Leserbrief: Visionen werden nur auf dem Papier wirklich
Manoj Thanathethu (Warmbach)
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Fortschritt à la Rheinfelden – 50 Jahre große Kreisstadt: eine Erfolgsgeschichte! Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der großen Kreisstadt erläutert der Oberbürgermeister dem Gemeinderat die unglaublichen Vorteile einer Kreisstadt. "Wir haben eigene Zuständigkeiten beim Bauordnungsrecht, das bedeutet mehr Bürgernähe." Fantastisch! Wenn das mal kein Grund zum Jubeln ist! Mehr Bürgernähe – genau das spüren wir doch alle täglich… oder etwa nicht? Eigentlich wäre so ein Jubiläum ein freudiger Anlass, mit Festtagsreden und einem Umzug voller glücklichen Rheinfelderinnen und Rheinfelder – ein halbes Jahrhundert voller Fortschritt, Innovation und Bürgernähe. Ein besonderer Tag, an dem wir innehalten und uns all das in Erinnerung rufen, was unsere Stadt so… lebenswert macht. Mit dem Bus in 5 Minuten zum Arzt, in der Mittagspause schnell ins Einkaufszentrum und abends spontan mit den Kumpels in den Kinopalast. Klingt toll, oder? Tja, leider nicht in der großen Kreisstadt Rheinfelden. Hier sorgen wir gemäß Bauordnungsrecht dafür, dass kein Ziegelstein außerhalb der Norm gerät und jede Regenrinne brav der Vorschrift folgt. Hier träumen wir nur von unzähligen Museen, guter Infrastruktur oder einem breiten Kultur- und Freizeitangebot. Stattdessen können wir die spannende Realität eines recyclinghoflosen Wochenendes genießen? Selbst an "freien Tagen" gibt es bei uns viele Möglichkeiten, die Zeit sinnvoll zu verbringen. Vielleicht eine kleine Müllsammelaktion entlang der Straßen oder eine Erkundungstour durch die städtischen Baustellen? Und zur Entspannung gibt es ja immer noch das Freibad oder das Hallenbad – zumindest theoretisch, denn dank der "besonderen" Sanierungsstrategie bleibt genug Zeit, um andere kreative Freizeitbeschäftigungen zu entdecken. Und wie beruhigend, dass das Krankenhaus in der Nähe ist – oder besser gesagt war. Zum Glück haben wir ja bald ein Akut- und Therapiezentrum. Vielleicht. Irgendwann. Bis dahin genießen wir den Nervenkitzel, in medizinischen Notfällen kreativ zu werden. Und Rheinfelden wäre nicht Rheinfelden, wenn es nicht noch weitere Überraschungen gäbe. Zukünftig soll hier niemand auf die absurde Idee kommen, sein Auto in der Stadt zu nutzen! Ein wahres Meisterwerk moderner Verkehrspolitik – denn wer braucht schon Kunden in der Innenstadt, wenn wir stattdessen leere Parkplätze bewundern können? Ein Highlight haben wir aber doch: unsere Recyclinghöfe. Die begrenzten Öffnungszeiten sind nicht nur ein praktisches Lernprogramm für kreatives Abfallmanagement, sondern auch eine Chance für engagierte Bürger, Müllkunstwerke direkt vor dem Tor zu schaffen. Ein echter Hingucker, der sicher bald in den Reiseführern erwähnt wird. Sogar der SWR war vorsorglich zu Besuch in Rheinfelden und adelte unsere Stadt als die "hässlichste Stadt Baden-Württembergs". Ein echter Ritterschlag! Schließlich musste man sich erst mal gegen eine starke Konkurrenz an wenig einladenden Kreisstädten durchsetzen. Aber keine Sorge, wir arbeiten weiterhin daran, diesen Titel auch in Zukunft zu verteidigen. In Rheinfelden erleben wir, wie fortschrittliche Stadtpolitik glänzend funktioniert. Innovative, zukunftsorientierte Entscheidungen und Maßnahmen, die das Leben der Rheinfelderinnen und Rheinfelder verbessern. Ein Musterbeispiel, ein Ort, an dem Visionen Wirklichkeit werden – zumindest auf dem Papier. Wer hier lebt, kann sich wirklich glücklich schätzen, Teil dieser Vision zu sein. Wir sollten dankbar sein. Nicht jeder hat dieses Privileg, eigentlich doch ein Grund zum Jubeln, oder?
Manoj Thanathethu, Warmbach