Mini statt Aston
Ed Sheeran ist als Popstar bescheiden geblieben. Beim neuen Album "Divide" des Briten fehlt ein bisschen die klare Linie.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Sich deswegen zu beklagen, käme ihm aber nicht in den Sinn. Ed Sheeran weiß: Ohne Fleiß kein Preis. Fragt man ihn nach dem Geheimnis seines Erfolgs, antwortet er wie aus der Pistole geschossen: "Harte Arbeit." Er gibt Interviews, besucht Radiosender oder ist in Fernsehshows zu Gast, um nach einer einjährigen Auszeit seine Karriere wieder richtig anzukurbeln. Das macht sich bezahlt. Mit seinen ersten beiden Singles "Shape of you" und "Castle on the Hill" schaffte es der Sänger zeitgleich auf Platz eins und zwei der deutschen Charts.
Die epische Popnummer "Castle on the Hill" erinnert musikalisch an den U2-Sound der späten 80er Jahre und ist eine Hommage an Ed Sheerans Heimatort Framlingham in Suffolk. Dort fühlt er sich bis heute wohler als in London, wo er ein Haus besitzt: "Das Landleben liegt mir einfach mehr als die Großstadt. Deshalb bin ich nur zum Arbeiten in London." Ansonsten verbringt er lieber möglichst viel Zeit mit seinen alten Schulfreunden, statt von einer Promiparty zur nächsten zu hetzen. Dabei lebt der Popstar meist ein völlig anderes Leben als seine Kumpel. Er winkt ab. "Das spielt keine Rolle", stellt er klar. "Wenn ich mit meinen Jungs abhänge, sprechen wir nie über die Arbeit."
Das ist in Interviews natürlich anders.
Mit Journalisten redet Ed Sheeran gern über seine Musik. Er muss nicht lange überlegen, als er das "Divide"-Konzept auf den Punkt bringen soll: "Einerseits gibt es akustische Liebeslieder, andererseits vielschichtige Stücke." Zur ersten Kategorie zählt definitiv "Perfect", eine Ballade, die der Künstler für seine Freundin Cherry Seaborn, mit der er ein Jahr lang um die Welt gereist ist, geschrieben hat. Mit "Shape of you" wiederum beweist er, dass er auch Händchen für groovende Clubhits hat. Das getragene "Supermarket Flowers" arbeitet den Tod von Ed Sheerans Großmutter aus der Sicht seiner Mutter auf. Mit "Galway Girl" wagt der Musiker nicht bloß mutig den Schritt hin zum irischen Folk, sondern vereinigt Rap mit dem Gesang.
All das meistert er bravourös. Gleichwohl hat der Hörer bisweilen das Gefühl, in einen musikalischen Gemischtwarenladen einzutauchen. Es gibt von allem ein bisschen – ohne eine klare Linie. Ed Sheeran interpretiert das selbstredend anders: "Wer meine erste Platte gehasst hat, mag mich jetzt vielleicht. Ich denke, es besteht immer eine reelle Chance, Nörgler zu bekehren." Heiß das, jede Form von Ablehnung trifft ihn zutiefst? Nein: "Solange ich das Londoner Wembley-Stadion füllen kann, muss ich mir keine Sorgen machen. Ein Auftritt an so einem Ort beweist, dass ich die Massen zu begeistern weiß."
Damit kann Ed Sheeran gut leben. Schlimm fände er es, wenn sich niemand für seine Musik interessieren würde: "Dann müsste ich mich fragen, ob ich womöglich den falschen Beruf ergriffen habe." Wäre eine Karriere als Mathematiker in diesem Falle eine echte Alternative gewesen? Ed Sheeran lacht: "Oh Gott, nein. In der Schule bin ich nie besonders gut in Mathe gewesen." Dass er seine Platten stets nach mathematischen Zeichen benennt, hat sich eher zufällig ergeben: "Weil mein erstes Album "+" hieß, wollte ich mit den Nachfolgern halt in dieser Tradition bleiben."
Das hat sich bewährt. Mit seinem letzten Langspieler "x" führte Ed Sheeran in mehreren Ländern gleichzeitig die Charts an. Teenager schauen zu ihm auf, jüngere Musiker nehmen ihn sich zum Vorbild. Das ließe manchen die Bodenhaftung verlieren – aber nicht Ed Sheeran. Er hat sich seine Begeisterungsfähigkeit bewahrt. Zu seinen größten Idolen zählt Bob Dylan, den er unbedingt noch kennenlernen möchte: "Er gilt zwar als einschüchternde Persönlichkeit. Aber das schreckt mich nicht ab. Mit Van Morrison habe ich mich schließlich auch auf Anhieb gut verstanden."
Das mag an Ed Sheerans Bescheidenheit liegen. Obwohl er sich jedes Auto leisten könnte, fährt er einen Mini. Hat er nie von einem schnellen Sportwagen geträumt? Doch: "Ich habe mir einen Aston Martin gekauft", gesteht er. "Den fährt jetzt aber die Frau meines Managers, weil ich mit ihm überhaupt nicht zurechtgekommen bin."
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ