörden reglementiert. Das ist leider nur ein Teil einer Rolle rückwärts in Richtung noch diskriminierendere Zeiten, als Asylbewerber und Asylbewerberinnen nur ein kleines Taschengeld ausgezahlt bekamen und den Rest der Summe für den notwendigen Lebensbedarf in Gutscheinen, die nur in bestimmten Läden eingelöst werden durften. Danach gab es eine Zeit, in der die Hoffnung bestand, dass sich Deutschland wirklich in ein zukunftsorientiertes, weltoffenes Einwanderungsland entwickeln könnte. Nun treiben die AfD und leider auch etablierten Parteien wie die CDU und SPD Abschottungs- und Abschreckungsideen voran.
Ich meine: Noch immer gehören wir zu den reichsten Gesellschaften dieser großen Erde. Wir profitieren von Rohstoff- und Nahrungsmittel-Importen aus aller Welt. Wir verbrauchen mehr der verfügbaren natürlichen Ressourcen, als uns zusteht. Wer den Blick weit macht und jeden Menschen als gleichwertigen Menschen sieht, und auch den künftigen Generationen eine lebenswerte Perspektive bieten möchte, müsste eigentlich sehen: Nur durch Solidarität mit allen, nur durch Herunterfahren des eigenen Ressourcenverbrauchs, nur durch eine gerechte Verteilung lebenswichtiger Güter gibt es eine Chance für alle. Wer will denn wirklich die "Alternative": Eine Mauer um Deutschland, das Elend bleibt draußen. Wir essen Brot, Kartoffeln und Sauerkraut? Wer arbeitet bei der Müllabfuhr? Wer im Krankenhaus? Wer baut die Häuser? Für eine zufriedenere Gesellschaft braucht es nicht mehr Reichtum, sondern eine gerechtere Verteilung desselben und mehr Miteinander für alle. Dies war nun ein kleiner Ausflug vom Stühlinger Kirchplatz in die weite Welt. Aber so spiegelt das Kleine auch das Große.
Friederike Geib, Freiburg
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