"Manche Momente sind einzigartig"
ZISCH-INTERVIEW mit dem Filmemacher Mark Klotz über Drehzeiten, spannende Begegnungen und das Filmschneiden am Computer.
Emma-Sophie Klotz, Klasse 4a, Turnseeschule (Freiburg)
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Im Fernsehen laufen viele Filme. Aber wie sieht eigentlich die Arbeit eines Filmemachers aus? Diese Frage stellte sich Zisch-Reporterin Emma Klotz aus der Klasse 4a der Turnseeschule in Freiburg und interviewte ihren Vater Mark Klotz, der in Freiburg eine Filmproduktionsfirma betreibt.
Klotz: Es gibt viele Arbeitsschritte, die gemacht werden müssen. Möchten wir eine Reportage oder eine Dokumentation drehen, müssen wir eine Idee für den Film haben. Wenn wir die Idee haben, recherchieren wir, setzen uns mit dem Thema auseinander und sammeln so viele Informationen wie möglich. Danach suchen wir Personen, mit denen wir arbeiten können. Anschließend drehen wir mit ihnen, schneiden den Film und wählen Musik aus. Manchmal brauchen wir noch einen Sprecher und fertig ist der Film.
Zisch: Wie kommst du auf die Ideen?
Klotz: Oft entstehen Ideen durch Gespräche oder dadurch, was andere Menschen erzählen. Oder man entwickelt Ideen, wenn man die Zeitung liest. Wichtig ist, aufmerksam zu sein und darauf achtzugeben, was um einen herum alles passiert.
Zisch: Wie viele Tage musst du ungefähr für einen 30-minütigen Film drehen?
Klotz: Das ist unterschiedlich. Aber im Durchschnitt würde ich sagen, dass wir zehn Drehtage brauchen.
Zisch: Wie viele Minuten Film dreht ihr an einem Tag?
Klotz: An einem Arbeitstag drehen wir ungefähr drei Stunden Filmmaterial. Aus diesem dreistündigen Material entsteht zum Schluss etwa drei Minuten Film.
Zisch: Kann es passieren, dass ihr manche Szenen mehrmals drehen müsst?
Klotz: Das hängt davon ab, welche Art Film wir drehen. Drehen wir eine Reportage, ist es nicht möglich, da wir in einer Reportage die Wirklichkeit drehen und wiedergeben. Verpassen wir da einen wichtigen Moment, haben wir Pech gehabt. Bei Filmen für Unternehmen dürfen und müssen wir inszenieren, das heißt, die Szene mehrmals drehen, da hier die Bilder perfekt sein sollen.
Zisch: Du hast gesagt, ihr habt ganz viel gedrehtes Filmmaterial. Wie geht es mit diesem Material dann weiter?
Klotz: Zunächst muss der Schnitt vorbereitet werden, das heißt, die Daten werden gespeichert und ins Schnittprogramm geholt. Anschließend muss man sich das ganze Material anschauen. Interviews muss man sich im Vorfeld auch alle gut anhören, um zu entscheiden, was wichtig ist. Man nennt diesen Prozess das Sichten des Materials.
Zisch: Was passiert dann?
Klotz: Der Editor, das ist der, der den Film schneidet, und der Regisseur oder die Regisseurin setzen gemeinsam den Film zusammen. Sie schneiden ihn.
Zisch: Wie funktioniert das Schneiden?
Klotz: Das passiert am Computer. Man wählt den Teil, den man im Film zeigen möchte, aus und setzt ihn in die sogenannte Timeline. Anschließend wählt man den nächsten Bereich aus, den man möchte, und setzt ihn an den anderen. Du kannst dir das wie ein Puzzle vorstellen. Zisch: Im Schnitt wird also ganz viel Arbeit gemacht. Wie lange schneidet man ungefähr einen 30-minütigen Film?
Klotz: Das ist nicht einfach zu beantworten, da es nicht immer gleich ist. Durchschnittlich würde ich sagen, dass man ungefähr drei Wochen schneidet.
Zisch: Wie kommen Musik und Ton in den Film?
Klotz: Wie bei den Bildern hat man im Schnittprogramm eine eigene Spur, in die man die Musik einfügt. Man schaut sich dann Musik und Bild zusammen an und verändert und schiebt die Musik so lange hin und her, bis Bild und Musik gut zusammenpassten.
Zisch: Ist der Film dann fertig?
Klotz: Nein. Produziert man zum Beispiel eine Reportage, überlegt man sich, was man zu dem Thema noch erzählen möchte und überlegt sich einen Text. Man nennt dies den Sprechertext. Das ist beim Film die Stimme, die erzählt, die man nur hört und nicht sieht. Wenn man sich den Text überlegt hat, geht man mit dem Sprecher in ein Tonstudio. Dort liest der Sprecher den Text vor und er wird aufgenommen. Diese Aufnahme wird dann dem Film hinzugefügt. Wenn dies alles erledigt ist und beim Anschauen des Filmes alles zueinander passt, ist der Film fertig.
Zisch: Ist der Beruf auch gefährlich?
Klotz: Die Arbeit, die ich mache, ist nicht gefährlich. Werden aber Filme zum Beispiel in Kriegsregionen gedreht, kann das mit Sicherheit auch gefährlich sein. Oder wenn du in Ländern drehen musst, in denen Journalisten verhaftet werden.
Zisch: Was war dein schönster und spannendster Moment in deinem Beruf?
Klotz: Ich finde es immer sehr schön, wenn ich für Projekte verreise und in andere Regionen komme. Meinen spannendsten und aufregendsten Dreh hatte ich, als ich aus einem fliegenden Helikopter heraus drehen musste. Dabei musste ich mich im Helikopter angurten und mit der einen Hälfte meines Körpers bin ich außen auf der Kufe des Helikopters gestanden und habe so gedreht.
Zisch: Was macht dir an deiner Arbeit am meisten Spaß?
Klotz: Ich mag das Drehen gerne, weil man die Menschen direkt kennenlernt, über die man den Film machen möchte. Man erhält oft Einblicke in Bereiche, die man sonst nicht hätte. Beispielsweise war ich schon in einem Operationssaal und konnte einer Operation zuschauen. Oder als wir einen Film über Freiburg gemacht haben, sind wir in den Kanälen für die Bächle-Wasserbelieferung herumgeklettert. Solche Momente sind einzigartig.
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