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USA

Nationalparks - Amerikas letztes Stück Wildnis

Seit 100 Jahren verwaltet der Nationalparkservice 59 Gebiete in den Vereinigten Staaten / Jährlich besuchen Hunderte Millionen Menschen die Parks.  

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Auch Bären fühlen sich in den Nationalparks wohl Foto: Holger Bergold

SEATTLE (dpa). Sie sind glühend heiß oder eisig kalt, tropfend nass oder knochentrocken, manche sind größer als viele EU-Staaten. Die Nationalparks der USA ziehen jedes Jahr Hunderte Millionen Menschen an – und die Deutschen sind ganz vorne dabei. Die Parks versuchen den Spagat, urwüchsige Natur möglichst vielen Menschen nahe zu bringen. Am heutigen Donnerstag wird der Nationalparkservice 100 Jahre alt.

Die Nationalparks seien "die beste Idee, die wir je hatten", schrieb der Umweltaktivist Wallace Stegner (1909 bis 1993): "Durch und durch amerikanisch, durch und durch demokratisch, zeigen sie unsere besten, nicht unsere schlechtesten Seiten." Die Amerikaner sind stolz auf die Parks. Sie sind ein Stück Amerika, auf das sich alle einigen können, egal welcher Hautfarbe, Religion oder Herkunft.

Mehr als 400 Einrichtungen verwaltet der Nationalparkservice. Die Ranger mit den breiten Hüten betreuen die Freiheitsstatue vor New York, die Präsidentenköpfe von Mount Rushmore oder die Independence Hall, in der 1776 die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet wurde. Doch das Herzstück sind die 59 Nationalparks, von den Sümpfen Floridas bis zu den Eiswüsten Alaskas, von den Vulkanen Hawaiis bis zu den Küsten Maines. Viele von ihnen sind auch Unesco-Weltnaturerbe.

"Im Grunde haben wir einen unmöglichen Auftrag", sagt Kathy Steichen. Sie ist Rangerin im Mt. Rainier National Park im Bundesstaat Washington. "Wir wollen die Natur so zeigen, wie sie ist. Aber trotzdem soll jeder kommen können, auch mit dem Kinderwagen, auch mit dem Rollstuhl." Und so ist der Weg zurück zur Natur gut asphaltiert. In den Besucherzentren warten nicht nur Toiletten und Wickeltisch, sondern auch viele Informationen. Es sind kleine Museen nach amerikanischem Muster, heißt: Bitte alles anfassen.

"Bewahren ist ja nur das Eine. Wir wollen ebenso sehr vermitteln", sagt Andrew Giddes – auf Deutsch. Etwa 22 000 Angestellte hat der Nationalparkservice und noch zehnmal so viele Freiwillige. Andrew ist einer von ihnen und in seiner Freizeit erklärt er deutschen Touristen im Hawai’i-Volcanoes-Nationalpark auf Hawaii, wie die Vulkane entstanden und mit ihnen die ganze Inselgruppe. "Wir sind stolz, so viele Gäste aus der ganzen Welt zu haben", sagt Giddes. "Und weil die Deutschen oft die größte Gruppe der Ausländer ist, bieten wir Touren auch auf Deutsch an." Sagt es, und macht sich mit einer kleinen Schar von Deutschen und Schweizern auf den Weg.

Doch auch die Parks sind bedroht, nicht durch Besucher (im letzten Jahr gut 307 Millionen), noch durch Geldmangel (Etat 2016: gut drei Milliarden Dollar nach 2,6 Milliarden im Vorjahr), – sondern durch den Klimawandel: In Alaska schmelzen die Gletscher, in Florida werden die geschützten Arten durch einwandernde Tiere verdrängt und in Kalifornien erfrieren seltene Nagetiere, weil sie sich wegen warmer Temperaturen nicht genügend auf den Winter vorbereiten. Präsident Barack Obama höchstselbst hatte sich im Juni den Yosemite-Park für seine Botschaft ausgesucht: "Der Klimawandel ist keine Bedrohung mehr. Er ist schon Realität."

"Der beste Ort, um etwas über die Natur zu lernen, ist die Natur", sagt Maureen Gualtieri, Rangerin am Denali in Alaska, dem höchsten Berg Nordamerikas. "Und wenn wir Zweiflern alte Bilder von den Gletschern zeigen, merken sie selbst, dass wir längst drin sind im Klimawandel." Denn Amerikaner lieben Autos. "Aber sie lieben eben auch ihre Natur. Und wer die Nationalparks kennt, lernt sie zu lieben und zu schützen."

Wie sehr die Parks den Menschen ans Herz gewachsen sind, zeigt eine Umfrage von Ende Juni. Demnach wären die Amerikaner zur Finanzierung der Naturparks sogar zu deutlichen Steuererhöhungen bereit.

Ressort: Panorama

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