"Mensch, ihr da oben! Sind euch die Ideen ausgegangen?"
Junge Leser antworten auf den JuZ-Aufruf zum Irak-Konflikt: Im Namen ihrer Generation fordern sie die Politiker auf, friedliche Lösungen zu finden.
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Vor zwei Wochen hat die JuZ ihre Leser dazu aufgefordert, ihre Meinung zum drohenden Irak-Krieg aufzuschreiben. Nachdem wir schon vergangene Woche einige Zuschriften abgedruckt haben, sind noch weitere eingegangen. Diese veröffentlichen wir in gekürzten Auszügen.
Uns erschreckt vor allem, dass Bush bereit ist, so viele Leben zu opfern. Er wird in diesem Krieg bestimmt nicht sterben. Vor allem wird die Zivilbevölkerung unter einem Krieg leiden. Sie ist unschuldig, aber wird genauso von den Soldaten abgemetzelt. Ihr Eigentum wird zerstört und Familien werden auseinander gerissen und für was? Wir denken, dass Amerika mit dem Krieg nur seine Macht beweisen und noch stärker werden will als es eh schon ist. Aber: Nur schwache Menschen greifen zu Waffen.
"Die USA sind zornig, eingeschnappt und stur wie ein kleines Kind." Marcel Strobel
Helge Kaltenbach, Staufen: Die Frage, ob ein Krieg gerechtfertigt sei oder nicht, stellt sich für mich gar nicht erst. Für mich ist Saddam Hussein kein Psychopath, sondern vielmehr ein Mensch, der es (leider) geschafft hat, sich die Aktivitäten und Interessen der US-Außenpolitik zu Nutze zu machen. Die USA haben Saddam aufgebaut. Diesen Fehler heutzutage mit Krieg korrigieren zu wollen, kann in meinen Augen keine Aussichten auf Erfolg haben. Woher nehmen sich die USA das Recht hierzu?
Durch den Einsatz der USA ist Kuwait heute nicht 19. Provinz des Irak. Aber kommt die seit Kriegsende immer noch vorhandene Präsenz der US-Streitkräfte und die kulturelle Eroberung des Landes durch hunderte von Fastfood-Restaurants und unzählige Gebäudenamen, die an US-Politiker erinnern, nicht auch einer Art Eroberung gleich?
Ein Krieg wird nichts verbessern können, er kann nur verändern. Dies leider selten hin zum Positiven. Die Probleme in Afghanistan beispielsweise wurden nicht aus der Welt geschafft, sie wurden lediglich verändert.
Kathrin Weiser, Auggen: Wenn man den Verlauf des Irak-Konflikts und vor allem das Verhalten der Kriegsbefürworter beobachtet, muss man sich doch zwangsläufig fragen: Haben diese Menschen wirklich nichts aus der Vergangenheit gelernt? Es muss doch nun langsam in alle Länder vorgedrungen sein, dass Kriege zu nichts führen, schrecklich und menschenverachtend sind. Es kann doch wirklich nicht angehen, dass die einzige Lösung für den Irak-Konflikt ein Krieg ist.
Mensch, ihr da oben! Sonst habt ihr doch auch immer so viele Möglichkeiten, Vorschläge und Ideen, wie man einen Konflikt lösen kann. Jetzt sind sie euch plötzlich ausgegangen? Die Politiker sollten mehr für eine Fortsetzung der Arbeit der Waffeninspekteure und die Einsetzung weiterer Inspekteure plädieren. Also, Politiker: Auch wenn es um vieles einfacher ist, sich auf die Seite der amerikanischen Regierung zu stellen und es etwas aussichtslos erscheint: Setzt euch für eine friedliche Lösung ein.
Marcel Strobel, Neuenburg: Ich bin gegen diesen oder irgendeine andere Form von Krieg. Hören wir "Krieg", so steigen Assoziationen von brennenden, zerbombten Städten, elternlosen Kindern, weinenden Frauen, verwundeten und verkrüppelten Menschen und Leichen in uns auf - Dinge, die die Verantwortlichen im Falle eines Falles alles andere als glorreich dastehen ließen; Dinge, für die es keine Handelungsmaxime und keine Entschuldigung gibt.
Aber selbstverständlich geschieht Krieg für die US-Regierung natürlich nur im Namen von Moral, Frieden und Freiheit. Für die Regierenden im Lande der Freiheit hat Krieg gefälligst schnell, sauber und im dunklen Kämmerlein stattzufinden - eine Perversion wie sie größer nicht sein könnte.
Sicherlich wird der 11. September 2001 seinen traurigen Platz in den Geschichtsbüchern und Chroniken einnehmen. Sicher ist jedoch auch: Die USA sind zornig, eingeschnappt und stur wie ein kleines Kind. Dem CIA war es nicht möglich, die für die Attentate Hauptverantwortlichen zu fassen und somit die heiß ersehnte Vergeltung zu üben. Das heißt, ein neuer Sündenbock muss her, mit dem man zudem eine alte Rechnung offen hat. Dass Saddam Hussein nicht der einzige Einwohner des Irak ist, sondern es auch zig unschuldige Zivilisten gibt, scheint nicht zu stören.
Dabei möchte ich nicht das diktatorische Regime des Iraks in Schutz nehmen oder verharmlosen. Die Mittel und Vorgehensweisen beider Seiten sind identisch und die Resultate ebenfalls: furchtbares Leid und ein immer größer werdender Hass, den meine und die folgenden Generationen zu tragen haben werden - nicht die Herren Bush, Rumsfeld und Powell oder Hussein.
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