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Kampf gegen Covid

Neue Quarantäne-Regeln für Schulen – kostenlose Tests für Jugendliche

Bei einem Corona-Fall in der Schule soll nach einem Beschluss vom Montagabend nicht mehr grundsätzlich die ganze Klasse in Quarantäne. Tests für Jugendliche bleiben zudem wohl länger kostenlos  

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Ohne Impfungen können Schulen schnell zu Corona-Hotspots werden  | Foto: Sebastian Kahnert (dpa)
Ohne Impfungen können Schulen schnell zu Corona-Hotspots werden Foto: Sebastian Kahnert (dpa)
Die Gesundheitsminister der Länder haben sich mehrheitlich für einfachere Quarantäne-Regeln bei Coronafällen in Schulen ausgesprochen. Grundsätzlich solle bei einem Fall nicht mehr für die gesamte Klasse Quarantäne angeordnet werden, heißt in einem Beschluss nach Beratungen mit dem Bund am Montag. Baden-Württemberg hatte eine solche Regelung bereits im August auf den Weg gebracht. Sie sieht vor, dass Schüler im Falle der Infektion eines Mitschülers nicht mehr in Quarantäne müssen, sondern alle Schüler einer Klasse fünf Tage lang mindestens mit einem Schnelltest täglich getestet werden sollen.

Symptomfreie Kinder, die als enge Kontaktpersonen in Quarantäne sind, sollen diese frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Test beenden können. Der Vorsitzende der Länder-Ressortchefs, Klaus Holetschek (CSU) aus Bayern, sagte, dies solle als "Leitplanken" für die Gesundheitsämter dienen. Der Beschluss wurde bei Enthaltung zweier Länder angenommen.
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Bislang gehen die Länder bei einer Quarantänedauer von 14 Tagen unterschiedlich damit um, wenn sich in einer Klasse ein infiziertes Kind findet. Teilweise werden nur Sitznachbarn in Quarantäne geschickt, teils ganze Klassen. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn befürwortete einfachere Regeln, pochte aber auf Schutzkonzepte. Voraussetzung sei, dass Grundregeln umgesetzt würden, nämlich Maske, regelmäßige Tests und Lüftungskonzepte, sagte der CDU-Politiker vor den Bund-Länder-Beratungen.

In dem Beschluss heißt es, Quarantäne-Anordnungen seien generell "mit Augenmaß" in Abhängigkeit von der Einhaltung solcher Konzepte zu erlassen. Im Interesse eines möglichst verlässlichen Präsenzunterrichts sei die Anordnung einer Quarantäne außerdem "auf möglichst wenige Personen" zu beschränken. Geimpfte und genesene Personen sollen grundsätzlich ausgenommen sein. Die nötigen Maßnahmen solle die Gesundheitsbehörde vor Ort treffen.

Bei übrigen Kindern der Klasse, die nicht als enge Kontaktpersonen eingestuft sind, sollten "für eine gewisse Zeit" intensivierte Tests vorgenommen werden, heißt es in dem Beschluss weiter. Auch in Kitas solle es Quarantäne "nur mit Augenmaß unter Berücksichtigung der Belange der Kinder und Kinderbetreuungseinrichtungen" geben. Auch hier soll ein "Freitesten" aus einer Quarantäne nach frühestens fünf Tagen möglich sein.

Mehr Drittimpfungen

Die Länder-Gesundheitsminister beschlossen außerdem, das Angebot für Auffrischungsimpfungen auszuweiten. "Künftig können auch Bürgerinnen und Bürger über 60 Jahren nach ärztlicher Beratung und individueller Entscheidung eine Drittimpfung wahrnehmen – aber frühestens sechs Monate nach der ersten vollständigen Impfserie", sagte Holetschek. Angeboten werden solle dies zudem auch Pflegekräften in Alten- und Pflegeheimen und weiteren Einrichtungen für gefährdete Gruppen.

Tests für Jugendliche bleiben wohl länger kostenlos

Kinder von zwölf bis 17 Jahren sollen voraussichtlich noch bis Ende November kostenlose Corona-Schnelltests bekommen können. Das geht aus einem Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums für eine neue Testverordnung hervor, die das geplante generelle Ende der Gratis-Tests für alle Bürger zum 11. Oktober umsetzen soll.

Anspruch auf kostenlose Tests sollen demnach bis zum 30. November auch Personen ohne Symptome haben, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Generell möglich bleiben sollen Gratis-Tests für alle, die sich nicht impfen lassen können – darunter Kinder unter zwölf Jahren, für die es bisher keinen zugelassenen Impfstoff gibt, sowie etwa auch Schwangere.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten hatten beschlossen, dass das vom Bund finanzierte Angebot für kostenlose Bürgertests für alle enden soll – ab 11. Oktober sollen sie in der Regel selbst zu bezahlen sein. Da inzwischen allen ein Impfangebot gemacht werden könne, sei eine dauerhafte Übernahme der Kosten durch den Steuerzahler nicht angezeigt, hieß es im Beschluss.

Im Verordnungsentwurf für die Neuregelung wird darauf verwiesen, dass es seit Mitte August auch für die Gruppe der Zwölf- bis 17-jährigen eine generelle Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) gibt. Um ihnen ausreichend Zeit zu gewähren, sich über Impfangebote zu informieren und einen vollständigen Impfschutz zu erlangen, sollen für alle bis 17 Jahre Gratis-Tests bis 30. November möglich sein.

Impf-Aufruf im Südwesten

Indes riefen Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper und Landesgesundheitsminister Manfred Lucha (beide Grüne) zum Impfen und Testen für Schulen und Kitas auf. Schopper bat Eltern, Lehrkräfte, Erzieher und Schüler am Montag darum, " zu helfen, den Präsenzunterricht sicherer zu machen".

Auch die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin forderte erwachsene Bundesbürger in einem Appell zu Impfungen gegen Covid-19 auf. "Wir sind diejenigen, die die Kinder schützen müssen und nicht umgekehrt", sagte Verbandspräsident Jörg Dötsch am Montag. Bevor es um Impfungen für Kinder gehe, seien Erwachsene in der Verantwortung. Man könne Kinder nicht dazu zwingen, sich ununterbrochen für das Wohl ungeimpfter Erwachsener einzusetzen.

"Es kann jetzt nicht sein, dass wir Erwachsenen alle Freiheiten für uns beanspruchen und glauben, dass die Kinder uns wieder retten", ergänzte er. "Das muss man auch mal ganz klar sagen, dass das eine Verpflichtung von uns Erwachsenen ist. Man denke nur an die EM-Spiele. Wie viele Tausende von Infektionen die generiert haben. Und alle wussten es vorher. Das war mit Ansage." Er halte dieses Verhalten für extrem unsolidarisch, kritisierte Dötsch.

Es seien die Kinder gewesen, die Erwachsene mit geschützt hätten, als es noch keinen Impfstoff gab. Schulschließungen hätten in den ersten drei Pandemiewellen mit dazu beigetragen, dass es unter Erwachsenen weniger schwere Verläufe gegeben habe. "Wir fordern ganz klar: Bevor noch einmal eine Schule geschlossen wird, müssen auch alle anderen Bereiche des öffentlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens geschlossen werden", sagte Dötsch.

Ressort: Deutschland

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 07. September 2021: PDF-Version herunterladen

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