Lieber Kelte oder Römerin?
Ausstellung "Tales and Identities" im Freiburger Colombi-Schlössle.
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Das beginnt schon bei der Themenwahl. Erstmals steht nicht eine spezielle Kultur im Vordergrund, sondern das Aufeinandertreffen von zwei sehr verschiedenen Kulturen – Kelten und Römer. Zu erfahren und zu erleben, dass Mobilität, Migration, religiöse Glaubensvielfalt und interkultureller Austausch jahrtausendealte Phänomene sind, ist nicht nur historisch interessant, sondern gerade heute auch ein wichtiger Beitrag zur politischen Bildung. Seltsamerweise noch immer gern beschworene Phantasiegebilde wie das "deutsche Volk" werden im Colombischlössle an der Garderobe abgegeben.
Und zwar wörtlich: Denn gleich im ersten Ausstellungsraum können sich kleine wie große Besucher mit den Kleidungsgewohnheiten von Römern und Kelten vertraut machen, sich im polierten Messingspiegel betrachten, Selfies im neuen Outfit machen und dabei erfahren, dass die Römer die farbenfrohe Keltenmode zwar befremdlich fanden, aber bald mit Freuden deren praktische Hosen und Kapuzenmäntel übernahmen. Auch für die Schwarzwaldgöttin Abnoba konnten sich die römischen Soldaten erwärmen und kulturübergreifend dem Weiherelief der keltischen Pferdegöttin Epona huldigen.
Um noch besser in fremde Identitäten hineinschlüpfen zu können, gibt es diesmal eine kostenlose Adventure-App. Darauf hatten in der Vorbereitung die Mitglieder des Jugendclubs und vor allem die daraus hervorgegangenen jungen Lotsinnen und Lotsen im Alter von 11–18 Jahren gedrängt, die nicht nur ihre Altersgenossen durch die Ausstellung führen werden, sondern die gesamte Planung und Durchführung entscheiden mitgestaltet haben. Ihr ausdrücklicher Wunsch war, neben den Kindern auch Jugendliche stärker anzusprechen. Wie macht man das heute? Genau, mit Smartphone oder ausleihbarem Tablet und einer Spiele-App. Mit der kann die Besucherin nun wählen, ob sie keltischer Sklavenjunge oder lieber römisches Mädchen mit Karriereplänen sein möchte. Von den weiteren Entscheidungen hängt es ab, wie lange das virtuelle Ich am Leben bleibt.
Auch den Leitfragen der Räume merkt man die jugendliche Initiative an: Wie sah es damals mit Kriminalität aus? Was bedeutete es, Kind zu sein und als Mädchen mit zwölf heiraten zu müssen? Was gab’s zu essen? Wie sah es mit Wellness und Mode aus? All diese Fragen werden mit gut verständlichen Texten und hübschen Zeichnungen griffig aufbereitet und mit einer beeindruckenden Sammlung von Objekten nahegebracht. Dass so viele Artefakte aus Kelten- und Römerzeit gezeigt werden können, verdankt sich ebenfalls einem völkerübergreifenden Austausch: Elsässer, Pfälzer, Westfalen und einige mehr haben aus ihren Museen wertvolle, einzigartige Exponate großzügig für ein dreiviertel Jahr ausgeliehen. Dank den Heidelberger Kurpfälzern ist sogar ein ganz seltener Fund, eine Gliederpuppe aus Ton, zu sehen. So eine übergaben römische Mädchen als symbolischen Abschied den Hausgöttern, wenn sie mit zwölf verheiratet wurden. Und das wichtigste zum Schluss: Natürlich gibt es auch diesmal wieder zwei phantastische Playmobil-Landschaften, eine römische und eine keltische.
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