EM
Lukas Podolski lacht
Lukas Podolski will Europameister werden und alles dafür tun – auch seine Späßchen machen.
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Teamchef Rudi Völler hatte den damals 18-Jährigen im Rahmen einer dringend erforderlichen Verjüngungsaktion in die deutsche A-Auswahl berufen. Unvergessen Podolskis erste Pressekonferenz, bei der er gemeinsam mit seinem Spezi Bastian Schweinsteiger auf dem Podium saß und herumalberte. Es war die Geburtsstunde von "Poldi & Schweini", die mit einer Mischung aus fußballerischer Begabung und jugendlicher Unbekümmertheit frischen Wind in den angestaubten DFB-Laden brachten.
Zwei Jahre später, bei der WM im eigenen Land, waren beide die Gesichter des Wandels im deutschen Fußball, die Antirumpelfüßler sozusagen. Am Ende des Turniers wurde Podolski zum besten Nachwuchsspieler gewählt – vor Lionel Messi und auch vor Cristiano Ronaldo. In Werbespots agierte der Deutsche fortan regelmäßig an der Seite der Szene-Stars.
Mehr als ein Jahrzehnt später sitzt Podolski im weißen Pressezelt des Deutschen Fußballbundes (DFB) in Ascona erneut auf einem Podium. Wieder steht ein Turnier an, die Europameisterschaft in Frankreich. Und noch immer zählt Podolski zum deutschen Kader. 127 Länderspiele hat er mittlerweile bestritten, nur Lothar Matthäus (150) und Miroslav Klose (138) liegen in der Dauerbrennerrangliste vor ihm.
Respekt erntet Podolski dafür kaum. Aus der Superstarkategorie hat er sich bereits vor Jahren verabschiedet. Heute gilt der Angreifer als Versprechen, das nicht eingelöst wurde. Sein Talent verpuffte, weil er auch fußballerisch der Gleiche blieb.
Das im modernen Fußball so wichtige Spiel gegen den Ball hat Podolski nie richtig interessiert. Im Bemühen um die große Karriere tingelte er von Spitzenklub zu Spitzenklub, von Bayern München über Arsenal London zu Inter Mailand. Doch der zweite, der endgültige Durchbruch, blieb aus. Sein letztes Länderspiel über 90 Minute absolvierte er im November 2014. Seitdem brachte er es bei zehn Einsätzen auf lediglich 115 Spielminuten.
Das alles ficht Podolski nicht an. Einen Moment schweift sein Blick ab, fällt auf das Werbebanner des DFB-Hauptsponsors links neben ihm. Ilkay Gündogan, Mats Hummels, Bastian Schweinsteiger, Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Mesut Özil und Toni Kroos sind darauf zu sehen. Podolski selbst ist als Werbeikone nicht mehr vermittelbar. "Ich bin wichtig", sagt er trotzdem. "Ich will Europameister werden. Dafür tue ich alles: auf dem Platz, neben dem Platz und bei der Pressekonferenz."
Dann weicht für einige Augenblicke der Entschlossenheit jegliches Lächeln aus seinem Gesicht. Warum er denn im EM-Kader sei, will einer von ihm wissen. "Bestimmt nicht als Maskottchen", entgegnet Podolski mit fester Stimme. Dass er in einer Zeitung als solches bezeichnet wurde, hat ihn getroffen. Zu lesen war auch, dass Bundestrainer Joachim Löw anstelle Podolskis Barbara Schöneberger oder Michael Mittermeier als Gute-Laune-Beauftragte hätte nominieren können. "Total respektlos", findet er das. Und unverschämt. "Das", sagt Podolski, "habe ich nicht verdient."
Hat er auch nicht. Viele hatten Podolskis Wechsel in die Türkei skeptisch betrachtet. Von Flucht war die Rede. Doch obwohl Galatasaray Istanbul eine insgesamt enttäuschende Saison hinlegte, fiel der Deutsche mit 17 Toren und zehn Vorlagen in 43 Pflichtspielen positiv auf. Achtungserfolge. Zuletzt holte er mit "Gala" noch den Pokal. Den 1:0-Siegtreffer im Finale gegen Fenerbahce erzielte Podolski – für ihn untypisch sogar per Kopf. "Türkische Luft, türkisches Essen. Das beflügelt", sagt Podolski. Dann lacht er wieder.
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