"Mein Ziel sind die Paralympics 2018"

ZISCH-INTERVIEW mit Martin Fleig, Doppelweltmeister der Behindertensportler im Biathlon, über das Sikfahren mit Handicap.  

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Martin Fleig bei einem Rennen der Weltmeisterschaften im Februar im bayerischen Finsterau Foto: Nordski

Die Zisch-Reporter Luis Schuler und Maximilian Bornhofen aus der Klasse 4b der Grundschule Kirchzarten haben Martin Fleig interviewt. Er ist in diesem Jahr Doppelweltmeister bei der nordischen Ski-WM der Behindertensportler geworden. Das Interview fand Anfang März statt.

Zisch: Kam für Sie kein anderer Sport als Skilanglauf in Frage, oder ging das mit Ihrer Behinderung nicht?
Fleig: Gute Frage! Ich habe für mich einen Wintersport ausgesucht, weil ich im Sommer oft mit der Hitze nicht so gut klarkomme, das heißt Wettkämpfe und Höchstleistung in der Hitze würde für mich einfach nicht gehen. Skilanglauf ist außerdem am risikoärmsten, Ski alpin wäre auch noch in Frage gekommen, mit dem Monoski, das war aber auch meinen Eltern zu riskant.
Zisch: Ist Langlauf Ihr einziger Beruf?
Fleig: Ich bin Halbprofi, das heißt, ich habe auch noch einen Job. Als Verwaltungsfachangestellter arbeite ich 50 Prozent in der Führerscheinstelle des Landratsamtes Breisgau Hochschwarzwald, werde aber zu 100 Prozent bezahlt und bin die restlichen 50 Prozent freigestellt für Training und Wettkämpfe.
Zisch: Wie sind Sie zum Langlaufen gekommen?
Fleig: Ich habe mit neun Jahren einen Schwimmkurs in der Behindertenschule in Emmendingen-Wasser besucht, damals mit meiner Mutter, und schon damals haben meine Eltern bemerkt, dass ich trotz meiner Behinderung eine gute Mobilität habe. Dort lagen Einladungen aus vom deutschen Behindertensportverband für einen Schnupperlehrgang, und da ich von meinem Vater schon sportlich vorbelastet war – er war Ringer, habe ich mit Unterstützung meiner Eltern an dem Lehrgang teilgenommen.
Zisch: Wie lang sind Ihre Stöcke, wenn Sie auf dem Langlaufschlitten sitzen?
Fleig: Ich habe verschiedene Stocklängen zwischen 1,17  und 1,20 Meter, für Strecken mit schwierigeren Steigungen nehme ich kürzere Stöcke.
Zisch: Wie oft trainieren Sie in der Woche?
Fleig: In der Woche trainiere ich sieben bis neun Mal, überwiegend Grundlagentraining mit Ski, im Sommer mit dem Skirollerschlitten und dem Handbike.
Zisch: Wodurch kam Ihre Behinderung, oder war sie von Geburt an?
Fleig: Ich habe eine angeborene Behinderung.
Zisch: Sind die Strecken, die Sie schieben müssen, kürzer und flacher als bei den anderen Langläufern?
Fleig: Ja, die Distanzen sind kürzer als bei den nicht behinderten Langläufern und auch weniger steil.
Zisch: Was waren Ihre größten Erfolge?
Fleig: Bei den Weltmeisterschaften im Februar dieses Jahres in Finsterau habe ich zweimal Gold und einmal Bronze im Biathlon gewonnen sowie einmal Bronze im Langlauf. Bei der WM vor zwei Jahren habe ich schon einmal Bronze im Biathlon gewonnen. In der letzten Saison war ich Zweiter im Gesamtweltcup Biathlon, in der Saison davor Dritter.
Zisch: Was steht für diese Saison noch an?
Fleig: Wir haben noch zwei Weltcups im Biathlon und Langlauf, das ist bei uns immer eine gemeinsame Veranstaltung, bei der die Wettkämpfe aber separat gewertet werden. Am 6. März fliegen wir dafür nach Südkorea, das sind dann gleichzeitig die Pre-Games vor den Paralympics im nächsten Jahr in Pjöngjang, und der letzte Weltcup findet dann Mitte März in Japan statt, bevor dann am 23. März die Saison zu Ende ist.
Zisch: Können Sie mit Ihrer Behinderung Auto fahren?
Fleig: Ja, ich habe ein ganz normales eigenes automatikbetriebenes Auto, das mit Handgas funktioniert, das heißt, ich benutze meine Füße und Beine nicht, sondern habe einen Griff am Lenkrad zum Gasgeben und Bremsen.
Zisch: Auf wie viele Trainingskilometer im Jahr kommen Sie?
Fleig: Im Skirollern komme ich auf zirka 3000 bis 4000 Kilometer, mit dem Handbike auf 2000 bis 3000 Kilometer, dazu kommen etliche hundert Kilometer auf Schnee.
Zisch: Und Ihr Ziel für nächstes Jahr?
Fleig: Die Paralympics 2018 in Pyeong Chang sind das nächste große Ziel, auf das wir jetzt schon hinarbeiten
Zisch: Wer ist Ihr Trainer?
Fleig: Wir haben einen Bundestrainer, Ralf Rombach, der praktischerweise auch in Freiburg wohnt, so dass er gleichzeitig auch mein Heimtrainer ist. Und der Nachwuchstrainer ist Michael Huhn, der aber auch oft in unserem Training mit dabei ist.
Zisch: Bekommen Sie Prämien, wenn Sie einen Wettkampf gewinnen?
Fleig: Nein, gar nichts. Aber ich mache den Sport ja nicht wegen des Geldes. Ich habe ganz andere Beweggründe: Als behinderter Mensch muss ich auf meine Lebensqualität achten, und dass ich gesund bleibe, außerdem komme ich durch den Sport viel unter Menschen, denn soziale Kontakte gestalten sich mit Handicap ja auch schwieriger. Es macht riesigen Spaß, und ich komme viel rum, fast durch die ganze Welt.
Zisch: Was war Ihr erster Wettkampf?
Fleig: Mit etwa 12 oder 13 habe ich die ersten kleineren Wettkämpfe mitgemacht, zum Beispiel die baden-württembergischen Meisterschaften.
Zisch: Sind Ihre Eltern bei den Wettkämpfen dabei, oder schauen Sie im Fernsehen zu?
Fleig: Bei der WM war meine Mutter dabei, mein Vater verfolgt die Wettkämpfe meist im Livestream auf der Homepage des Internationalen Paralympischen Komitees, denn im Fernsehen kommen leider meistens nur Zusammenschnitte, aber keine Liveübertragungen.
Zisch: Wie lenken Sie eigentlich mit den Schlitten?
Fleig: Im Langlaufschlitten arbeitet man ganz viel mit Gewichtsverlagerung, das heißt, wenn ich eine Linkskurve fahren will, muss ich mich ganz weit nach links lehnen, der linke Arm dient dann sozusagen als Standbein.
Zisch: Und wie schießen Sie?
Fleig: Das Gewehr, das bei uns immer ein Luftgewehr ist, bleibt am Schießstand und wird dem Athleten von einem Betreuer angereicht. Sobald ich die Schießmatte erreicht habe, lasse ich mich auf die linke Seite fallen, und schieße dann im Liegen.

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