"Nicht jede kann wie Kate Moss sein"
JUZ-INTERVIEW mit dem Chirurgen Sven von Saldern über die Möglichkeiten und Grenzen von Schönheitsoperationen.
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OFFENBURG. Wer schön sein will, muss leiden, sagt ein Sprichwort. Viele, vor allem jüngere Menschen begeben sich freiwillig unters Messer, um Busen, Bauch und Nase eine neue Form zu geben. Über den Wunsch nach Schönheit und wie man diesen mit dem Skalpell erfüllen kann, hat sich JUZ-Reporterin Kathrin Möschle mit Sven von Saldern unterhalten. Der 44-jährige Familienvater leitet seit August 1997 den Fachbereich für plastische Chirurgie am Klinikum Offenburg.
von Saldern: Ein solcher Trend ist durchaus zu erkennen, auch wenn er längst nicht so ausgeprägt ist wie in den Staaten. Kosmetische Operationen werden auch in Deutschland von immer jüngeren Patientinnen in Anspruch genommen. Die Jüngsten sind achtzehn Jahre alt, was allerdings relativ selten ist
JUZ: Was sind die Risiken bei solchen Operationen speziell für Jugendliche?
von Saldern: Es gibt keine Risiken, die allein Jugendliche betreffen. Für sie gelten die gleichen Faktoren wie für Erwachsene. Es ist jedoch eine Tatsache, dass Narben die Neigung haben, sich stärker auszubilden, je jünger man ist.
JUZ: Gibt es Fälle, in denen man auf eine Operation verzichten sollte?
von Saldern: Man sollte mindestens achtzehn Jahre alt sein. Operationen zu einem früheren Zeitpunkt lehne ich ab. Mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine; in ganz Europa wird achtzehn als Mindestalter angesehen. Das gilt aber nicht für Brustverkleinerungen. Sie machen schon früher Sinn - sofern die Brust voll ausgebildet ist und nicht mehr wächst. Im Prinzip sind das keine Schönheitsoperationen, da eine übergroße Brust in der Regel funktionelle Probleme wie zum Beispiel Rückenleiden hervorruft. Grundvoraussetzung für jede Operation dieser Art ist eine abgeschlossene Pubertät. Schon rein psychologische Gründe machen dies erforderlich. In dieser Zeit ist das Selbstbild häufig gestört. Man sollte sich nicht aus Frust zu einem so entscheidenden Eingriff hinreißen lassen. Die Folgen sind unter Umständen nicht leicht wieder rückgängig zu machen. Der Beweggrund für eine solche Operation sollte ein länger gefestigter Wunsch sein und nicht auf momentanen Launen basieren. Frust und Unzufriedenheit können nicht wegoperiert werden und tauchen nach dem Eingriff normalerweise wieder auf.
JUZ: Was raten Sie Jugendlichen, die zu Ihnen kommen?
von Saldern: Vor jeder kosmetischen Operation sollte man sich zwei bis drei Monate Zeit lassen, um sich über die Operation, deren Risiken und möglichen Folgen zu informieren. Außerdem sind zwei oder drei Beratungsgespräche erforderlich, so dass die bereits genannte Wartezeit auf diesem Wege zustande kommt. Auch haben viele Leute die falschen Vorstellungen, zum Beispiel durch Fettabsaugen abnehmen zu können. Das Fettabsaugen macht nur an Problemzonen Sinn, wenn der Körper an sich den eigenen Vorstellungen entspricht. Man verliert dabei nur geringfü
"Wer zu dick ist, sollte es erst einmal mit Sport versuchen." Sven von Saldern
gig an Gewicht. Bei extrem Übergewichtigen kann man größere Mengen an Fett absaugen. Die Haut ist danach jedoch schlaff und man würde die Person deshalb nicht als schöner bezeichnen. Wer sich zu dick fühlt oder auch übergewichtig ist, sollt es erst einmal mit Sport versuchen.
JUZ: Gibt es auch junge Männer, die zu Ihnen kommen?
von Saldern: Ja, das Verhältnis zwischen jungen Männern und jungen Frauen hält sich sogar ziemlich die Waage. Es denken mehr Männer zwischen achtzehn und fünfundzwanzig über einen kosmetischen chirurgischen Eingriff nach als Ältere.
JUZ: Was sind die häufigsten Schönheitsoperationen, die sie vornehmen?
von Saldern: Das sind eindeutig Nasenkorrekturen, Fettabsaugen und Brustvergrößerungen.
JUZ: Was kostet eine Operation?
von Saldern: Die Krankenkasse zahlt für eine Schönheitsoperation nichts. Daher müssen die Patientinnen bei einer Brustvergrößerung mit etwa 10 000 Mark rechnen, je nach Dauer des Eingriffes. Fettabsaugen kostet zwischen 4000 und 8000 Mark.
JUZ: Haben Sie ein bestimmtes Schönheitsbild?
von Saldern: Natürlich, das hat jeder Mensch. Aber als Arzt möchte ich mein Schönheitsideal nicht meinen Patientinnen und Patienten aufdrücken. Als erstes muss man jede einzelne Person für sich betrachten und analysieren, was die Gesamtharmonie stört. Jede Operation muss individuell auf den Patienten abgestimmt werden. Nicht jeder Mensch kann dieselbe Form, dieselbe Figur haben. Eine ganz entscheidende Rolle spielt zum Beispiel der Körperbau. Wer ein kräftiges Knochengerüst hat, kann nach einer Operation nicht schmal und zierlich wie Kate Moss sein. So kann man auch eine Nase nicht einfach aus dem Katalog bestellen. Bei vielen Patienten kann man sehen, dass sich nach einer Operation ihre ganze Lebenseinstellung ändert. Dazu muss der Patient mit dem Eingriff zufrieden sein. Die so genannte ästhetische Chirurgie hat nur dann einen Sinn, wenn der Patient hinterher glücklicher ist als vorher. Dann ist auch das Alter zweitrangig, denn man kann dieses Glücksgefühl nicht Älteren gewähren und Jüngeren dagegen vorenthalten.
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