"Man darf keine Angst haben"
ZISCH-INTERVIEW mit dem Sänger Christian Walter über seine Leidenschaft, die er zum Beruf gemacht hat und über die Corona-Zeit.
Jule Maus und Sophia Smolik, Klasse 4b, Tunibergschule (Freiburg)
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Wie war das Leben für einen Profi-Sänger, während der schlimmen Corona-Zeit, in der keine Auftritte stattfinden durften und wie wird man Sänger? Die Zisch-Reporterinnnen Jule Maus und Sophia Smolik aus der Klasse 4b der Tunibergschule in Freiburg im Interview mit dem hauptberuflichen Sänger Christian Walter.
Walter: Ich singe klassischen Gesang, zum Beispiel Oratorium und Oper, also alles, was man ohne Verstärker singt.
Zisch: Wie bist du auf diesen Beruf gekommen und was gefällt dir daran?
Walter: Der Einstieg war schleichend. Singen war für mich immer ein Hobby. Im Kinderchor in der Kirchengemeinde, später dann im Kirchenchor, wo wir immer auch größere Konzerte hatten. Nach der Schule habe ich dann gedacht, dass ich was mit Gesang machen möchte. Ich habe erst Musik auf Lehramt studiert. Da hatte ich dann auch Gesangsunterricht. Als ich während des Studiums vor der Klasse stand, habe ich aber gemerkt, dass Schule nichts für mich ist. Also habe ich nur noch Gesang studiert und bin dann freischaffender Sänger geworden. Bis heute singe ich gerne in Chören, Ensembles und solistisch, also allein. Mir macht es Spaß, vor Publikum aufzutreten, und mit meiner Stimme Musik zu gestalten.
Zisch: In welchen berühmten Städten und Konzerthäusern hast du schon gesungen?
Walter: Als Musiker kommt man schon viel rum. Ein Highlight war sicherlich ein Opernprojekt in New York in Manhattan. Die Berliner Philharmonie und auch die Elbphilharmonie waren auch dabei. Ich war in Amsterdam, in Spanien, Israel und im Oman.
Zisch: Wow, das sind interessante Orte. Und wie bereitest du dich auf so große Auftritte vor?
Walter: Üben, üben, üben. Vor jedem Konzert gibt es viele Proben. Eine Faustregel für mich ist, dass ich die Stücke vier Wochen vor dem Auftritt schon kann. Das ist eine ganze Menge Arbeit, die ich zu Hause machen muss. Das wird häufig nicht so gesehen. Dann kommen noch die vielen Probentage mit dem Ensemble, dem Orchester oder den anderen Musikern hinzu.
Zisch: Hast du denn in deinem Job noch genug Zeit für die Familie?
Walter: Familie zu haben, ist als Musiker manchmal schwierig. Meine Arbeitszeiten sind andere als die von Eltern, die im Büro von morgens bis abends arbeiten. Im Theater habe ich häufig morgens Proben, abends sind dann die Auftritte und Konzerte. Das bedarf einer guten Organisation, um das mit dem Familienleben zu vereinbaren.
Zisch: Wir führen in der Schule bald selbst ein Musical auf. Hast du einen Tipp für uns, wie wir mit Lampenfieber umgehen können?
Walter: Lampenfieber ist eigentlich eine gute Sache. Man darf keine Angst haben, dass man am ganzen Körper zittert. Wenn man aber weiß, dass man das Stück kann, entsteht eine Anspannung, die man braucht, um einen guten Auftritt abzuliefern. Ich mache vor den Konzerten häufig Quatsch mit Kolleginnen und Kollegen. So lockern wir uns vor dem Auftritt auf. Es lässt sich viel einfacher singen, wenn man gelöst ist. Zu leicht sollte man den Auftritt aber auch nicht nehmen.
Zisch: Was hast du in der Coronazeit gemacht, als alle Konzerte abgesagt wurden?
Walter: Das war eine schwere Zeit, weil alle Einnahmen weggefallen sind. Es gab zwar ein paar Förderprogramme, die mich finanziell unterstützt haben, aber viel war das nicht. Besonders schwierig war es auch, weil in der Gesellschaft vor Corona Singen immer als etwas Positives und Gesundheitsförderndes gesehen wurde. Mit Corona war das auf einmal anders, da galt Singen dann als gefährlich und wurde sogar verboten, das war bei euch an der Schule ja auch so.
Zisch: Jetzt hast Du aber wieder Auftritte, richtig?
Walter: Ja, aktuell habe ich mehrere Projekte. Eines am Schauspielhaus in Bochum, dann probe ich noch mit "Chorwerk Ruhr" ein Programm, das wir unter anderem in Stuttgart aufführen und mit meinem eigenen Ensemble, den "Kölner Vokalsolisten", plane ich gerade unsere nächste CD.
Kommentare
Kommentarbereich ist geschlossen.