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"Meine Musiker sind wie ein Sturm kurz vor dem Hurrikan"

  • Di, 10. Juli 2001
    Zisch

     

JUZ-INTERVIEW mit Altstar Al Jarreau, der seinen Stilmix von Jazz bis Pop mit einer genialen Band beim Zeltmusikfestival präsentierte.

Al Jarreau sieht man seine 61 Jahre aus der Nähe durchaus an. Er läuft mit leicht gebeugtem Kopf, genau wie auf der Bühne - dort sieht das ganze aber eher nach einer Showeinlage aus. Jarreau ist sehr umgänglich mit leichtem "crazy touch" und singt gern zwischen seinen Antworten. Katharina Gross und David Arnsperger sprachen für die JuZ mit dem humorvollen "Philosophen" und beeindruckenden Musiker über dessen "Mission".

JuZ: Sie haben mal gesagt, Sie predigen auf der Bühne. War das heute abend auch so?
Jarreau: Ja, nämlich als wir über die Unwetter-Tragödie in Straßburg gesprochen haben. Wir haben das Konzert den Familien dort gewidmet. Sie sollen wissen, dass Gott immer bei ihnen ist. In solch einer Situation ist es besonders wichtig, auf ihn zu vertrauen.
JuZ: Wie hat Ihnen Ihr Auftritt gefallen?
Jarreau: Nun, es war eine großartige Nacht. Das Publikum war richtig aus dem Häuschen! Unglaublich, wundervoll, heiß! Das "Golden Girl" in der ersten Reihe tanzte den ganzen Abend - sie hat sich nie ausgeruht! Ein kleiner Junge hat sie tanzen gesehen und hat sich staunend neben sie gestellt. Ich wollte mit ihm sprechen, aber er war zu still (lacht vergnügt)!
JuZ: Heißt das, Sie nehmen bestimmte Menschen im Publikum wahr?
Jarreau: Manchmal erkenne ich bestimmte Leute, die immer wieder kommen, oft mit ihren Kindern. Aber meistens habe ich die Scheinwerfer im Gesicht und kann nicht viel sehen.
JuZ: Man hört, Sie planen demnächst ein Bach-Album. . .
Jarreau: Kein ganzes Album. Wir werden nur ein Bach-Stück einspielen, das Stück heißt "Air" (singt ein paar Takte).
JuZ: Was verbirgt sich hinter dem Begriff 'Jarreau-music', den Sie geprägt haben?
Jarreau: Meine Musik ist ein dicker Mix. Zum Beispiel das letzte Stück, das wir gespielt haben. Das war geradeaus R&B, (singt quietschig) 'Dance, dance . . .' Wir hatten aber auch sehr jazzige Stücke und natürlich (singt) 'Tell me what to do to get to your house' - Popsong, Popsong!
JuZ: Was können Sie uns über die Musiker sagen, die Sie mitgebracht haben?
Jarreau: Brilliante Musiker - die beste Band, die ich je hatte! Sie können improvisieren, vertrauen einander und sind trotzdem frei auf der Bühne. Es gibt einige altbekannte Charts und Arrangements. Um die aufregend zu gestalten ist das erste und das zehnte Gebot, offen zu sein, und sich von der Musik tragen zu lassen, sich mitnehmen zu lassen und sicherzustellen, dass das Publikum ein Teil der Musik ist. Immer erfrischend bleiben! Meine Musiker sind wie ein Sturm - immer bereit, einen Hurrikan zusammen zu brauen (lacht).
JuZ: Was machen Sie vor einem Konzert? Haben Sie ein besonderes Ritual?
Jarreau: Wir haben eine spezielle Vorbereitung, ähnlich wie die Fußballspieler vor ihren Spielen. Wir wärmen uns auf, machen unsere Übungen (singt Tonleiter auf- und abwärts). Es ist auch wichtig, dass du dir bewusst bist, was du tust. Klar sein für die Zukunft. Das Ziel vor Augen haben, nur so beenden wir, zum Beispiel, eine Ausbildung oder schaffen es morgens aufzustehen und die Zähne zu putzen. Dieses Ziel jeden Tag zu fixieren ist eine Übung, eine Gabe, die Gott uns gegeben hat, damit wir selbst etwas schaffen können. Mir dessen bewusst zu werden, das ist die Vorbereitung, die ich treffe. Wenn ich auf der Bühne bin, frage ich nicht mehr nach meinen Zielen. Da bin ich einfach ich.

Ressort: Zisch

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