Ringen

Luisa Niemesch – EM-Bronze und viel Spaß nach dem Rückzug vom Rückzug

Luisa Niemesch aus Freiburg holt bei der Ringer-EM mit Bronze die einzige Medaille fürs deutsche Freistilteam. Dabei hatte sie nach Olympia doch Schluss machen wollen. Wie kam es zum Sinneswandel?  

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Luisa Niemesch (in Blau) holte ihre vierte Medaille bei Europameisterschaften.  | Foto: Kadir Caliskan (Imago)
Luisa Niemesch (in Blau) holte ihre vierte Medaille bei Europameisterschaften. Foto: Kadir Caliskan (Imago)

Als die 29-jährige Luisa Niemesch am Freitagabend auf Matte B der Sportarena in Bratislava die Türkin Selvi Ilyasoglu auf beide Schultern gedrückt hatte, da wusste sie: Die Anstrengungen haben sich gelohnt. Im Limit bis 62 Kilogramm hatte sie EM-Bronze gewonnen in einem Jahr, in dem sie gar nicht mehr aktiv sein wollte. Olympia in Paris sollte ihr letzter internationaler Wettkampf sein, das hatte sie vor einem Jahr gesagt. Doch wie es manchmal so geht im Leben eines Leistungssportlers: Man hat immer noch viel Freude an dem, was über Jahrzehnte das Leben mitbestimmt hat; man fühlt sich immer noch fit; man schätzt die Gemeinschaft der Leistungswilligen im Nationalteam. Und: Man hat sich an den Kick des Wettkampfes gewöhnt und kann sich die Zeit ohne den Sport nicht richtig vorstellen.

"Diese Zeit kommt ja nicht zurück", sagt Niemesch. Also machte sie nach Olympia weiter, nahm nun an der EM teil – und wird bei der deutschen Meisterschaft im Sommer starten. Danach will sie weitersehen. Einen ganzen Olympia-Zyklus, also das Weitermachen bis zu den Spielen 2028 in Los Angeles, strebt sie nicht an.

Bereits seit 2013 lebt die inzwischen 29-Jährige, die aus dem nordbadischen Weingarten stammt, in Freiburg. Dort trainiert sie am Olympiastützpunkt (OSP) – und arbeitet halbtags in einem Freiburger Steuerbüro, in dem gleich mehrere Leistungssportler in Teil- oder Vollzeit tätig sind.

Vier Ringerinnen des OSP Freiburg in Bratislava bei der EM dabei

Geeignete Trainingspartner und Trainingspartnerinnen hat Luisa Niemesch am OSP allemal. Vier der deutschen EM-Starterinnen in Bratislava üben hier. Neben Niemesch sind das Sophia Schäfle, Anne Nürnberger und Jennifer Rösler. Niemesch ist mit Abstand die erfahrenste von ihnen. Für sie war es bereits ihre vierte EM-Medaille bei den Aktiven. 2022 und 2024 hatte sie Silber gewonnen, 2023 Bronze. Im vergangenen Jahr hatte sie im EM-Endkampf die Norwegerin Grace Bullen im Finale stark gefordert und am Rande einer Niederlage.

Im Grunde war es auch die aus Eritrea stammende Bullen, die 2001 mit ihrer Familie nach Norwegen kam, die Niemesch zum Weitermachen nach Olympia bewegte. In Paris trafen die beiden erneut aufeinander. Und das Duell war nach rund einer Minute entschieden, weil die gebürtige Karlsruherin den Beinschrauben der Norwegerin, die nun in Bratislava Europameisterin im Limit bis 65 Kilo wurde, nicht entkommen konnte. Da Bullen in Frankreich danach trotz 7:2-Punkte-Führung gegen die Japanerin Sakura Motoki noch auf Schulter verlor und damit nicht das Finale erreicht hatte, ging für Niemesch Olympia mit einer Enttäuschung und ohne Medaille zu Ende.

Mit so einer Enttäuschung wollte Niemesch dann doch nicht von der internationalen Bühne abtreten. Sie fing wieder mit dem Trainieren an. Da die deutsche Konkurrenz in ihrer Gewichtsklasse nicht mit ihr mithalten kann, sie das Gewichtmachen aus dem Effeff beherrscht und die Freude am Ringen zurückkam, steckte sie sich neue Ziele.

Es war nicht die schlechteste Entscheidung.

Erfolgreicher als das Freistilteam waren die deutschen Griechisch-römisch-Ringer: Lucas Lazogianis wurde im Limit bis 97 Kilo Vize-Europameister, Jello Krahmer holte bis 130 Kilo die Bronzemedaille.

Schlagworte: Luisa Niemesch, Niemesch Olympia, Sakura Motoki
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