Account/Login

Magie im Mathe-Übungsraum

Das Sammelkartenspiel "Magic: The Gathering" ist seit 20 Jahren ein weltweiter Hit / Ortstermin bei Freiburger Spielern.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/3
Konzentriert bauen die Turnierteilnehmer ihre Decks. Foto: Jacoby

"Magic: The Gathering" ist vermutlich das erfolgreichste Sammelkartenspiel der Welt. Mehr als 20 Millionen Spieler weltweit spielen das anspruchsvolle Spiel, das seit 1993 auf dem Markt ist. In Freiburg treffen sich jede Woche MTG-Fans im Matheinstitut der Universität und spielen Turniere, bei denen sie um Ruhm, Ehre und Spielkarten zocken.

Wer die Magic-Spieler Freiburgs sucht, findet sie dienstagabends, ganz hinten in den Übungsräumen des Matheinstitutes. Die letzten Mathematik-Studenten packen gerade ihre Laptops und Notizen zusammen und suchen das Weite, während ein paar Spieler bereits eintrudeln und anfangen, sich mit ihren eigens zusammengestellten Decks zu duellieren. Allmählich treffen immer mehr Kartenspieler ein und bilden Gruppen. Der Geräuschpegel steigt rapide an, als rege Gespräche beginnen, sowohl über das Kartenspiel, als auch über Privates. Die Spieler kennen sich gut. Jan Philip Sommerlade, 26, VWL-Student, organisiert di meisten offiziellen Magic-Turniere in Freiburg. "Heute ist echt wenig los. Wir haben nur neun Spieler, normalerweise sind’s mindestens zwölf bis 20."

"Magic: The Gathering" ist ein Kartenspiel, bei dem zwei oder mehr Spieler mit Karten-Decks gegeneinander spielen. Jeder Spieler startet mit 20 Lebenspunkten und versucht, die des Gegners auf Null zu reduzieren. Dies versucht er mit Zaubern und Kreaturen, die ihm in Kartenform zur Verfügung stehen.

Jan Philip hat bereits vor 13 Jahren auf dem Pausenhof angefangen. "Was wir damals gespielt haben, kann man nicht wirklich Magic spielen nennen. Es hat nicht viel damit zu tun, wie wir heute spielen", sagt er. Er und seine Freunde kannten die Regeln nicht genau, sondern haben einfach so drauflosgespielt. Das hat sich geändert.

Ohnehin hat Magic heute eine sehr kompetitive Szene. Jan Philip vergleicht Magic mit Schach, was Komplexität und Tiefe der Strategien angeht. "Man kann sich dann auch schon mal richtig ärgern, wenn man einen Fehler macht und dadurch verliert", sagt er.

Pünktlich um 18.30 Uhr beginnt das Turnier. Die Mitspieler haben die Tische zusammengeschoben und sitzen nun im Kreis. Das Turnierformat ist Boosterdraft: Für eine Startgebühr von 10 Euro erhält jeder Spieler drei Kartenpackungen, auch Boosterpackung genannt, mit jeweils 15 zufälligen Karten. Jeder nimmt sich eine Karte aus seinem ersten Booster, gibt sie dem nächsten Spieler und nimmt sich eine neue Karte aus der Packung, die er von der anderen Seite bekommt.

Während somit die Decks entstehen, mit denen später gespielt wird, sorgt die Tatsache, dass die Spieler zu neunt am Tisch sitzen, für eine neue Geräuschkulisse: Offiziell dürfen sie zwar nicht sagen, welche Karten sie genommen haben oder welche sie an den jeweils nächsten Spieler weitergeben. Das hindert aber natürlich niemanden daran, einfach draufloszureden, Tipps zu geben, Fragen zu stellen oder die anderen Spieler mit geschickten Kommentaren in die Irre zu führen. Spieler bejubeln, dass sie eine gute Karte bekommen haben oder beklagen lauthals, wieviel Pech sie doch haben. Es wird gescherzt und provoziert.

Im Hintergrund knackt und raschelt es, wenn die Spieler die Plastikverpackungen und Karten auspacken, weitergeben, mischen oder fallen lassen.

Allmählich setzt bei den Turnierteilnehmern eine gewisse Anspannung ein. Alle Spieler haben den Startpreis gezahlt, es geht neben dem Spaß auch um bares Geld. Beim Aufreißen der Boosterpackung hoffen die Spieler auf wertvolle Karten. Allein in der aktuellen Magic-Edition "Khans of Tarkir" haben sie die Chance, Karten zu ziehen, die bis zu 13 Euro wert sind. Es erscheinen jährlich etwa drei neue Editionen mit jeweils zwischen 150 und 250 neuen Karten.

Außerdem gibt es bei einem Turnier natürlich auch einen Gewinner – dieser erhält hier einen Boosterpreis, der den Startpreis von 10 Euro im Regelfall wieder ausgleicht und meist sogar übersteigt.

Plötzlich jubelt einer der Spieler – er hat eine wertvolle Karte "in foil" aufgemacht, deren Wert sich auf etwa 50 Euro beläuft. Karten "in foil" glitzern oder reflektieren, wodurch sich der Sammlerwert in manchen Fällen verdoppelt oder gar verdreifacht.

Nach dem Draft verteilen sich die Spieler im Raum und bauen ihre Decks zusammen. Das geht verhältnismäßig schnell, da die meiste Planung schon während des Draftes selbst erfolgt ist. Jan Philip spielt selber mit. Er sorgt unter anderem dafür, dass das Turnier regelkonform abläuft und die Zeit eingehalten wird. Insgesamt gibt es vier Runden, jede Runde dauert 50 Minuten, und derjenige mit den meisten Punkten am Ende gewinnt.

Es gibt viele Aspekte, die für Jan Philip den Reiz des Spieles ausmachen: "Magic: The Gathering" hat ein eigenes, bis ins Detail ausgearbeitetes Universum – es gibt sogar Romane dazu. Abgesehen davon mag er die Community, durch die er viele neue Bekanntschaften geschlossen hat. Vor allem bleibt das Spiel immer aufregend: Jede Woche öffnet er neue Booster. Gerade beim Draft spielt man immer andere Decks und kommt immer wieder in neue Situationen. "Keine Woche ist wie die andere", sagt Jan Philip. Das Spiel, meint er, werde einfach nicht alt. "Es ist ein unglaublich tiefes Spiel, das sich jährlich durch die neuerscheinenden Karten wieder selbst erfindet und immer wieder etwas Neues bringt." Zudem kann er selbst entscheiden, auf welchem Niveau er spielen möchte: Er kann an Turnieren teilnehmen oder emit seiner Sammlung und den eigenen Decks in der Freizeit gegen Freunde spielen.
Fans zahlen für seltene

Karten viel Geld

Jan Philip selbst hat in den letzten Jahren auch an einigen größeren Turnieren teilgenommen. Gewonnen hat er schon den einen oder anderen Geldpreis, jedoch verweist er auf andere Leute im Raum, die in den offiziellen Grand Prix und Pro Tours schon weiter gekommen sind als er. Der 23-jährige Mathestudent Lino Burgold, zum Beispiel. Er gewann 2009 den Grand Prix in Hannover und wurde so zum "Rookie of the Year". Mittlerweile hat Lino an zehn Pro Tours teilgenommen und insgesamt rund 10 000 US-Dollar an Preisgeldern erspielt.

Die kleinen Turniere in Freiburg stehen neuen Spielern und Anfängern offen. "Man braucht außer den 10 Euro Startgebühr tatsächlich nichts Weiteres, um direkt loslegen zu können", sagt Jan Philip, denn mit der Startgebühr werden die Spielkarten gekauft. "Man kann natürlich auch einfach so vorbeischauen, um sich das Ganze nur mal anzusehen."

Mehr Fotos & ein Video vom Turnier auf fudr.fr/magicinfreiburg

Ressort: fudder

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel