Fußball
Noah Darvich aus Bad Krozingen ist mit der U17 Weltmeister
Weltmeister! Mit dem Titelgewinn der U-17-Fußballer geht für den deutschen Fußball ein schwieriges Jahr gut zu Ende. Wird die Generation um den aus Bad Krozingen stammenden Noah Darvich eine große?
dpa & BZ-Redaktion
So, 3. Dez 2023, 18:19 Uhr
Fussball International
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Auch wenn der Weg zu Profi-Glanz nach dem 6:5 (2:2)-Triumph nach Elfmeterschießen gegen Frankreich noch weit ist: Die beim begeisternden deutschen Sommermärchen 2006 geborenen Talente sind nach ihrem eigenen WM-Wintermärchen vielversprechende Hoffnungsträger auf neue Erfolge in tristen Nationalmannschaftszeiten.
"Danach habe sich ganz viele Deutsche gesehnt, wieder eine Mannschaft zu haben, die die deutschen Tugenden verkörpert, mit denen sich die Deutschen identifizieren", sagte Weltmeister-Trainer Christian Wück nach dem letzten Spiel mit dieser Auswahl. Individuelle Ausnahmekönner verzückten nicht nur mit Attributen wie Kampf und Leidenschaft, sondern erweckten auch den fast schon vergessenen Mythos einer deutschen Turniermannschaft. "Ich habe den Jungs gesagt, dass sie es geschafft haben, eine Nation hinter sich zu bringen", sagte Wück. Welt- und Europameister in sechs Monaten – das gab’s noch nie.
"Was die U-17-Mannschaft in den vergangenen Wochen gezeigt hat, das möchte ich auch bei der A-Mannschaft sehen", sagte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. 2014er Weltmeister wie Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller und Philipp Lahm schickten Glückwunschworte an die möglichen Nachfolger. Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte eine "großartige Teamleistung" bei einem "packenden Turnier".
Bundestrainer Julian Nagelsmann, dessen A-Nationalmannschaft noch keine Vorfreude auf die Heim-EM 2024 geweckt hat, war vom Auftritt auch begeistert. "Natürlich versuchen wir, daran anzuknüpfen. Es war ein, glaube ich, für die U17 sehr emotionales Turnier, das haben viele Menschen in Deutschland auch geguckt", sagte Nagelsmann bei der EM-Auslosung.
Die Rekordzahl für diese Altersklasse von im Durchschnitt 2,47 Millionen Menschen fieberte allein bei der RTL-Übertragung in Deutschland mit, als das U-17-Team für das nächste WM-Drama sorgte. Nach nervenzehrenden Auftritten im Viertelfinale gegen Spanien (1:0) und einem Elfmeterkrimi bei der Halbfinal-Achterbahnfahrt gegen Argentinien (7:5/3:3) setzte die Auswahl beim Endspiel gegen die Grande Nation noch einen drauf. "Es war einfach wundervoll, die Jungs haben deutsche Fußballgeschichte geschrieben", sagte Nationalmannschaftsleiter Joti Chatzialexiou. "Es war eine riesige Mannschaftsleistung."
2:0-Führung durch den Dortmunder Brunner und Kapitän Noah Darvich (FC Barcelona/ehemals SC Freiburg), Anschlusstor, Platzverweis für den Leipziger Winners Osawe, Ausgleich, mit letzter Kraft nach einer halben Stunde in Unterzahl ins Elfmeterschießen gerettet. Dort lag das Team um den vom Ersatztorwart zum WM-Matchwinner aufgestiegenen Heide auch zurück. Doch der Hachinger Torhüter parierte wie gegen Argentinien zwei Strafstöße. Als finaler Schütze behielt der Dortmunder Almugera Kabar die Nerven. "Wir sind die beste Mannschaft der Welt, da hält uns auch eine Rote Karte nicht auf, weil wir einfach ein Team sind", wies BVB-Jungstar Brunner auf eine imponierende Mentalität hin.
Brunner wurde mit dem Goldenen Ball für den besten WM-Spieler ausgezeichnet. Dass das nicht automatisch eine Karriere wie von Toni Kroos, der 2007 bei der U-17-WM als herausragender Akteur geehrt worden war, nach sich zieht, zeigen viele Beispiele. Doch ein Anfang ist gemacht. "Oftmals sind es genau diese Jahrgänge, die dann viele Jahre später Karriere machen", sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler. "Wenn sie so weiterarbeiten und sich weiter verbessern, können sie auch irgendwann mal A-Nationalspieler werden. Das ist noch ein langer Weg."
Ein langer Weg war auch die Rückreise nach fünf Wochen in Südostasien, wo die Schüler 11.000 Kilometer von der Heimat entfernt neben ihren Fußball-Prüfungen auch bei mehr als einem Dutzend Klausuren abliefern mussten. Vom Finalort Surakarta ging es über Jakarta und Doha heim nach Frankfurt, wo nach der planmäßigen Ankunft um 6.40 Uhr und einem Temperaturunterschied von über 40 Grad zu einem Empfang am DFB-Campus geladen wurde. "Wir sind Europa- und Weltmeister. Ich habe den Jungs gesagt, sie machen sich unsterblich", schwärmte Wück. "Wenn einer den Charakter der Mannschaft kennengelernt hat, dann den, mit Widerständen zu kämpfen. Immer an sich zu glauben. Das ist unglaublich."
Wück ließ nach dem ersten deutschen WM-Titel in dieser Altersklasse seine Zukunft offen. Die seiner Spieler, die ihn als Zeichen der Wertschätzung als Ersten den WM-Pokal in die Höhe heben ließen, müssen nun vor allem die Vereine gestalten. "Jetzt liegt es an den Clubs. Es liegt wirklich an der deutschen Fußballlandschaft, diesen Jungs die Möglichkeit zu geben, in der ersten, zweiten oder dritten Liga zu spielen", sagte der 50-Jährige und ergänzte: "Wir müssen in Deutschland Wege gehen, den deutschen Talenten Spielzeit zu verschaffen. Dazu gehört auch Vertrauen."
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