Im Porträt
Nach der Autofahrt stand alles Kopf
Evi und Kurt Frey aus Friesenheim sind seit 60 Jahren verheiratet. Am Anfang ihrer Beziehung wurden sie heftig aus der Kurve getragen.
Den 60. Hochzeitstag feiern Evi und Kurt Frey im kleinen Kreis der Familie. Die Jubilarin äußerte den Wunsch, im Gasthaus Elsäßer Hof in Kappel-Grafenhausen zu speisen. "Und das machen wir auch", sagt Sohn Andreas Frey. Er sitzt mit den Eltern am frühen Abend im Garten und ergänzt ihre Erzählungen. Der Sohn kümmert sich um seine Mutter und hübscht sie vor dem Fototermin noch ein bisschen auf. Seinem Vater steht er als Mode-Berater zur Seite. Nach insgesamt sieben Schlaganfällen ist Evi Frey körperlich etwas eingeschränkt, freut sich aber trotzdem, sich in einem so guten Zustand wieder zu finden. Kurt Frey fiebert indessen einer Hüft-OP entgegen. Die Schmerzen lassen ihn ungeduldig werden. "Ich sitze und liege nur noch und kann kaum gehen", so der Jubilar.
Beide blicken auf ein arbeitsreiches Leben zurück. Evi Frey hat sich der Erziehung der beiden Kinder gewidmet und stundenweise gearbeitet. Im Nebenerwerb hat die Familie Frey einen Getränkehandel betrieben, der ihnen im Dorf den Namen einer Biermarke eingebracht hat: "Bellheimer". "Wir hatten 30 Jahre den Getränkehandel und ich war eher als Bellheimer statt unter meinem Namen bekannt", erinnert sich Kurt Frey. Der Sohn bestätigt lachend, dass zu ihm immer gesagt wurde: "Du bist doch der vom Bellheimer." Nicht nur den Getränkehandel betrieb Kurt Frey. Nebenbei ist er auch Taxi und Bus gefahren. Hauptberuflich war der heute 85-Jährige Modezeichner bei Burda. Angefangen hat er als Retuscheur bei Burda Druck, wo er Fotos von Dia-Negativen und Dia-Positiven bearbeitete. Aenne Burda habe er oft "schön machen müssen", sagt er. Filmreif sollte sie aussehen.
Evi Frey indessen brachte den Stein der Liebe ins Rollen. Beide waren Mitglied im TV Lahr. Mit dem Kassieren beim Stadtfest hat es begonnen. Danach sollte es zum Schutterner Baggersee gehen, "zum Pur-Baden" wie Kurt Frey erzählt. Zu diesem Zeitpunkt hatte er einen Renault Gordini und Evi Frey habe ihn gefragt, ob er schneller als seine Kumpanen sei. Beide wurden aus der Kurve getragen, das Auto landete auf dem Dach und war schrottreif. Kurz darauf haben sich die beiden beim Gokart-Fahren am Alten Bahnhof wieder getroffen. Auf eine Beziehung habe sich Kurt Frey aber nicht einlassen wollen, weil er nach Amerika wollte. Dann kam mit Martina die Tochter zur Welt und die Amerika-Pläne kamen in die Schublade. An die Nacht der Entbindung erinnert sich Kurt Frey gut. Um drei Uhr nachts ist er von seiner Taxi-Schicht nach Hause gekommen. Kaum habe er geschlafen, wurde er von seiner Frau geweckt: "Ich glaube, es ist soweit", und draußen lag ein halber Meter Schnee. Er habe Angst gehabt, es nicht den Berg hoch ins Krankenhaus zu schaffen. Später wurde Sohn Andreas geboren. Und warum die Ode an die Freude als Haustürklingelton? Der Sohn erklärt es mit der Hörschwäche seiner Eltern. Kurt Frey selbst ist musikalisch. 30 Jahre sang er unter anderem im Polizeichor Lahr. Dann gibt er eine Kostprobe, die zum Anlass passt: "Komm in meine Liebeslaube" von Willi Rose.
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