Münstertalbahn: Ziel umgesetzt

Nachdem sie ihre wesentlichen Ziele erreicht hat, stellt die Bürgerinitiative Münstertalbahn Ende 2024 ihre Aktivitäten ein. Mehr als zehn Jahre zeitweise intensivsten Einsatzes gehen damit zu Ende.  

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Die beiden BI-Sprecher Ilga Richter und Christian Hausmann mit Verkehrsminister Winfried Hermann (links). Foto: Bürgerinitiative Münstertalbahn
Die Minderung des Lärms an der elf Kilometer langen Strecke zwischen Bad Krozingen und Münstertal war der Bürgerinitiative Münsteralbahn (BI) ein großes Anliegen. "Gemeinsam wurde viel erreicht", heißt es in einer bilanzierenden Pressemitteilung: Alle Talent-3-Züge der Münstertalbahn (MTB) hätten nun Fahrgestelle mit flexiblen Radlenkern, bei dem sich die Radsätze durch hydraulische Achslenker radial Kurven anpassen und deshalb leiser sind. Dies hat auch die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), eine nachgeordnete Behörde des Landesverkehrsministeriums, bestätigt. Bei der Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH SWEG sah man das lange anders. Aber nur mit flexiblen Radlenkern, so hatte Professor Markus Hecht von der Technischen Universität Berlin in seinem bahnbrechenden Gutachten von 2014/15 festgestellt, lasse sich das Grundproblem der Jakobs-Drehgestelle am Talent 2 lösen. Zuvor waren auf der Strecke vier Schienenschmieranlagen installiert worden, die eine gewisse Besserung gegen den Bahnlärm brachten – wenn sie denn funktionierten, wie die BI anmerkt. Auch Spurkranzschmierungen an den Zügen hätten nur geringe Verbesserungen erzeugt.

An den meisten Bahnübergängen wurden außerdem, wie die BI gefordert hatte, die mechanischen Glocken durch elektroakustische Anlagen ersetzt, die nachts leiser sind. Ungelöst bleibe "das Problem der heftigen Erschütterungen durch die auf der geraden Strecke entlang der Parksiedlung in Bad Krozingen mit hohem Tempo fahrenden Züge".

Die Bürgerinitiative war Anfang 2014 entstanden, als Anwohner der Münstertalbahn feststellen mussten, dass entgegen der Zusagen von 2012 die neuen, schweren und langen Elektrozüge der SWEG erheblich lauter waren als vorher die Dieselfahrzeuge. Da die Rechtslage strittig war, wurde vor allem politisch gehandelt.

Eine weitere Bürgerinitiative widmete sich dem von der Betriebswerkstatt am Staufener Bahnhof ausgehenden Lärm. Unermüdlich und auf praktisch allen Ebenen – vom Gemeinderat über die Bürgermeister, Landratsamt, Regierungspräsidium und Staatssekretärin und im September 2016 bei Verkehrsminister Hermann – intervenierten die Sprecher der BI. Sie suchten das Gespräch, veranstalteten aber auch eine kleine Demonstration vor dem Staufener Rathaus, als bei einem Behördengespräch die Bürgerinitiativen nicht zugelassen wurden. Die Bildung einer vergleichbaren Bürgerinitiative für die Kaiserstuhlbahn unterstützte die BI Münstertal mit Wort und Tat.

Die Bürgermeister der Anliegergemeinden machten sich nach anfänglichem Zögern das Anliegen der BI zu eigen und verlangten Besserung. Auch die Landtagsabgeordneten wurden ins Bild gesetzt und regten mit Anfragen oder Beschlussanträgen Verbesserungen an. Patrick Rapp (CDU) und Jochen Haussmann (FDP) waren besonders eifrig, blickt die BI zurück. Bärbel Mielich (Grüne) moderierte einen Ortstermin der Lärmbeauftragten der Landesregierung, Staatssekretärin Gisela Splett, im September 2015 in Staufen. Laut BI ließ die SWEG "ganz zufällig" am Tag vor dem Termin die Schienen teils händisch schleifen und schmieren, so dass der Triebwagen ruhig durch die Kurven fuhr.

Der ZRF, der als Zweckverband für die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen sowie für die Stadt Freiburg den regionalen öffentlichen Personennahverkehr organisiert, habe sich als besonders hilfreich erwiesen. Auf seine Initiative und auf seine Kosten unternahmen die TU Berlin mit Professor Markus Hecht und ein Essener Ingenieurbüro eine gründliche Untersuchung aller Lärmquellen an der Münstertalbahn. Im Vorfeld hatte übrigens auch die BZ bei Professor Hecht recherchiert und die Frage gestellt, ob auf der MTB die falschen Züge unterwegs seien. Im Januar 2015 stellten die Gutachter ihre Analyse in Staufen öffentlich vor. Sie bestätigte "das subjektive Empfinden der Anlieger", dass in den Kurven der Talent 2 mit einem Rollgeräusch von bis zu 95 Dezibel im Vergleich zum alten Dieseltriebwagen RS1 mehr als doppelt so laut war. Letztlich war dies die Wende in der öffentlichen Wahrnehmung. In der Praxis musste aber jahrelang dem Eisenbahnunternehmen SWEG und dessen Eigner, dem Land Baden-Württemberg, jeder kleine Schritt mühsam abgerungen werden. Aber schlussendlich gelang dies.

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