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Zischup-Schreibwettbewerb Frühjahr 2014

Liebe ist, wenn zwei sich blind vertrauen können

Wie ist es wohl, blind zu sein? Robert Scaparra hat es sich vorgestellt.  

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Ich war da! Endlich war ich auf die Welt gekommen. Hier ist es dunkel. Warum ist es so dunkel? Wo ist Mama? Mama, warum sehe ich dich nicht? Ich höre jemanden weinen und viele Stimmen. Wo bin ich? Ich will jetzt zu Mama! Genauso verlief meine Kindheit, bis meine Mama mir im Alter von drei Jahren erzählte, dass es draußen eine bunte Welt gäbe. Was heißt eigentlich "bunt", fragte ich mich. Sie erzählte mir, es wären verschiedene Farben. "Und was sind Farben, Mama?" – "Typische Mädchenfarben sind Lila, Rosa und Pink."

Ich gab es auf, Fragen zu stellen, denn was hätte es mir gebracht? Ich sehe doch nichts. Manchmal hasste ich mich dafür, blind zu sein. Nach einer Zeit begriff ich, was eigentlich das "Blindsein" bedeutet. Man kann das Schöne im Leben nicht sehen. Aber dafür kann ich es hören, spüren oder fühlen. Ich weiß nicht einmal, wie Mama aussieht. Aber ich weiß, wie sich ihr Gesicht anfühlt. Je älter ich wurde, desto mehr erfuhr ich über das Leben. Nun bin ich vierzehn. Ich weiß jetzt alles über das Blindsein. Über Menschen habe ich viel Schlechtes gehört, trotzdem würde ich gerne sehen können.

Ich habe vor kurzem einen Jungen namens Vincent kennengelernt. Er ist nicht blind. Immer wenn er bei mir ist, fühle ich mich sicher und wohl. Auch Vincents Gesicht kann ich "sehen". Ich streichle ihm gerne über seine zarte, weiche Haut. Seine Haare fühlen sich kurz, dünn und weich an, wenn ich sie nach hinten streichle. Wenn ich ihn zu mir drücke und küsse, spüre ich seine warmen und feuchten Lippen. Am liebsten wäre ich immer bei ihm. Wenn er mich umarmt, wird mir warm ums Herz. So etwas habe ich in meinem Leben noch nie gefühlt. In diesem Moment vergesse ich, dass mir etwas fehlt. Und Vincent ist das auch egal.

Ressort: Schreibwettbewerb Zischup

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