Zischup-Umfrage zur Rückkehr zu G9
"Lieber ein Jahr früher fertig werden"
Die Rückkehr zu G9 an baden-württembergischen Gymnasien ist beschlossene Sache. Finden das alle gut? Julian Bessler hat sich umgehört. Die Antworten fallen alles andere als einvernehmlich aus.
Julian Bessler, Klasse 9e, Markgräfler Gymnasium (Müllheim)
Fr, 26. Apr 2024, 12:53 Uhr
Schülertexte
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"Ich bin mit der Länge der Schulzeit zufrieden, nur als Lehrerin und Mutter empfinde ich die Stoffmenge als sehr viel im Verhältnis zur vorhandenen Zeit, was eine Belastung für viele Schülerinnen und Schüler darstellt. An sich ist es – gerade im internationalen Vergleich – nicht schlecht, das Abitur innerhalb von acht Jahren zu absolvieren. Aber es gibt auch Stoff, der nicht mehr an die aktuelle Gesellschaft angepasst ist. Ich finde auf jeden Fall acht Jahre Schulzeitlänge gut, nur sollte der Stoff teilweise angepasst und sogar reduziert werden – gerade auch im Hinblick auf neue technologische Entwicklungen."
"Ich finde, das Ganze hängt von ganz vielen Faktoren ab und man kann in meinem oder unserem Fall das G8-System von verschiedenen Perspektiven aus beleuchten. Aus meiner jetzigen Sicht, fast fünf Jahre nach meinem Abitur, bin ich froh darüber, das Gymnasium so schnell wie möglich abgeschlossen zu haben, da ich zum Zeitpunkt meines Abiturs gerade einmal 17 Jahre alt war. Obwohl ich nach meinem Abitur ein Gap Year eingesetzt habe und die Zeit in Australien verbracht habe, bin ich nun nach meinem Studium mit 22 Jahren diplomierte Primarlehrerin in der Schweiz und zähle mit Abstand zu den jüngsten Lehrkräften. Rückblickend ging es in der Schulzeit eigentlich ganz nach dem Motto: Augen zu und durch – die meisten von uns schaffen es ja auch. Ich erinnere mich jedoch auch sehr gut an die Zeiten, in denen bis zu drei Klausuren die Woche geschrieben wurden. Soweit ich weiß, wurden der Schulstoff sowie die zu absolvierenden Prüfungen trotz der zeitlichen Verkürzung zum G8 nicht angepasst, was einen enormen Druck und vor allem Stress während der Prüfungsphasen unter den Schülerinnen und Schülern auslöst. Zeit für Freunde oder Familie bleibt da kaum. Mit Hinblick auf das Studium hat mir das System eher geholfen als geschadet, da ich ansatzweise an die Menge des Lernstoffs gewöhnt war. Ich habe durch Mitstudierende erfahren, dass sie, im Gegensatz zu mir, große Schwierigkeiten hatten, sich im Studienalltag einzuleben und zurechtzufinden. Abschließend bin ich daher froh, mit dem G8-System das Abitur abgeschlossen zu haben."
"Ich persönlich finde die Schulzeitlänge so, wie sie jetzt ist, gut, auch wenn es manchmal echt sehr stressig wird. Aber das gehört ja auch in gewisser Weise zur Schule mit dazu. Denn schlussendlich bleibt das Abi gleich und dann ist man lieber ein Jahr früher fertig als ein Jahr später. Meiner Meinung nach würde mich als Schülerin der Gedanke, wenn es 13 Schuljahre gäbe, echt sehr demotivieren. Ich finde es beim G9 nicht so toll, dass man nach dem Abi nicht wirklich Zeit für anderes hat. Im Endeffekt muss man genauso viel lernen und Leistung bringen, wie beim G8."
"Ich bin ganz klar ein Gegner von G8, denn es wird viel zu viel Druck auf die Schülerinnen und Schüler aufgebaut. Ich denke mir, dass das auch die Lehrpersonen tangiert, denn man sieht das auch relativ deutlich daran, wie sie reagieren, weil sie den vorgegebenen Stoff eisern durchziehen müssen. Es wäre für beide Seiten eine große Last weniger, wenn das G9 in Kraft gesetzt würde. Wenn man mit 18 Jahren fertig ist mit der schulischen Laufbahn, wissen viele noch gar nicht, was sie gerne mal machen würden, und das G9 könnte diesen Schülerinnen und Schülern noch etwas mehr Zeit verschaffen, um darüber nachzudenken. Ich würde auch dazu tendieren, zu sagen, dass sich das G9 positiv auf die Abi-Prüfungen auswirkt, weil man mehr Zeit hat, um jedes Thema durchzuarbeiten. Für manche Schülerinnen und Schüler mag es vielleicht einfacher sein, diese acht Jahre durchzuziehen, aber andere können das eben nicht so einfach, und für sie wird es zu einer riesigen Bürde."
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