Leserbrief: Kahlschlag durch das Kultusministerium
Matthias Krause (Denzlingen)
Versteht jemand die Abschaffung der Werkrealschulen in Baden-Württemberg? Auf jeden Fall Hut ab vor der Schulleitung, dem Kollegium, den Eltern und der engagierten Bürgermeisterin, die in Freiamt für den Bestand ihrer Schule kämpfen (BZ vom 13./14. Juni). Bisher erfolgreich, denn erst vor wenigen Monaten wurde ihr die Einrichtung einer 10. Klasse für den Realschulabschluss ab dem kommenden Schuljahr genehmigt, nach jahrelangem Bemühen.
Im vergangenen Winter hatte ich im Rahmen einer Krankheitsvertretung Gelegenheit, dieses Schulzentrum Freiamt von innen kennenzulernen und dabei alle Jungen der Klassen 6 bis 9 in Sport zu unterrichten. Nicht nur vor oder nach dem Unterricht oder auf dem Weg zum Hallenbad, sondern in etlichen Pausengesprächen, habe ich viele Schüler kennengelernt, die zum Beispiel täglich den Weg aus dem Simonswälder Tal oder aus Teningen nach Freiamt zum Unterricht auf sich nehmen. Immerhin manchmal am Tag 1,5 Stunden mit dem Bus, Elterntaxi oder als Nachbarschaftshilfe.
Warum? "Ich habe mich vorher gut über die Schule und ihr Angebot informiert und dann entschieden, dass ich genau auf diese Schule will", so oder so ähnlich hörte ich es mehrfach. Also gut gemacht Schule, sollte man meinen.
Der Kahlschlag des Kultusministeriums trifft nun eine Schule, die genau diejenigen auf einen erfolgreichen Ausbildungs- und Lebensweg bringt, die unsere Gesellschaft so dringend braucht. Hören und lesen wir nicht tagtäglich von einem großen Bedarf an Facharbeitern, Elektriker, Schreiner, Installateure usw.? Das Kultusministerium brüskiert mit seiner Entscheidung gegen die Werkrealschulen nicht nur den ländlichen Raum (Baden-Württemberg ist größer als Stuttgart und die Ballungsgebiete), sondern alle engagierten Pädagogen der Werkrealschulen. Die Schließung in Freiamt wäre leider ein weiterer Baustein einer verfehlten Bildungspolitik in unserem Bundesland. Matthias Krause, Denzlingen
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