Naher Osten

Landesbischöfin nach Israel-Reise: "Das zerreißt einen"

Für einige Tage ist die badische Landesbischöfin in den Nahen Osten gereist. In vielen Gesprächen hat sie unterschiedliche Perspektiven zu hören bekommen. Und eine Sorge, einen Wunsch.  

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/3
Landesbischöfin Heike Springhart nimmt an einem arabischen Gottesdienst der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land in der Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg teil. Foto: -/Ekiba/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

Karlsruhe (dpa/lsw) - Nach ihrer Reise in den Nahen Osten wirbt die Landesbischöfin der evangelischen Landeskirche in Baden für Verständnis für beide Seiten des Konflikts. "Man kann das Leid nicht aufrechnen", sagte Heike Springhart. Man müsse den Schmerz auf beiden Seiten nebeneinander stehenlassen.

 "Das zerreißt einen"

Die Landesbischöfin war vom 29. Januar bis 2. Februar als Gast der Evangelisch-lutherischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land zu einem "Solidaritätsbesuch" in Israel und den palästinensischen Gebieten. Bei Gesprächen unter anderem mit Religionsvertretern, aber auch mit Schülerinnen und Schülern aus dem Westjordanland habe sie verschiedene Perspektiven gehört. "Das zerreißt einen", sagte Springhart. "Ich bin aber letztlich nicht in der Position zu beurteilen oder zu verurteilen."

Bischöfin besucht Gelände des Nova-Musikfestivals 

Zumal das Leid einer israelischen Familie, deren Kind am 7. Oktober 2023 dem Angriff der Hamas zum Opfer gefallen ist, das gleiche sei wie jenes einer palästinensischen Familie, die ihrerseits ein Kind verloren hat. "Die Geiselfrage ist in Israel omnipräsent", schilderte Springhart ihre Eindrücke. "Der Schmerz ist omnipräsent." Die Bischöfin hatte auch das Gelände des Nova-Musikfestivals besucht, wo die Hamas bei dem Überfall fast 400 Menschen getötet hatte.

Auf der anderen Seite seien die israelischen Siedler etwa im Westjordanland. Dort gebe es inzwischen 1.000 Checkpoints, allein 80 um Betlehem. Dass diese willkürlich teils über Stunden geschlossen seien, erschwere das Leben der Palästinenser und Palästinenserinnen. Im Gespräch mit zwei Schulklassen hätten die Schülerinnen und Schüler berichtet, deswegen manchmal nicht in die Schule gehen oder keine Verwandten besuchen zu können. Die Rechte der Menschen dort würden immer weiter eingeschränkt, betonte die Bischöfin.

Lage in Israel ist fragil

"Die Verzweiflung darüber, wie es gerade ist, und die Wut sind groß", berichtete Springhart über die Lage. Einen direkten Kontakt zwischen palästinensischen und israelischen Jugendlichen gebe es nur in seltenen Fällen, hätten die Schülerinnen und Schüler ihr erzählt. Selbst in der Straßenbahn stünden junge Männer in Zivil mit Maschinengewehr. "Wie soll man da Vertrauen haben?" Springhart war ohne eine größere Delegation gereist. 

In vielen Gesprächen hätten die Menschen ihr Gefühl geäußert, vergessen zu werden und darum gebeten, sich die Lage vor Ort anzuschauen. Während ihrer Reise sei die Situation durch die vereinbarte Waffenruhe ruhiger gewesen, sagte Springhart. Aber sie sei fragil, das sei völlig klar.

Was man in Deutschland tun kann

Es gebe im Nahen Osten konkrete Not. Wer von Deutschland aus etwas machen wolle, könne etwa Hilfsorganisationen unterstützen, die die Menschen mit Lebensmitteln versorgen, oder sich für Frieden einsetzen, sagte Springhart.

Wichtig sei zudem, immer wieder zu betonen, dass es kein religiöser Konflikt sei. "Kritik an der israelischen Regierung darf nicht der Nährboden für Antisemitismus sein", betonte die Landesbischöfin. Darauf solle man in Gesprächen immer wieder hinweisen. "Dann wäre schon viel gewonnen."

© dpa‍-infocom, dpa:250210‍-930‍-370387/1

Schlagworte: Heike Springhart
PDF-Version herunterladen Fehler melden

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2025 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare

Weitere Artikel