Reise ins Winterquartier
Nabu: Ägypter fangen 140 Millionen Zugvögel
Millionen Zugvögel sind derzeit auf dem Weg in ihr Winterquartier. Viele werden dort nie ankommen. Ägyptische Vogeljäger fangen die Tiere massenhaft, um sie als Delikatesse zu verkaufen.
dpa
Do, 10. Okt 2013, 12:28 Uhr
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Der illegale Fang von Zugvögeln bereitet Tierschützern schon länger Sorgen: Nachgestellt werde den Tieren unter anderem in Malta, Italien und auf Zypern. Der Fang in Ägypten allerdings habe mengenmäßig Dimensionen angenommen, dass man sich Sorgen um diverse Vogelarten machen müsse, sagte Nabu-Ornithologe Lachmann. Ein Beispiel sei der Wachtelkönig, der etwa in den Feuchtwiesen des Odertals in Brandenburg brüte. In den vergangenen Jahren seien teure Projekte entwickelt worden, um die Feuchtwiesen und damit die Wachtelkönig-Populationen zu stabilisieren. Im Herbst machen sich die Tiere auf zum Langstreckenflug nach Afrika südlich der Sahara. Statt im Winterquartier landeten viele auf dem Grillteller.
Das gleiche Schicksal teilen Nachtigallen, die nach Angaben von Fachleuten in der Hauptstadt Berlin besonders verbreitet sind. Aber auch Buchfinken, Baumpieper, Neuntöter oder Grasmücken würden auf die gleiche Weise gejagt. Nach Schätzungen des Nabu endet jeder 17. Zugvogel in ägyptischen Fangnetzen. Allein 85 in Deutschland brütende Vogelarten seien betroffen.
Die Bundesregierung appellierte bereits an Ägypten, die Tötung von Zugvögeln zu stoppen. Das Land müsse seine internationalen Verpflichtungen zum Vogelschutz einhalten, erklärte Umwelt-Staatssekretärin Katherina Reiche (CDU). In Deutschland und Europa würden viele Zugvogelarten mit Nachdruck geschützt.
"Es kann nicht sein, dass sie auf dem Weg in die Winterquartiere oder auf dem Zug zurück zu uns an der nordafrikanischen Küste massenhaft gefangen werden", sagte die CDU-Politikerin Reiche. "Wir werden weiter das Gespräch mit Ägypten suchen und wollen eine dauerhafte Lösung finden."
Ein Problem dürfte sein, dass sich viele Menschen im krisengeschüttelten Ägypten derzeit kaum um Gesetze scheren, am allerwenigsten um Tierschutzgesetze. Viele Ägypter sind bettelarm, für sie ist der Fang von Zugvögeln eine wichtige Einnahmequelle geworden. Erschwerend kommt offenbar hinzu, dass sich alle Fangnetze an der Küste und damit auf militärischem Sperrgebiet befinden.
Beobachtern zufolge zahlen die Vogelfänger den Militärs Geld, um ihre illegalen Fallen aufstellen zu können. Die Bundesregierung müsse sich darum insbesondere an das ägyptische Verteidigungsministerium wenden, um den von Korruption begünstigten "Vogelmord" zu stoppen, forderte der Nabu.
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