Majestätisch, mutig und riesig musikalisch
Miriam Makeba, die Grande Dame der afrikanischen Musik brachte als Gast beim ZMF auch reichlich Musik und Ermutigung für jugendliche Zuhörer.
Katharina Gross
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Was hat Miriam Makeba nicht alles erlebt! In einem südafrikanischen Gefängnis ist sie zur Welt gekommen. Sie sang auf der Geburtstagsparty von John F. Kennedy, traf Marilyn Monroe und später den Papst. Miriam Makeba ist Grammy-Gewinnerin, UN-Botschafterin, Sängerin, Schauspielerin, Urgroßmutter, südafrikanische Freiheitsfigur und Trägerin mehrerer Friedenspreise. Nachdem sie 1990 nach 30 Jahren Exil auf die Bitte von Nelson Mandela nach Hause zurückkehren konnte, wollte sie nur noch eins: Alle Länder der Welt mit ihrer Musik erfreuen. Am vergangenen Donnerstag auch die Freiburger.
Für das Makeba-Konzert erstreckt sich die Warteschlange mit tausenden von Pilgern bis hin zum vorgelagerten Parkplatz. Ein gemischtes Publikum von afrikanischen Studenten über mittelalte alternative Wiehre-Bewohner bis hin zu jugendlichen Jazzinteressierten und alteingesessenen Makeba-Fans. Das Zirkuszelt ist gerammelt voll, als ZMF-Chef Alexander Heisler die "African Highlife Allstars" ankündigt.
Die Begeisterung für die Musiker in den traditionellen Gewändern in den Farben der Savanne hält sich in Grenzen. Nur eine kleine Zuschauergruppe weit vorne lässt sich von den Afro und Reggae Rhythmen zum Tanzen hinreißen, dieweil der in Fell gekleidete Leadsänger zu Höchstform aufläuft, um seine Zuschauer zum Mitklatschen zu bewegen. Die warten ungeduldig auf Miriam Makeba. Endlich ist es soweit. Das Licht konzentriert sich vom Saal auf die Bühne, wo die acht Musiker - Piano, Gitarre, Schlagzeug, Bass, Keyboards, 2 Backgroundsänger und eine Sängerin - von links und rechts auftreten. Die Rhythmusgruppe beginnt zu spielen und die circa 3500 Mägen im Publikum werden durch tiefe, wummernde Bass-Klänge in archaische Ritualstimmung versetzt. Und dann kommt jemand im vertrauten, klagenden Ton singend auf die Bühne.
"Wo ist sie?" - die Leute in der zweiten Reihe stellen sich auf die Zehenspitzen. Mother Africa trägt ein glänzendes, dunkles Gewand mit einem riesigen, feurig-roten Kragen. Ihr Haar ist kurzgeschoren und auf dem Haupt thront ein mit Perlen bestickter Kopfschmuck. Ihr Gesichtausdruck wandelt sich mit ihrer Bewegung und Stimme.
Mal hat Miriam Makeba den Furcht einflößenden Voodoo-Blick mit den weit aufgerissenen Kulleraugen, dann verzieht sich ihr ganzes Gesicht in das leidgeprüfte Lächeln einer alten Frau. Sie tanzt mit der Leidenschaft einer spanischen Flamenco-Oma. Die Zuschauer sind gebannt. Majestätisch erhebt sie ihre gütige, raue Stimme und spricht langsam in südafrikanischem Englisch. "Dies" (die Musiker) "sind meine Brüder und Schwestern, meine Söhne und Töchter, sowie meine Enkel." Es zeigt sich, dass Makeba ihre verwandtschaftlichen Verhältnisse großzügig sieht: Die Musiker sind alle Afrikaner und gehören daher zu ihrer Familie. Sie nimmt sich Zeit, jeden ihrer Musiker mit einem Solo oder einer kurzen Tanzeinlage vorzustellen. "Africa is where my heart lies" verkündet Makeba in der ruhigen Ballade gleich zu Beginn. Der Song erinnert an die romantische Seite Afrikas mit seinen Weiten und schlafenden Löwen. Es folgen weitere Arrangements von Makebas aktuellem Album "Homeland", die Makeba mit dem Kongo-Star Lokua Kanza ausgearbeitet hat. Die Musik ist mitreißend und kommentiert die Entwicklung Makebas, die kämpfen musste, um endlich ihren Frieden und ihre Heimat miteinander vereinen zu können.
Vor dem Stück "Masakhane" -"Lasst uns einander aufbauen!" fordert sie die jungen Afrikaner im Publikum zum Zusammenhalt auf. Sie dankt allen, die "von Außen" geholfen haben, die Wende in Südafrika herbeizuführen. Ihre Stimme ist erfüllt von friedlichem Kampfgeist. Und das Publikum applaudiert ihr wie einer Politikerin. Danach geht Makeba ab. Die junge Backgroundsängerin Zensi bleibt allein auf der Bühne zurück und trägt ohne instrumentale Begleitung ein bewegendes Lied über ihre Mutter vor, um die sie trauert. Die Blue-Notes wirken: sie stimmen die Hörer betroffen. Zensis Mutter ist Miriam Makeba's verstorbene Tochter. Zensi ist tatsächlich Makebas Enkelin.
"When you're fighting for peace, it's important you're not walking alone." Miriam Makeba
Wie im bewegten Leben von Miriam Makeba folgt auf die Trauer grenzenlose Freude, nämlich die Hits, "The lion sleeps tonight" und "Pata Pata". Da grölen alle mit, obwohl hier wirklich keiner die berühmten Silben "Saguguka sathi beka" einwandfrei hinkriegt. Und dann bringt Miriam Makeba noch eine Überraschung. Sie bittet ihren Freiburger "Adoptiv"-Enkel Matthias Berger mit ihr ein Lied vorzutragen. Für den 27jährigen, der Makeba 1994 bei der "Tour of hope" im Bürgerhaus Zährigen traf, geht damit ein Traum in Erfüllung.
Nach der Zugabe kommt - sofern sich denn ein so großer Chor ungeplant versammeln kann - spontan auch noch der Jazzchor Freiburg auf die Bühne, um der afrikanischen Heldin ein Ständchen zu bringen. Makeba lässt sich von all der Herzlichkeit rühren und es ist ungewöhnlich still als sie sich mit weisen Worten verabschiedet: "If you're fighting for peace it's important to see that you're not walking alone. So look around here in Freiburg and see that you are not walking alone!"
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