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"Man tanzt schnell und schwitzt gerne!"

Egal ob beengt in der Disco oder mit viel Platz auf der Jungle Party: es wird allenthalben getanzt, mit Standard-Knowhow oder "Freestyle".  

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"Ich tanz' nicht gern", sagt Jasmin Wörner, 15 Jahre, "aber hier lerne ich es vielleicht." Nämlich beim Standardtanzkurs in der Tanzschule "Gennaro & Cristian". Nach den Zahlen des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbands, gehört Jasmin damit zu den fast 30 Prozent der bis 15-Jährigen, die in Deutschland Tanzkurse absolvieren. Auch die Altersklasse zwischen 16 und 29 Jahren kommt auf knapp 30 Prozent der Tanz-Lernwilligen.
Wer gerne tanzt, tanzt nicht nur in der Tanzschule, sondern auch in Discos und auf Parties. Ob Tänzer oder Nichttänzer dort in der Überzahl sind, lässt sich nur raten. Zumindest in den Discos dürften die Tänzer die Nase vorn haben. "Rechts ein Schritt vor, links ein Schritt vor und der Dame tief in die Augen schauen", weist Gaetano Gennaro, Tanzlehrer und Inhaber der Tanzschule "Gennaro & Cristian" seine Tanzkursteilnehmer an. Dabei schreitet er selbst im Kreis, damit er seine 40 "Zöglinge" gut im Blick hat. Zwanzig Paare wagen sich an diesem Abend zum ersten Mal ans Standardtanzen: unsichere Blicke am Tanzpartner vorbei, und auch, als es für den langsamen Walzer "auf Tuchfühlung gehen" heißt, wird doch meist der Sicherheitsabstand zum anderen Geschlecht gewahrt.

Ganz anders sieht es am Freitagabend in der Disco "Exit" aus: während DJ B. A. Partymusik auflegt, ist überall "Tuchfühlung". Und getanzt wird, ob man an der Theke sitzt und von den sich Vorbeischiebenden Richtung Getränk gedrückt wird, am Rand der Tanzfläche steht oder auf der Tanzfläche selbst. Dort und auch beim durchkämpfen auf die Tanzfläche sind immer nur kleine Schritte mögliche, ein Hin- und Herwiegen zum Rhythmus, ein Schritt vor und zurück im farbigen Disconebel, ähnlich wie beim langsamen Walzer - nur allein ohne Tanzpartner. Dominik Kenk steht allerdings still. Er ist 17 Jahre alt und hat in der Tanzschule schon Standardkurse vom Anfängerkurs bis Gold getanzt. Er sagt: "Wenn ich weggehe, tanze ich nicht. Entweder können die anderen nicht tanzen oder es ist nicht genug Platz oder die Musik passt nicht." Regina Bruch, 15 Jahre, nimmt derzeit an einem HipHop-Kurs teil. "Wenn ich ausgehe", erzählt Regina, "tanze ich anders, in der Disco kann man ja gar nicht so arg auf dem Boden rumrutschen, auf einer Party schon eher."

Im Jazzhaus in der Schnewlinstraße beim "Jungle Club" fängt der tänzerische Abend erst nach Mitternacht an. Dann nämlich legt DJ E. Decay auf, der von MC Sinistra und MC Fava "vocal" begleitet wird. Zunächst tanzen nur zwei, die aber sehr expressiv, das heißt: sie brauchen viel Platz für Beinarbeit und Sprünge. Einer von den beiden ist Julian Sandrini, 21 Jahre. Er definiert seinen ganz persönlichen Tanzstil nicht so gerne: "Wenn wir heute Abend hier sind, tanzen wir alle Jungle, das heißt, man tanzt schnell und schwitzt gerne." Er ist völlig hin und weg vom Tanzen. "Tanzen", sagt Julian, "bedeutet mir alles, wenn es keine solchen Parties mehr gäbe, würde ich wahrscheinlich krepieren." Die Location findet er super, allerdings zu seriös: "Wenn man hier sein T-Shirt auszieht fliegt man raus."


"Bei der Musik hier kann man auch gut entspannen." Julia Kranzer, 19 Jahre

Das Tanzen auf den weichen Techno-Sound drückt ein Lebensgefühl aus. Und auch zu noch späterer Stunde, als gut fünfzig Leute auf der Tanzfläche sind, geht's beim Tanzen zumeist um den individuellen Ausdruck. Zum "Jungle Club" kommen vorwiegend Tanzbegeisterte ins Jazzhaus. Zu denen gehört auch Julia Kranzer, 19, die nur an diesem Abend mal ganz relaxed am Tisch sitzt: "Grundsätzlich tanze ich schon, aber bei der Musik hier kann man einfach auch gut entspannen und zuhören."

Wenn man die jüngeren Partygänger und Discobesucher fragt, trifft man kaum einen, der sagt, dass er nie tanzt. Tobias Müller, 23 Jahre, ist einer der wenigen, der sich als Tanzmuffel outet. Er sagt: "Mir macht Tanzen keinen Spaß. Für mich ist das nichts." Tobias ist Gast auf der "Zwiebelfischparty" der Grafikschule in der Haslacher Straße - wo insgesamt reichlich abgetanzt wird. "Tanzen macht einfach Spaß", verkündet denn auch die 17-jährige Patricia Gerger, die an diesem Abend im Exit tanzt. Ähnlich erleben das wohl die meisten jungen Leute, die an diesem Abend unterwegs sind. Was sich unterscheidet ist, lediglich wie getanzt wird, aber sogar Paartanz ist beim Ausgehen in der Stadt möglich: Friederike Kienzle, 32 Jahre, tanzt auf der "Zwiebelfischparty" zu lateinamerikanischen Klängen mit ihrem Partner Salsa. "Wir haben in Mexiko viel getanzt", sagt sie "da tanzt man traditioneller als hier."

Auch die Tanzschulen liegen im traditionellen wie im moderneren Tanz im Trend: "Es boomt im Standardbereich und beim HipHop", sagt Tanzschuleninhaber Alexander Cristian. Aber gerade HipHop sei förmlich explodiert: "HipHop ist multikulti und eher individuell." Und er umfasst den melodischen R'n'B, auch Latino-Sound und Rap, einen härteren Sound mit Sprechgesang. In der HipHop-Stunde ist Chartmusik wie von Eminem und Missy Elliott zu hören. Ein Wechsel vom Standardtanzkurs zum HipHop lässt sich übrigens nicht konstatieren, sondern eher eine Zunahme der Tanz-Interessierten insgesamt.

Ressort: Zisch

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