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KEHL (ddn). Der Streit um die Mehrkosten für die Kehler Mimram-Brücke wird munter weitergehen. Eine Sondersitzung des Kehler Gemeinderats am Mittwochabend jedenfalls brachte kaum neue Erkenntnisse. Die Frage nach den Verantwortlichkeiten für die neuerliche Kostenexplosion - die Steuerzahler auf beiden Rheinseiten müssen fast 4,2 Millionen Euro zusätzlich aufbringen - bleibt ungeklärt.
Lag es daran, dass ein französischer Architekt für einen deutschen Bauherren plante? Oder an dem enormen Zeitdruck beim Bau einer Brücke, die die Grenze des technisch Machbaren markiert? Oder ist schlicht Schlamperei, wo auch immer, die Ursache dafür, dass sich die Aufwendungen für das Bauwerk seit den ersten Entwurfsplanungen 2000 auf nun gut 17 Millionen Euro mehr als verdoppelt haben? Vielleicht war es ein bisschen von allem, erfuhren rund 350 Zuhörer in der Kehler Stadthalle. Eine Riege von auffällig wortkargen Experten, von Architekt Marc Mimram bis hin zu Prüfstatiker Reiner Saul, trug nur wenig zur Aufklärung bei. Klar war: Die Kehler sind sauer, sie wissen nur noch nicht recht über wen. Die Empörung zog sich von OB Günther Petry über den Gemeinderat hin bis zur Zuhörerriege. Sie traf an diesem Abend alle: den renommierten Pariser Architekten Mimram, der von der Verwaltung scharf kritisiert wurde; den Prüfstatiker, der nach den unangenehmen Ergebnissen der Submission (schon damals waren die Kosten um 37 Prozent überschritten worden) die Kehler beruhigt hatte, dass es nun keine weiteren Kostensteigerungen geben werde. Und schließlich geriet auch der Geschäftsführer des Bauunternehmens Bilfinger Berger, Walter Dönig, in die Schusslinie, der für seinen Auftritt vor dem Gremium als arrogant gerügt wurde. Dabei hatte er nur gesagt, was ohnedies jeder der Beteiligten wusste: Der Abbruch der Bauarbeiten käme teurer als die Fertigstellung der Brücke. Schon ein vorübergehender Baustopp führe zu Schadensersatzforderungen von rund einer Million Euro monatlich. Im Grunde war schon vorher klar, dass der Abend kaum aufklären würde, wer die Verantwortung für die Mehraufwendungen trägt. Die Straßburger Seite hat ein Büro beauftragt, die neuerliche Kostensteigerung unter die Lupe zu nehmen, ein Ergebnis wird frühestens Mitte Oktober vorliegen. Und die Experten beharren vorerst auf ihren Positionen. So hat Marc Mimram seinen Entwurf noch einmal nachgerechnet - und kam zu den selben Zahlen. Die hatten aber, wie ausführlich berichtet, der Statikprüfung nicht standgehalten. Mimram, der für seine Arbeit rund eine Million Euro Honorar erhalten hat, blieb am Mittwoch allgemein. Seine Mitarbeit sei mit der Ausschreibung beendet gewesen, von den Problemen habe er erst aus der Zeitung erfahren. Er verwahrte sich dagegen, nun zum Sündenbock gestempelt zu werden.
Offen blieb in der Sitzung, ob die Stadt nun Schadenersatzforderungen gegen ihn oder andere geltend machen wird. "Wir sind nicht ganz sicher, sagen zu können woher die Mehrkosten eigentlich kommen", hatte OB Petry bereits zu Beginn der Sitzung eingeräumt. Diese Sicherheit aber will der Gemeinderat, bevor er den zusätzlichen Ausgaben zustimmt. Nach den von der Stadt vorgestellten Berechnungen kommen auf Kehl 1,6 und auf Straßburg 2,6 Millionen Euro Mehrkosten zu. Das könnte vor allem für die deutsche Stadt ein Problem werden, denn für diese zusätzlichen Aufwendungen wird es offenbar keine Zuschüsse mehr geben. Was die Straßburger denken, blieb offen. Der für Kehl zuständige Beigeordnete Pascal Mangin hatte seine Teilnehme an der Sitzung abgesagt - "in einem sehr freundlichen Schreiben", wie Petry betonte. Die Zuhörer lachten dennoch.
Trotz allen Ärgers: Die Brückengegner hielten sich mit Häme zurück, selbst als Petry einräumte, dass man wohl nie gebaut hätte, wenn die Kosten von Anfang an klar gewesen wären.
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