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Ministranten

Noch in oder schon out?

Für viele Jugendliche kommt es nicht in Frage, Ministrant zu werden. Zu uncool. Alina Birkenmaier aus der Klasse 8a des Kollegs St. Sebastian in Stegen hat sich mit Pfarrer Johannes Kienzler darüber ausgetauscht.  

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"Grundsätzlich sind Ministranten einfach die besseren Menschen, das ist klar!",sagt Pfarrer Kienzler aus der Seelsorgeeinheit Freiburg Ost in einem Interview mit zwei Ministrantinnen auf die Frage, was denn der Unterschied zwischen normalen Menschen und Ministranten sei. Meint Herr Kienzler seine Aussage wirklich ernst?! Nun, er fügt noch hinzu, dass Ministranten generell einen großen Vorteil fürs Leben haben, da sie sich auf einfache Weise mit wichtigen Lebensphasen auseinandersetzen, wenn sie zum Beispiel bei Hochzeiten, Taufen oder auch bei Beerdigungen ministrieren.

Laut Wikipedia leistet ein Ministrant (von lateinisch ministrare "dienen") oder ein Messdiener einen liturgischer Dienst. Auch weil kein Pfarrer eine Messe alleine halten darf. Das klingt nicht besonders spannend, aber die Zahlen sprechen dagegen. In Deutschland gab es 2017 laut der Broschüre "Katholische Kirche in Deutschland-Zahlen und Fakten 2016/17" der Deutschen Bischofskonferenz 391 886 Messdiener, davon waren unerwarteter Weise 49,63 Prozent Jungen. Im Erzbistum Freiburg sieht es allerdings etwas anders aus: 2015 lag der Anteil der Mädchen bei 54 Prozent.

Ich selber habe aber den Eindruck, dass noch mehr Mädchen ministrieren. Letzte Woche hatte ich zweimal Dienst und jedes Mal waren wir Mädchen ganz unter uns. Das ist doch wirklich interessant, wenn man bedenkt, dass bis 1994 offiziell keine Mädchen ministrieren durften. Nur fortschrittliche Pfarrer erlaubten das schon in den achtziger Jahren. Alle wussten, dass Rom das noch nicht wirklich genehmigt hatte. Und heute erfüllen wir die Frauenquote!

Wie sieht denn jetzt eigentlich der Job der Ministranten aus? Als Erstes unterstützen die Ministranten den Pfarrer am Altar: In Gewändern, die das Taufgewand symbolisieren sollen, begleiten sie den Pfarrer mit Kerzen (Leuchter) beim Evangelium, sie bringen die Gaben (Wein und Brot ) an den Altar, sie dürfen während der Wandlung wild die Klingeln schütteln und an Festtagen das Weihrauchfass schwenken. Außerdem dürfen sie die Klingelbeutel für die Kollekte von Bank zu Bank bringen. Jeder Schritt ist vorgeschrieben. Diese Arbeit ist damit ein stellvertretender Dienst für alle.


Wie wirkt sich die Arbeit als Ministrant auf das weitere Leben aus? Viele Promis erwähnen nämlich gern, dass sie in ihrer Jugend Messdiener waren: Günter Jauch, Thomas Gottschalk, Stefan Raab, Jogi Löw, Thomas Müller und unser ehemaliger Außenminister Joschka Fischer, um nur einige zu nennen. Das kann man sich gut erklären, denn Ministranten stehen früh in der Öffentlichket und jede ihrer Bewegungen verfolgt die Gemeinde. Dadurch nimmt man automatisch eine würdevolle und selbstbewusste Körperhaltung ein.
Außerdem beschränkt sich das Messdienerleben nicht nur auf den Dienst in der Kirche. Die Messdiener bilden eine Gemeinschaft, in der jeder willkommen ist, ganz egal ob man ein guter oder ein schlechter Schüler ist, ob man gut oder weniger gut aussieht, ob man witzig oder langweilig ist, ob man ein Mädchen oder ein Junge ist oder ob man sportlich oder unsportlich ist. Man verbringt viel Zeit miteinander, Freundschaften entstehen, es gibt viel zu lachen. Dieser Zusammenhalt stärkt das Selbstbewusstsein und macht uns fit für das Zusammenleben mit den unterschiedlichsten Menschen.

Natürlich gibt es nicht nur die Messdienerstunden, sondern auch viele größere tolle Unternehmungen: Hüttenübernachtungen, Nachtwanderungen, Filmabende, Schlittschuhlaufen, Museumsbesuche, Spieleabende. Höhepunkt eines Ministrantenlebens ist jedoch die Romwallfahrt. Alle vier Jahre findet eine Ministrantenwallfahrt statt. In diesem Jahr ist diese eine internationale. 60 000 Ministranten aus aller Welt werden für eine Woche im Sommer in Rom einfallen, alleine 8000 Messdiener aus dem Erzbistum Freiburg.

Diese Fahrt nach Rom ermöglicht den Ministranten, den engen Blick von der eigenen kleinen Gemeinde auf die große Weltkirche zu richten und sich selber als Teil dieser internationalen Gemeinschaft zu sehen.
Daher ist es wirklich schwer nachzuvollziehen, dass es unglaublich schwierig ist, Erstkommunionkinder zu bewegen, Messdiener zu werden. Ob wirklich die Schule einen zu großen Raum einnimmt, wie Pfarrer Kienzler meint?

Auf jeden Fall aber ist das Ministrantenleben eine gute Lebensschule, auch wenn (natürlich) nicht alle deshalb bessere Menschen sind.

Ressort: Schülertexte

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