Kindstötung
Niemand fragt, wie die Frauen sich gefühlt haben müssen
Nadja Schaubhut (Schopfheim)
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In der ganzen Diskussion um die Fälle der Kindstötungen in Hüsingen und im Markgräflerland geht es nur um Babyklappen, Familienhilfen und große Betroffenheit. Niemand fragt, wie die Frauen sich gefühlt haben müssen, unter welchen Umständen das Kind überhaupt gezeugt wurde und ob die Betroffenen jetzt entsprechende psychologische Hilfe erhalten. Das Wort Abtreibung wird nicht erwähnt. Es wird auf "andere Möglichkeiten" verwiesen. Unser neuer Kanzler agiert erneut frauenfeindlich und will § 218 nicht abschaffen, obwohl 80 Prozent der Bürger dafür sind. Frauen müssen in ihrem Leben 3600 Euro für Verhütung ausgeben. Die Zahl der Ärztinnen, die Abtreibungen durchführen, sinkt seit Jahren. Alleinerziehende sind genau das: Allein gelassen mit der Doppelbelastung von oftmals Vollzeitarbeit, Care-Arbeit und fehlenden Betreuungsplätzen. Wie soll nun eine ungewollt schwangere Minderjährige auf dem Dorf anonym und allein schnelle Hilfe finden? Sie soll lieber eine körperlich und psychisch ohnehin schon extrem belastende Schwangerschaft zu Ende führen, weil das Kind ja dann in einer Pflegefamilie bestimmt ganz glücklich werden kann.
Weit über 95 Prozent der Frauen, die eine Abtreibung hatten, sind mit dieser Entscheidung im Reinen und bereuen es nicht. Das sind Fakten, die wir endlich mal anerkennen müssen.
Für eine Sterilisation müssen sich Frauen rechtfertigen und viele Ärzte führen den ambulanten Eingriff nicht ohne Weiteres durch. Erwachsenen Frauen wird immer noch die Entscheidung über ihren Körper abgesprochen: "Was, wenn du doch mal Kinder willst?" Niemand käme auf die Idee, eine Schwangere zu fragen "Bist du dir sicher, dass du das Kind willst?" Obgleich dies doch viel weitreichendere Folgen hat.
Welches Kind möchte schon spüren, dass es unerwünscht ist? Wir haben die Mittel, ungewollt Schwangeren zu helfen und dazu gehören nun mal auch Abtreibungen. Wir müssen aufhören, Schwangerschaften zu verklären. Lieber einmal mehr hinschauen, nachfragen, Hilfe anbieten, Hilfsangebote niederschwellig teilen, beispielsweise auf Social Media, einfach ein offenes Ohr haben.
Nadja Schaubhut, Schopfheim