Leserbrief: Integration ist kein Selbstläufer

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SPÄTAUSSIEDLER UND DIE AFD
Zu "Bürgermeister warnt vor trivialer Analyse" vom 4. März:
Bürgermeister Schöneboom hat in seinem Diskussionsbeitrag viele Dinge angesprochen. Richtig sieht er, dass im Osten das Gefühl vorhanden ist, dass man sich dort als "Bürger zweiter Klasse" fühlt. Seinem Schreiben merkt man an, dass er mit den Menschen im Osten durchaus mitfühlt. Darin kommt zum Ausdruck, dass man im Westen den "Brüdern und Schwestern aus dem Osten" wenig Empathie entgegengebracht hätte. Diese Sicht würde ich als jemand, der beide deutsche Staaten erlebt hat, stark hinterfragen.

Seine Aussage deutet allerdings "auf des Pudels Kern" hin. Die Schwierigkeit, die man bei der Integration in eine neue Gesellschaft hat, beginnt stets mit der eigenen Sozialisation. Wer in einem autoritären System aufgewachsen ist, verinnerlicht dessen Normen. Die Rolle des Staates ist dort vorgegeben.

Wer nun in einen westlichen demokratischen Staat auswandert, hat mit den dort vorhandenen gesellschaftlichen Normen zunächst seine Schwierigkeiten. Hilfen zur Eingliederung, die sie auf die neue Heimat vorbereitet hätten, wären – wie bei allen Zuwanderern – dringend nötig gewesen. Es gab weder eine Staatsbürgerkunde, noch wurde ihnen die neuere Geschichte dieses Teils Deutschlands vermittelt. Dass man deutsch sprach, sollte ausreichen, um Fuß zu fassen, so die Meinung der damals Regierenden aus Bund und Land.

Dass dem nicht so ist, darauf weisen die vielen noch nach Moskau ausgerichteten Satellitenschüsseln hin. Viele Übersiedler aus der DDR, viele Aussiedler aus der Sowjetunion haben sich gut bei uns eingelebt, sind Mitglieder in den Vereinen geworden, engagieren sich vielfältig, sind so zu einem wertvollen Teil der Gesellschaft geworden, stehen auf dem Boden des Grundgesetzes.

Hoffen wir, dass die Menschen, die sich noch in kleineren Parallelgesellschaften befinden – wie Schöneboom es bezeichnete – bereit dafür sind, auch den dafür notwendigen Schritt in unsere offene Gesellschaft zu gehen.Fred Kletzin, Friesenheim
Schlagworte: Fred Kletzin
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