Fragen und Antworten
Mordfall Carolin G.: Wer ist der Mann auf dem Bild?
Die Ermittler der Soko "Erle" haben ein Phantombild veröffentlicht. Es zeigt einen unbekannten Mann mit Brille. Das Bild könnte der Schlüssel zur Lösung des Mordfalls Carolin G. sein.
David Weigend & aktualisiert um 10.30 Uhr
Mi, 5. Apr 2017, 21:18 Uhr
Endingen
Thema: Fall Carolin G.
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Das weiß die Polizei noch nicht. Die Mitarbeiter der Soko "Erle" konnten bislang alle Personen, auf die es Zeugenhinweise gab, identifizieren und befragen – bis auf diesen Mann. Am 6. November 2016, als der Mord geschah, waren viele Menschen im Bereich der Laufstrecke von Carolin G. unterwegs. Dementsprechend zahlreich waren die Hinweise. Fakt ist: Eine Frau hat diesen Unbekannten zur ungefähren Tatzeit im Gebiet zwischen Endingen und Bahlingen gesehen. Ihre Beschreibung war so gut, dass es für das Phantombild ausreichte. Der Zeugin fiel nichts Merkwürdiges an dem Mann auf.
Die Polizei hat eine Liste mit allen ihr bekannten Menschen, die am Tag der Tat in diesem Gebiet unterwegs waren, erstellt und abgearbeitet. Der Mann auf dem Bild blieb übrig – und damit ein Rätsel. Ein Tatverdacht gegen ihn besteht nach Angaben der Ermittler nicht. Anders wäre es, wenn der Mann beispielsweise eine Eisenstange bei sich getragen oder blutverschmierte Kleidung angehabt hätte. Es gibt mehrere Möglichkeiten: Er könnte der Täter sein, aber auch nur ein harmloser Spaziergänger. "Der Mann hat sich nicht gemeldet, obwohl es zahlreiche Aufrufe gab", sagt Walter Roth, Pressesprecher der Freiburger Polizei. "Wir baten ja die Leute, sich zu melden, unabhängig davon, ob sie sachdienliche Hinweise geben können." Insofern sei die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei diesem Mann um den Tatverdächtigen handelt, mittlerweile gestiegen. "Deswegen haben wir uns für das Phantombild entschieden", sagt Roth. Man habe die Zeugin vergangene Woche nochmals kontaktiert und das Bild angefertigt.
Seit Ende Januar gibt es eine Verbindung zu dem Mordfall der 20-jährigen Lucile K. in Kufstein (Österreich) – genetische Spuren an beiden Tatorten. Doch die erste Version des Endinger Phantombilds hatten die Ermittler bereits angelegt, als die Verbindung nach Kufstein noch gar nicht bekannt war. Damals sah die Polizei allerdings noch nicht die Relevanz, es zu veröffentlichen.
Gar nichts. "Solche Einschätzungen bleiben dem Betrachter überlassen, sie beruhen auf subjektiver Wahrnehmung", sagt Sprecher Roth. Davon unabhängig belegten ja DNA-Spuren die Verbindung zur Kufsteiner Tat. "Es wäre eher seltsam, wenn sich die beiden Beschreibungen komplett voneinander unterscheiden würden", sagt Roth. Die deutschen Ermittler verzichten bewusst darauf, das österreichische Phantombild zu veröffentlichen – sie fürchten, dass es Zeugen verwirren könnte.
Die Ermittler gehen bereits seit Ende Januar mit "sehr hoher Wahrscheinlichkeit" davon aus, dass derselbe Mann Lucile K. und Carolin G. getötet hat. Sie wollen diese Verbindung so gut wie möglich dokumentieren. "Das ist auch relevant für einen Prozess, sofern wir den Tatverdächtigen finden", sagt Walter Roth. Ein Anwalt könnte beispielsweise anbringen, dass die Polizei schon öfters DNA-Spuren vertauscht habe. "Wenn man zusätzlich identische Geruchsspuren nachweisen kann, ist das für die Beweisführung natürlich von Bedeutung", so Roth. Da die österreichischen Ermittler Geruchsspuren gesichert hatten, lag es nahe, diese den Endinger Kollegen zu schicken.
Grundsätzlich ja, erklärt Albert Küng. Der 53-jährige Mantrailing-Experte trainiert seit 14 Jahren Spürhunde und sagt: "Insbesondere Bloodhounds sind dazu in der Lage." Die Voraussetzungen, dass sich solche Spuren monatelang halten, seien im Wald besser als in Wohngebieten oder an Straßen.
Es gilt zu berücksichtigen, ob der Hundeführer den Ort und die Umstände des Verbrechens kennt. Dann könnte er den Hund unbewusst zum Ziel lenken. "Am zuverlässigsten ist das sogenannte Double-Blind-Verfahren", sagt Küng. Das heißt: Der Hundeführer weiß nichts über die Fährte, der Hund kennt nur den Geruchsträger.
Die Ermittler untersuchen immer noch Spuren, <der Prozess läuft.
Das Hinweistelefon der Soko wird aufgrund der Veröffentlichung des Phantombildes personell stärker besetzt, weil man mit einem erhöhten Hinweisaufkommen rechnet.
Wer Hinweise zum veröffentlichten Phantombild oder auf Personen oder Umstände geben kann, die einen Bezug zu den beiden Tatorten Endingen und Kufstein oder zu deren Umgebung haben könnten, wird gebeten, sich mit der Soko "Erle" unter 07641/ 582-114 in Verbindung zu setzen.
» 11. Januar 2014: Ein Unbekannter tötet die 20-jährige Lucile K. in Kufstein (Österreich). Die Studentin wird nachts auf dem Heimweg überfallen, die Polizei findet ihre Leiche am Innufer. Die junge Frau ist erschlagen worden, die Ermittler sprechen von einem "sexuellen Übergriff". Wenig später findet man die Tatwaffe: eine 60 Zentimeter lange Eisenstange, Blut des Opfers lässt sich daran nachweisen. Ein Werkzeug mit zwei Bohrlöchern, das unter Lkw-Fahrern als Hebel verbreitet ist.
6. November 2016: Die 27-jährige Carolin G. aus Endingen kehrt von ihrer Joggingrunde nicht zurück.
» 10. November 2016: Ein Spürhund findet die Leiche von Carolin G. in einem abgelegenen Waldstück zwischen Endingen und Bahlingen. Sie wurde Opfer einer Sexualstraftat.
26. Januar 2017: Genetische Spuren am Fundort von Carolin G. erweisen, dass die Kaiserstühlerin höchstwahrscheinlich vom gleichen Täter getötet wurde wie die Austauschstudentin Lucile K. Außerdem berichten die Ermittler, dass Carolin G. ebenfalls mit einem harten Gegenstand, zum Beispiel einer Eisenstange, erschlagen wurde.
5. April 2017: Die Soko "Erle" arbeitet seit dem genetischen Link eng mit den Kollegen in Tirol zusammen. Die Annahme, der Täter könne Fernfahrer sein, ist eine priorisierte Variante. Die Österreicher haben Zugriff auf Millionen von Mautdaten, die es auszuwerten gilt.
- Chronologie: Ermittlungen im Fall Carolin G.
- Menschliche Spuren: Wie Spürhunde als Mantrailer ausgebildet werden
- Mordfall Carolin G.: Polizei sucht mit Phantombild nach unbekanntem Mann
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